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SCHACH-SPHINX/04449: Gemunkelt wird viel (SB)


Beim Interzonenturnier 1982 in Moskau traten zwei mysteriöse Vorkommnisse ein, und beide Male war Garry Kasparow darin verwickelt. Fall Nummer 1 war die Partie gegen Michail Tal. Nachdem der Rigaer Meister Kasparow an den Rand des Ruins gespielt hatte - Tal besaß einen Mehrspringer bei überlegener Stellung -, gaben sich beide Kontrahenten urplötzlich die Hände zum vereinbarten Remis. Im Presseraum brach Jubel aus. Zunächst hatte man nämlich angenommen, Kasparow habe die Partie in hoffnungsloser Stellung aufgegeben. Als dann die Wahrheit ans Licht kam, herrschte plötzlich betretenes Schweigen. Hatte Tal seinen Gegner begünstigt? In der neunten Runde kam es dann zum Fall Nummer 2. Kasparow spielte mit den schwarzen Steinen Königsindisch gegen den Schweden Ulf Andersson. Beim 28. Zug stand Kasparow mit zwei Bauern in der Kreide und ein dritter wackelte bedenklich. Klarer Fall, dachten die im Presseraum versammelten Kommentatoren, ein paar Züge noch, dann gibt sich Kasparow geschlagen. Statt dessen erhoben sich plötzlich beide Spieler und reichten sich die Hände zum Remis. Wieder herrschte Fassungslosigkeit. Kasparow selbst erklärte hinterher, daß er natürlich auf Verlust gestanden habe, räumte jedoch ein, daß er noch sieben Minuten Bedenkzeit gehabt habe für die restlichen zwölf Züge bis zur Zeitkontrolle, Andersson dagegen nur noch drei. Und drei Minuten sind ja auch etwas wert! so Kasparow schmunzelnd. Indes, niemand unter den anwesenden Großmeistern gab der schwarzen Stellung noch zwölf Züge. Aber die Entscheidungen der Großmeister, zumal auf Interzonenturnieren, haben halt ihre eigenen Gesetze, die niemand ergründen kann. Eindeutiger fiel dagegen die Partie zwischen Florin Gheorghiu und Alexander Beljawski im heutigen Rätsel der Sphinx aus. Also, Wanderer, mit welchem Zug zwang Beljawski als Nachziehender seinen Kontrahenten zu einer waschechten Kapitulation?



SCHACH-SPHINX/04449: Gemunkelt wird viel (SB)

Gheorghiu - Beljawski
Moskau 1982

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Auf b6 ging der weiße Springer unweigerlich verloren: 1.Sa8-b6? Df6- b2+ 2.Ke2-d1 Th8-f8 3.Dh5-e2 Db2-d4+ 4.Kd1-e1 Dd4-g1+ 5.Ke1-d2 Dg1-d4+ 6.Kd2-e1 Dd4xb6 7.De2xe4+ Kh7-h8 8.Tc1-c2 d6-d5! und da Matt oder weitere Materialverluste unvermeidlich waren, gab Weiß auf.


Erstveröffentlichung am 27. November 2000

22. Juli 2012