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SCHACH-SPHINX/03029: Gute Gründe für Morphys erstes Reiseziel (SB)


Als Paul Morphy 1858 von Amerika nach Europa kam, um mit den größten Schachmeistern des alten Kontinents die Klingen zu kreuzen, da war seine erste Station England. Und das aus gutem Grund. Zwar wurde auch in Frankreich gutes Schach gespielt, aber dort fehlte ihm die Noblesse. Schach in Frankreich, das war wie eine Jahrmarksattraktion. In Wirtshäuser, in einer Atmosphäre des Halbseidenen und Anrüchigen, trafen sich die renommierten Schachspieler und frönten dem Mammon. Eine Partie ohne Geldeinsatz, ohne daß auf den Sieg gewettet wurde, paßte nicht ins französische Geistesleben. England war solide, vornehm, der Kunst verpflichtet, ja adelig. Kein Wunder also, daß Morphy im Inselreich die stärksten Spieler vermutete. Nun, ebenso wie später in Frankreich sollte er auch dort enttäuscht werden. Morphy war seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Und England heute? Ein Morphy unserer Tage hätte es gegen englische Spitzenspieler wie Nigel Short oder Michael Adams sicherlich schwer. Wahrscheinlich würde er eher nach Frankreich fahren, um sich auf das britische Schach vorzubereiten. Im heutigen Rätsel der Sphinx zerschmetterte Adams die schwarze Stellung seines Kontrahenten Peter Leko aus Ungarn. Wahrlich, Adams wäre eine harte Nuß für Morphy gewesen.



SCHACH-SPHINX/03029: Gute Gründe für Morphys erstes Reiseziel (SB)

Adams - Leko
Linares 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Adams mußte 1.c4xb5! spielen, um den schwarzen Läufer von c6 fernzuhalten. Nach 1...Kc7-b6 2.Ta1-d1! Kb6xb5 3.Td1-d6! Dg8-e8 4.e6- e7 Kb6-a5 5.Te1-e6 oder 1...Dg8-f8 2.e6-e7 Df8-f3 3.b5-b6+! Kc7xb6 4.Ta1-b1+ wären seine Gewinnchancen hervorragend gewesen. Die beste Verteidigung für Akopjan bestand in 1...Dg8-a8! mit der Drohung 2...Lb7-h1. Aber auch dann hätte Adams mit 2.Ta1-b1! die Würfel zu seinen Gunsten werfen können.


Erstveröffentlichung am 02. September 1999

21. Juni 2010