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SCHACH-SPHINX/04353: Verschmelzung von Idee und Strategie (SB)


Den Gegner strategisch völlig zu überspielen, daß er sich nicht rühren, kein Gegenspiel entfalten, keinen Widerstand auf die Beine stellen kann, das ist das Höchste an Kunstfertigkeit, was im schachlichen Sinne zu erreichen ist. Taktisches Klingenkreuzen und das Ausforschen der gegnerischen Fehler sind nicht zu unterschätzen, aber sie stellen eben nur das Handwerk dara. Die Kunst geht weit darüber hinaus. Die Stufe, die ein Meister erklimmt, mißt sich immer an der strategischen Geschicklichkeit. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Garry Kasparow mit den weißen Steinen seine Meisterschaft unter Beweis gestellt, indem er ohne das Verwirrende von Kombination und Schlagabtausch in gerader Linie Idee und Strategie zu einer Einheit verschmolz. Sein Kontrahent Wladimir Kramnik spielte nun 1...Sg6-e7 und gab nach 2.Ld5-c4 h6-h5 3.Da7-c5 auf. Nun, Wanderer, war der Desperado-Zug 1...Sd4xf3+ vielleicht eine brauchbare Alternative?



SCHACH-SPHINX/04353: Verschmelzung von Idee und Strategie (SB)

Kasparow - Kramnik
Linares 1997

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Oft geht Taktik vor Strategie, insbesondere wenn man gegen Anand spielt: 1.Lf8-e7! g5-g4 2.h3-h4 Tb8-b7 3.Le7-d8! - nun drohte der Inder mit einer Invasion der Türme auf der f-Linie - 3...Tb7-f7 4.Tf1xf7 Dh7xf7 5.Te2-f2 Df7-g6 6.Kg2-h2 und der Künstler Iwantschuk gab sich geschlagen. Nach dem Fall des a5-Bauern wäre die Stellung nicht mehr zu halten gewesen.


Erstveröffentlichung am 27. Oktober 2000

17.‍ ‍April 2012