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SCHACH-SPHINX/04419: Im Dienst der Kriegsideologie (SB)


Auf einer deutschen Schachpostkarte von 1915 findet sich ein für diese kriegswirre Zeit bezeichnendes Bild. An einem Tisch sitzt auf der rechten Seite Feldmarschall Paul von Hindenburg mit grimmig ernster Miene. Sein rechter Arm ausgestreckt, im Griff der Faust steckt die Dame Germania und bietet allen Feinden des Reiches ein Schachmatt, den Russen, Franzosen, Engländern und Italienern, die auf der anderen Seite des Tisches mit händeringender Verzweiflung ihre Niederlage erkennen. Gönnerhaft legt auf diesem Bild Kaiser Wilhelm II. seine linke Hand auf die Schulter seines Kriegshelden. Die Postkarte verschweigt allerdings, daß an den Kriegsabschnitten im Osten und Westen Hunderttausende von Soldaten ihr Leben für eine Kriegsideologie aushauchten. Figuren auf dem Schachbrett der Generalität? Der Patriotismus war eben das Opfer in den Plänen und Köpfen der Kriegstreiber und Machtmenschen. So mußte das Schachspiel unfreiwillig und oft Gesinnungsdienste leisten für das Blutvergießen in der Welt. Im heutigen Rätsel der Sphinx ging es zum Glück weniger makaber zu, wenngleich der schwarze König für den letzten Zug 1...h7-h6 doch den Kopf hinhalten mußte. Also, Wanderer, wie büßte der Nachziehende seinen Fehlzug. Mit 1...Da5-d8! hätte er die Partie vielleicht noch retten können.



SCHACH-SPHINX/04419: Im Dienst der Kriegsideologie (SB)

Parma - Ramirez
Torremolinos 1963

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Auch das Böse kann nicht an zwei Orten zugleich sein, also zog Weiß 1.Sb3-c5+! Da die schwarze Dame den Bauern f6 decken mußte, blieb dem schwarzen König nur die Flucht mit 1...Ke6-e7, was die Niederlage freilich nur aufschob: 2.Dg6-h7+ Ke7-e8 3.h2-h4! Dg5xc5 - 3...Dg5xg3 4.Dh7-h8+ und Matt in wenigen Zügen - 4.Dh7-g6+ Ke8-d7 5.Tf1-d1+ und Schwarz gab angesichts der unrettbaren Lage seines Königs auf.


Erstveröffentlichung am 17. November 2000

22. Juni 2012