Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05462: Mit Fettnäpfchen an den Füßen geboren (SB)


Wie kommt es, daß gewisse Zeitgenossen die seltene Gabe besitzen, sich allerorten Feinde zu machen, im Gegenzug jedoch streng darauf achten, jedem zu erzählen, daß sie kein Wässerchen trüben könnten? Es ist fast so, als wären sie mit Fettnäpfchen an den Füßen geboren worden. Die Zahl derer unter den Schachmeistern, die unausstehlich sind, ist vergleichsweise gering. Gutmütig, trotz des martialen Spiels, dem sie sich verschworen haben, sind die meisten umgängliche Naturen, auf Fairplay bedacht und friedensliebend. Ausnahmen bestätigen freilich immer die Regel. Erinnern wir uns an das Jahr 1977, als der gebürtige Australier Walter Browne die US-Meisterschaft gewann. Hinterher übte er trotz des frohen Anlaßes Kritik an seinen Mitstreitern: "Weniger als die Hälfte der Spieler gratulierten mir zum Sieg. In Europa hingegen geben einem die meisten Spieler die Hand und beglückwünschen einen, wenn man gewinnt. Ich finde, die amerikanischen Spieler sind neidisch, repressiv und unreif." Herr Browne, häufiger vor der eigenen Haustür gekehrt, macht besonnen! Was Menschen mit dem Hang zur Theatralik fehlt, ist offenbar selbstkritische Nabelschau. Daß sich Browne auf vielen Turnieren seinen Mitspielern gegenüber wie ein Elefant im Prozellanladen benommen hat, schien er dabei beflissentlich vergessen zu haben. Beim New Yorker Open 1984 spielte sein Landsmann Bernard Zuckerman in der Diagrammstellung 1...a3-a2 und gewann langsam und genüßlich gegen Browne. Dabei hätte er die Prozedur bedeutend abkürzen können. Offensichtlich wollte sich Zuckerman jedoch für erlittene Qualen revanchieren. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll Gerechtigkeit geübt werden. Wie hätte Zuckerman rascher den Sieg erringen können, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05462: Mit Fettnäpfchen an den Füßen geboren (SB)

Brown - Zuckerman
New York 1984

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Garry Kasparows Einwand mit 1.Tf1-f5 fruchtete gegen die kalte Logik von Fritz 3 ganz und gar nicht, denn der Computer, Liebkind vieler Schachanalytiker, zog einfach 1...Te4-e2! und führte seine Armee nach 2.Tf5xe5 Te2xg2+ 3.Kg1xg2 f6xe5 4.La7-b8 e5-e4 5.Lb8xe5+ Te7xe5 6.Sh6- f7+ Kh8-g7 7.Sf7xe5 Le1-d2 8.Kg2-f1 Ld2-c1 9.b2-b3 Lc1xa3 10.g4-g5 d4- d4 11.Kf1-e2 d4-d3+ 12.Ke2-d2 La3-d6 13.Se5-c4 Ld6-f4+ 14.Kd2-c3 b7- b5! souverän zum Sieg.


Erstveröffentlichung am 23. Mai 2002

02. Mai 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang