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SCHACH-SPHINX/03280: Schöne Blumen der Romantik (SB)


Neuartig für seine Zeit stellte Wilhelm Steinitz die Maxime auf, daß der Angriff nur dann erfolgen dürfe, wenn die eigene Stellung reif dafür sei. In der Blütezeit der Gambiteröffnungen und des Wellenreitens auf dem Kamm der Kombinationen erntete Steinitz damit anfangs zumindest nicht mehr als ein müdes Lächeln. Später mußte man sich notwendig mit seinen Lehrsätzen auseinandersetzen, als Steinitz nicht nur Theorie betrieb, sondern auch in der Praxis zu überzeugen wußte. Dennoch verstand man die Tiefe seiner Konzepte nicht, weil seine Zeitgenossen noch zu sehr verstrickt waren in der Vorstellung, jeder Angriff, hübsch ausgeführt, müsse zielstrebig zum Sieg führen. An Steinitz scheiterten nicht wenige seiner Kontrahenten eben mit diesem Aberglauben. Indes war auch Steinitz nicht immer frei von den Fesseln des Zeitgeistes. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte er mit den weißen Steinen beispielsweise ganz im Stile der Angriffsromantik nunmehr 1.Th1xh7, wodurch er einen leichten materiellen Vorteil erhielt und gewann. Was hätte ein nüchterner Adept der Aufklärung gezogen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/03280: Schöne Blumen der Romantik (SB)

Steinitz - Mongredien
London 1863

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es geht nicht nur ohne Prahlerei, sie ist zudem äußerst hinderlich fürs Denken: 1.Tf1xf5! e6xf5 2.Dg5-g7+ Kd7-d8? - zu versuchen war wenigstens 2...Kd7-e6, obwohl Schwarz auch in diesem Falle nach 3.Se4- g5+ nicht viel Freude am Spiel gehabt hätte - 3.Dg7xh8+ Kd8-c7 4.Dh8xc8+! und Schwarz gab auf. Weiß holt sich seine Dame nach 4...Kc7xc8 5.Se4-d6+ mit hohem Zins zurück.


Erstveröffentlichung am 17. November 1999

14. September 2010