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SCHACH-SPHINX/02949: Gebrochene Linie der Gesetzmäßigkeiten (SB)


Nun darf man nicht vergessen, daß es so etwas wie strategische Gesetzmäßigkeiten gar nicht gibt. Es wäre auch ein Widerspruch in sich. Bestenfalls läßt sich von privaten Ansichten dieses oder jenes Großmeisters sprechen hinsichtlich der Bewältigung von Stellungsproblemen. Selbst der Begriff der Schachschule hinkt der Wirklichkeit hinterher, wie ja jede Verallgemeinerung komplexer Sachverhalte immer nur auf Kosten der Präzision erfolgen kann. Ein Gesetz entsteht stets in einer Konsensbildung. Es ist ein Kompromiß mit dem Kurs, die Unzahl vieler Meinungen über ein Problem zu trivialisieren. Herauskommt dabei eine gebrochene Linie des Handelns. Gute Spieler zeichnen sich ebendadurch aus, daß sie die Prinzipien ihres Spiels geheimhalten, das heißt sie vermeiden Gesetze, denen sie sich selbst unterwerfen müßten. Es wäre dies auch gleichzusetzen mit dem Ende jeder Entwickelbarkeit. Taktische Lösungen folgen schon eher einer Linie, weil sie mit Logik und Sachverstand erfaßbar sind in dem Sinne, daß die kürzeste Gewinnfolge errechnet wird. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise wählte Schwarz nun eine Kombination, die forciert zum Sieg führte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02949: Gebrochene Linie der Gesetzmäßigkeiten (SB)

Benko - Paolozzi
Lone Pine 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Dame war überlastet, sie konnte den g6-Bauern und den Läufer auf d7 nicht zugleich decken. Weiß nutzte diesen Umstand mit 1.Ta7xd7! De8xd7 2.Lh5xg6! - nur gleiches Spiel hätte 2.Dg5xg6+? Kg7- h8 3.Lh5-g4 e7-e6! oder 3.Dg6-h6+ Kh8-g8 4.Lh5-g6 e7-e6! ergeben - 2...Dd7-a7 - oder 2...Tb8-h8+ 3.Lg6-h5+ Kg7-f8 4.Dg5-f4+ Kf8-g7 5.Df4- f7+ Kg7-h6 6.Df7-g6# - 3.Lg6-f5+ und Schwarz gab wegen der beiden tristen Alternativen 3...Kg7-f8 4.Lf5-e6 oder 3...Kg7-h8 4.Dg5-h6+ Kh8- g8 5.Lf5-e6# auf.


Erstveröffentlichung am 03. August 1999

26. Mai 2010