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SCHACH-SPHINX/04493: Aberglaube und Seelenfängerei (SB)


Mit einem hilflosen Kopfschütteln hatte die Öffentlichkeit beim Weltmeisterschaftskampf zwischen Anatoli Karpow und Viktor Kortschnoj zur Kenntnis genommen, daß die Russen ihre eigene Art von Zirkusclownerie betrieben. Kortschnoj war mit der Rückendeckung eines Geistersehers ans Brett gekommen, weil er befürchtete, daß er mit parapsychologischen Attacken um seine klaren Gedanken gebracht werden sollte. Mit einem mentalen Schild, das sein Hinterhofzauberer um ihn legte, hoffte er den Unterminierungsversuchen der Karpow-Organisation entgehen zu können. Derlei Spektakel und Zinnobereien schienen überhaupt bei den Russen bis zur manischen Idee verwildert zu sein. Man denke da nur an Spasskys Sekundanten Efim Geller zurück, der 1972 in Reykjavik in einem auf englisch und russisch abgefaßten Beschwerdebrief den Verdacht äußerte, daß der amerikanische Herausforderer Bobby Fischer mit "elektronischen Hilfsmitteln irgendwelcher Art" seinen Schützling geistig beeinflusse. Absurditäten von dieser Tragweite lassen jedoch einen ganz anderen Verdacht zu, nämlich daß die Russen durchaus damit experimentiert hatten, auf parapsychologischem Wege in das Gehirn eines anderen einzudringen und nun, da selbst gescheitert, fürchten mußten, daß, schließlich handelte es sich seinerzeit in Reykjavik um einen Prestigekampf der Weltblöcke, mehr Erfolg gehabt hatten. So geriet das Schach in den Bannkreis abergläubischer Seelenfängerei. Bedauerlich, aber nun zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx, wo Meister Parma mit den weißen Steinen auch ohne die Zuhilfenahme ominöser Mächte den schwarzen König in ein Mattnetz trieb. Also, Wanderer, dank welcher drei Pointen siegte Weiß?

SCHACH-SPHINX/04493: Aberglaube und Seelenf�ngerei
Parma - Ramirez
Malaga 1963

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Lasker war wie paralysiert, als er begriff, welches Schicksal er sich mit seinem letzten Zug 1...Ke7-f8? selber bereitet hatte, denn nach 2.Db7-b8+ gab er sich sofort geschlagen. Auf 2...Ke7-g7 wäre 3.Db8-h8+ Kg7-g6 4.Dh8-h6# und auf 2...Kf8-e7 3.Db8-e5+ Dd4xe5+ 4.Th5xe5+ mit Figurenverlust gefolgt.


Erstveröffentlichung am 12. Dezember 2000

04. September 2012