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SCHACH-SPHINX/04577: Unbestand und Laune (SB)


Wenn es etwas gibt, worauf die Vernunft mit neidischen Augen blickt, dann auf den Zufall, der stets aus dunklen Höhlen hervorbricht und mit mesmerisierender Kraft lehrt, daß die Welt und Fortuna nicht unter die Buchstaben einer strengen Logik zu zwingen sind. Um wieviel mehr ärgert sich da ein Schachspieler. Unermüdlich forscht er nach Gesetzmäßigkeiten, von denen er sich die Befähigung verspricht, eine Partie in allen Phasen mit gebieterischem Willen in die Bahn der eigenen Absichten lenken zu können. Zu diesem Zwecke erträgt er fast alles, nimmt geduldige, stirnzerfurchende Nachtstunden auf sich, grübelt sich die schönsten Analyseketten zurecht, doch dann, im Angesicht der Herausforderung, bleibt er den Beweis ihrer Stichhaltigkeit schuldig. Nicht sein Gedankenbau stülpt sich über das Brettgeschehen. Es ist die alte Vettel namens Laune, in der modernen Sprache auch Zufall genannt, die den Wuchs der Partie nach Willkür verändert und immer wieder störend in den Ablauf hineingreift. Da tauchen dann irritierende Züge wie Gespenster auf, in Augenblicken, wo der Vorteil zum Greifen nahe scheint. Im heutigen Rätsel der Sphinx nahm Meister Robert Byrne an, daß sich der schwarze Angriff nach seinem letzten Zug 1.Dd2-c2? als verfrüht und harmlos bloßstellen ließe, doch der Zufall, der sich seinen Gedanken entzog, hatte eine andere Meinung dazu. Also, Wanderer, was half der schwarzen Stellung auf die Sprünge?



SCHACH-SPHINX/04577: Unbestand und Laune (SB)

R. Byrne - Fischer
New York 1963

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nach 1...Ld4-g1!! samt der Mattdrohung auf h2 hätte Meister Marco einen glänzenden Sieg erringen können, so jedoch blieb nur eine vor Scham brennende Erinnerung in seinem Gedächtnis zurück.


Erstveröffentlichung am 08. Januar 2001

28. November 2012





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