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SCHACH-SPHINX/05409: Tür ins 21. Jahrhundert (SB)


Werfen wir einen Blick auf die Stadt New York, wo der Profi- Weltmeister Garry Kasparow 1997 im Namen der Menschheit das Schachspiel gegen den totalitären Alleinvertretungsanspruch des IBM- Computers Deep Blue zu verteidigen versuchte. Im ausgehenden 18. Jahrhundert hatte der Schachautomat des Barons von Kempelen erstmals die Frage aufgeworfen, ob das menschliche Denken oder die Intuition, wie Kasparow gerne anführt, wenn er auf die eigentliche Essenz seiner Schachstrategie zu sprechen kommt, auf ein mechanisches Vehikel zu übertragen sei. Im Zeitalter der Schaltkreise, Prozessoren und schier unendlichen Bytes scheint diese alte Frage zu einem neuen, schaurigen Leben zu erwachen. Daß Garry Kasparow nach der fünften von insgesamt sechs Partien mit 2,5:2,5 nur Schulter an Schulter mit dem IBM- Rechenmonstrum gleichziehen konnte, überraschte schon deshalb, weil der Profi-Weltmeister im Februar des Vorjahres gegen das Vorläufermodell mit 4:2 triumphal gesiegt hatte. Unabhängig vom Ausgang des New Yorker Wettkampfs Mensch gegen Maschine wird man an einem Faktum nicht mehr herumkommen: IBM hat die Tür in die Zukunft aufgestoßen. Fortan werden die Schulmeister und Theoretiker des Geistes vor der Frage zittern müssen, ob nicht vielleicht das gesamte Denken des Menschen ein in sich geschlossener sozialer Mechanismus ist, nicht mehr als ein logisches Ineinandergreifen von Reflex und Anpassung. Reflexartig hatte auch unser Schachfreund Russow im heutigen Rätsel der Sphinx zuletzt 1.f2-f4? gezogen mit dem offensichtlichen Ziel, den schwarzen Randläufer zu fangen. Wer andern eine Grube gräbt..., nicht wahr, Wanderer, kannst du den Reim abschließen?



SCHACH-SPHINX/05409: Tür ins 21. Jahrhundert (SB)

Russow - Guljajew
Terek 1980

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Ein schwarzer König auf dem goldenen Tablett - hätte da ein Großmeister vom Format Jan Timmans etwa widerstehen können? Natürlich nicht, darum brachte er die Partie auch mit 1.Te6xg6+! sofort zu Ende, denn nach 1...h7xg6 hätte 2.Dc3-h8# mattgesetzt und nach 1...Kh6xg6 wäre die Springergabel 2.Sf3-e5+ vernichtend gewesen.


Erstveröffentlichung am 02. April 2002

10. März 2015


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