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SCHACH-SPHINX/02911: Umgang mit dem Unerwarteten (SB)


Von manchen Varianten sollte man wirklich die Finger lassen. Sie sind einfach zu kompliziert, vollgespickt mit Fallen, Winkelzügen und scharfen Klingen. Was verliert man schon dabei, wenn man ruhigere Abspiele wählt? Aber nein, die Neigung des Menschen, mit der Gefahr zu spielen, hat ja nicht nur den Bau von Atomreaktoren ermöglicht, um Wasser heißzukochen. Er liebt den Umgang mit dem Unerwarteten, auch wenn sich das parodox anhört. Besser einen Fehler zu erkennen, sagt er sich, als nie Tuchfühlung damit gehabt zu haben. Diese Philosophie nennt er dann 'das Sammeln von Erfahrungen'. Klug wird man davon, und einige Spieler besitzen von dieser Klugheit mehr, als sie in hundert Jahren verarbeiten könnten. Wie im heutigen Rätsel der Sphinx Schachfreund Kondakow, auch er wollte es wissen und wählte mit den schwarzen Steinen eine riskant-umstrittene Variante. Nun hoffte er darauf, daß sein Kontrahent Poselnikow mit 1.Sc6xe7 in eine Remisabwicklung einlenkte. War seine Hoffnung berechtigt, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/02911: Umgang mit dem Unerwarteten (SB)

Poselnikow - Kondakow
Fernpartie 1974

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Diesen Tag hat der argentinische Großmeister Miguel Najdorf gewiß nie vergessen: 1.Sd4-f5+! Kg7-f8 - was sonst, denn 1...g6xf5 2.Dh3xh6+ Kg7- f7 3.Tg1xg5 verliert rasch, und ohne Hoffnung war auch 1...Kg7-h8 2.Sf5xh6 Ta7-h7 3.Sh6-f7+ - 2.Sf5xh6 und hier gab Schwarz sogleich auf angesichts des drohenden Turmschachs 3.Tg1-f1+ mit baldiger Vernichtung.


Erstveröffentlichung am 21. Juli 1999

12. Mai 2010