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SCHACH-SPHINX/05063: Respekt und Ehre (SB)


Das Königliche Spiel verlangt vollendete Spielmanieren. Es geht um Ehre und Respekt - jedenfalls für einen Großteil der Schachmeister. Ein Beispiel: Der Gegner erhebt sich und geht im Saal spazieren, was häufig vorkommt. Nun macht der andere einen Zug, stellt jedoch plötzlich fest, daß dieser zum Verlust der Partie führt. Rasch nimmt er ihn zurück. Keiner hat es gesehen, und doch plagt ihm mit einemmal fürchterliche Gewissenspein. Was passiert? Der andere erscheint und unser Freund gibt die Partie auf, indem er reuevoll erklärt, daß er einen Verlustzug ausgeführt, ihn jedoch wieder zurückgenommen hatte. Mit dieser unehrenhaften Schuld wollte er nicht weiterspielen. Der Gegner dankt ihn für seine Aufrichtigkeit. In Zeiten, wo der Sieg im Sport alles zu sein scheint, wo es fast nur noch um das Erhaschen der Preisgelder geht, mutet solch ein Verhalten wundervoll anachronistisch an. Trotzdem haben sich im Schach viele althergebrachte Praktiken und Umgangsformen nicht allein der Höflichkeit erhalten. Dies ehrenhafte Verhalten rührt unzweideutig aus den Tagen der Duelle und ihrer bürgerlichen Romantisierung her. Dennoch ein schöner Zug, auf den das Schach nicht wenig stolz sein kann. Auch in unserem heutigen Rätsel der Sphinx ging es ehrenvoll zu, denn Meister Suba fand mit den weißen Steinen eine respektvolle Kombination. Also, Wanderer, Hand aufs Herz, wolltest du nicht auch immer schon ein Kavalier mit feinen Manieren sein?



SCHACH-SPHINX/05063: Respekt und Ehre (SB)

Suba - Timman
Las Palmas 1982

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die weiße Stellung sah alles in allem gefestigt aus, doch wie so oft täuschte der Schein über die wirkliche Gefahr hinweg, denn Meister Liabotro setzte die weiße Stellung mit 1...Se5-d3+! in Brand: 2.c2xd3 Lf6-e5! - erobert die zweite Reihe für den Turm - 3.Dg3-g4 Tf8xf2 - auf dem Feld g4 wurde die weiße Dame nun durch den Zug 4...Lb7-c8! bedroht - 4.Dg4-e6+ Kg8-h8 5.Lg2-f1 Le5xc3 6.b2xc3 Dd8-a5 und Weiß gab auf; vielleicht ein wenig zu früh, doch offenbar wollte er sich das Niedermetzeln seines Königs nicht zeigen lassen.


Erstveröffentlichung am 15. Juni 2001

29. März 2014





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