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SCHACH-SPHINX/04526: Der tschechische Napoleon (SB)


Nachdem Salo Flohr seine tschechische Heimat verlassen hatte und in die UdSSR umsiedelte, verblaßte sein Schachstern ein wenig. War er Zuhause dank seiner herausragenden Rolle ein vielbejubelter Held gewesen, so gehörte er in Rußland eher zur prosaischen Pflichtlektüre. Er spielte nach wie vor glänzend, nur daß ihm dort eine ebenbürtige Konkurrenz erwuchs. Vom strahlenden Sieger sank er so nach und nach zum bedauernswerten Remiskönig herab, wie zum Beispiel beim Wettkampf gegen seinen neuen Landsmann Michail Botwinnik, der mit 6:6 endete. Interessant war, wie Botwinnik die Situation erlebt hatte: "Nach der ersten Hälfte unseres Wettkampfes, der für mich wenig erfreulich verlaufen war, übersiedelten wir von Moskau nach Leningrad. Alles umschwärmte ihn; mich beachtete niemand. Die Journalisten verglichen Flohr mit Napoleon. Vielleicht war Napoleon tatsächlich ein Genie. Flohr dagegen war ein gewöhnlicher Mensch, wenngleich ein äußerst begabter." Ob da Futterneid aus Botwinniks Worten sprach? Eines allerdings stimmte: An seine großen Erfolge aus den 30er Jahren konnte Flohr späterhin nicht mehr anknüpfen. Im heutigen Rätsel der Sphinx mußte er gar eine Niederlage gegen Isaak Boleslawski einstecken, der 1950 mit dem geteilten ersten Platz im Budapester Kandidatenturnier - gemeinsam mit David Bronstein - den Höhepunkt seiner Schachkarriere erreichte. Also, Wanderer, was hatte der tschechische Napoleon übersehen, als er zuletzt 1...Sd7-f6 zog?



SCHACH-SPHINX/04526: Der tschechische Napoleon (SB)

Boleslawski - Flohr
Moskau 1950

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nach 26.Dc2-d1 Db7xe7 stünde die Stellung tot und remis, also setzte Unzicker auf die dynamische Kraft von Läufer, Turm und Bauer und opferte mit 26.Le7xd6! seine Dame. Nach 26...Tc8xc2 27.Lb1xc2 f7-f6 hätte er nun mit 28.Lc2-d3! Sh5-f4 29.Ld3-f1 Db7-c8 30.Sf3-h4 Kg8-f7 31.g2-g3 Sf4-g6 32.Sh4-f5 eine überlegene Stellung erhalten können, statt dessen spielte er schwächer 28.Lc2-b3?! und mußte erst durch ein Nadelöhr von elf Zügen gehen, ehe er den vollen Punkt verbuchen konnte.


Erstveröffentlichung am 22. Dezember 2000

07. Oktober 2012





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