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SCHACH-SPHINX/04515: Solide Rechenkünste (SB)


Die Gebrüder Louis und Wilfried Paulsen machten im 19. Jahrhundert von sich reden als Schachkenner von Format. Nur daß beide im Berufsleben andere Wege einschlugen. Louis, der ältere und auch gewitztere von beiden, brachte es als Kaufmann zu einigem Vermögen. Die Rechenkunst im Kopf half ihm auch beim Schachspiel. Sein Blick war von der Zahl dominiert, und so fügten sich die Züge zusammen zu vortrefflichen Ketten. Auf einem anderen Boden pflanzte der fünf Jahre jüngere Wilfried sein Wappen auf. Als Landwirt war für ihn das Schachspiel ein ewiges Jäten, Säen und Ernten. Was sich nicht mit der guten Erde vertrug, wurde ausgerissen, der Rest blieb stehen. Diese allzu bäuerliche Art vertrug sich jedoch wenig mit dem Königlichen Spiel, das anderen Gesetzen als denen der Jahreszeiten folgte. Wo der ältere Bruder durchaus kurz und gewinnorientiert dachte, ließ Wilfried die Dinge sukzessive wachsen. Der Unterschied bestach und fiel zu Gunsten der Kaufmannschaft aus. Daß Bauernschläue so ihre Tücken und Kniffe besitzt, wer will es leugnen, aber gegen die Durchtriebenheit eines Meister Schallopp, der als Stenograph im Reichstag und Kanzleirat mit ganz anderen Intrigen und Winkelzügen zu kämpfen hatte, war der jüngere Paulsen im heutigen Rätsel der Sphinx völlig machtlos. Sein weißer König war nach a3 abgeirrt und saß in einer widerlichen Falle. Zeit für den letzten Streich, Wanderer!

SCHACH-SPHINX/04515: Solide Rechenkünste (SB)
W. Paulsen - Schallopp

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nach 1.f5-f6! wurde der Kerker des schwarzen Königs verriegelt. Und auch die Henker taten ihren Dienst: 1...Sc6-e5 2.Ld3xh7! Se5-g4 - 2...Kh8xh7 3.Te3-h3+ Kh7-g6 4.Kh1xg2 - 3.Lh7xg8 Sg4xe3 4.Lg8xf7 Tg2xh2+ 5.Kh1xh2 Se3xf1+ 6.Kh2-g2 Sf1-d2 7.Lf7xd5 und der weiße Freibauer macht das Rennen.


Erstveröffentlichung am 19. Dezember 2000

26. September 2012