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SCHACH-SPHINX/03016: Tanz um eine leere Mitte (SB)


Nichts kann im Oberflächlichsten der Begriffe soviel Verwirrung, soviel Tanz um eine leere Mitte hervorrufen wie die Annahme, im Schachmenschen verberge sich ein leidenschaftlicher Wille, ein Über- sich-selbst-Emporwachsendes, gar ein Flügelwesen, das über jede Gradeinteilung hinaus will. Das Gegenteil wird zum Regelfall. Schachliebe hat seit Jahrhunderten in den Köpfen der Menschen nichts anderes bewegt als die eigene Schwere der Gedanken. Um wieviele Meilen mag man von sich selbst dabei abgeirrt sein? Es hat sich infolgedessen eine Magie der Zahlen und Verknüpfungsoperationen in dieses einfache Spiel geschlichen, ein Umstand, bei dessen Gewahrwerden sich wohl der indische Weise, der einst dies Spiel ersann, noch als Gerippe die Lippen wegbeißen möchte! Innerlichkeit. Gedankentiefe. Geistiger Horizont. Wenn es je eine Dimension gegeben hat, die dem Wiegenlied des Schachspiels fremder, unverträglicher war, dann mit Sicherheit diese Flucht in die Abstraktion. Wann wird der Mensch begreifen, das alles um ihn herum und in ihm nur die Reflexion seiner Irrtümer sein kann. Gesetzt, es gäbe einen philosophischen Hintergrund, dann diesen. Im heutigen Rätsel der Sphinx verschaffte eben diese Blendung durch die Sinne Weiß einen geborgten Sieg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03016: Tanz um eine leere Mitte (SB)

Molli - Gonzalez
Fernpartie 1964

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß machte seinem Titel alle Ehre mit einer Kombination, die noch heutzutage Schachfreunden den Atem raubt: 1.Tg3xg7! Kh8xg7 2.Tf3-g3+ Kg7-h7 3.Lh5-g6+! Kh7-g7 - oder 3...f7xg6 4.Tg3xg6 und gegen 5.Dd2xh6# ist kein Kraut gewachsen - 4.Lg6-h7+! und Schwarz gab auf, da er nach 4...Kg7xh7 5.Tg3-h3 in dieselbe Ausweglosigkeit kommt.


Erstveröffentlichung am 28. August 1999

17. Juni 2010