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SCHACH-SPHINX/04202: Vor der Weltpolitik in die Knie gegangen (SB)


Unter dem FIDE-Präsidenten Kirsan Iljumschinow wäre das Schach um ein Haar in ein trügerisches Fahrwasser geraten. Seine Ankündigung, den WM- Kampf zwischen Karpow und Kamski in Bagdad austragen zu lassen, schockierte seinerzeit die halbe Welt, zumindest jenen Teil, der sich den US-Sanktionen anschloß. Viele Stimmen, darunter auch der Profi- Weltmeister Garry Kasparow, warnten vor einem solchen Schritt ins Ungewisse. "Wenn das Match in Bagdad stattfindet, wird das Schach Jahre unter dem Makel zu leiden haben, sich mit Saddam eingelassen zu haben. Im Westen wird das gewaltige Folge haben, die Sponsoren werden zurückschrecken." Offenbar hatte der taktische Fuchs Iljumschinow die Zeichen richtig gedeutet und schließlich die Finger von der politischen Freveltat gelassen. Inzwischen erfreut sich die FIDE weltweiter Anerkennung. So werden die WM-Kämpfe im Einjahres-Turnus abgehalten, was wiederum dem Sportgedanken entgegenkommt und so mit einer inzwischen veralteten Institution Schluß machte. Der Weltmeister gehört dem Volk und nicht umgekehrt. Auch diese Demokratisierung half dem FIDE-Chef über die ersten Klippen hinweg. Die Zeit wird jedoch zeigen müssen, inwieweit er es versteht, das Schachspiel in eine neue Ära der Popularisierung zu führen. Für den niederländischen Großmeister Jan Timman gab es indes im heutigen Rätsel ein böses Erwachen. Mit den schwarzen Steinen hatte er eine umstrittene Variante der Grünfeldindischen Verteidigung zu modernisieren versucht. Der Schluß ging jedoch nach hinten los, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04202: Vor der Weltpolitik in die Knie gegangen (SB)

Sossonko - Timman
Wijk aan Zee 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Originalität schadet nie, doch wer sich ins Skurrile überstreckt, verlangt von seiner Stellung zu viel: 1.Sd2-f1? Se5xc4 2.b3xc4 Dd6- e5+! 3.Sf1-e3 Lf5xc2! 4.Dd1-c1 De5-c3+ 5.Ke1-f1 Lc2-d3+ 6.Kf1-g1 Dc3- d4 7.h2-h4 f7-f5! und Weiß gab die mißhandelte Stellung verloren. Es drohte 8...f5-f4 mit weiterem Bauernverlust.


Erstveröffentlichung am 13. September 2000

17. November 2011