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SCHACH-SPHINX/02901: Feiner Kniff oder Mangel an Vorbereitung? (SB)


Man fragt sich zuletzt, wessen Geduld härter strapaziert wird, die des Kontrahenten oder des Publikums, wenn Schachspieler über einen Zug nahezu einen halbe Ewigkeit lang brüten. So verbrauchte Deutschland einstige WM-Hoffnung Robert Hübner 1983 in der Kandidatenrunde gegen Wassili Smyslow über eine Stunde für seinen 12. Zug. Mehr als ein Remis kam dabei nicht heraus. Und Garry Kasparow überbot diese Frist noch um eine Viertelstunde, als er sich bei seinem 10. Zug der zweiten Partie seines WM-Matches 1987 gegen Anatoli Karpow ganze achtzig Minuten in Gehirnakrobatik übte. Man beginnt sich zu fragen, ob die Kenner der Materie denn nicht ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wer weiß, vielleicht soll diese Strategie des hohen Zeitverbrauchs den Kontrahenten ja mürbe und unsicher machen. Daß sie dabei selbst auf einen sehr schwankenden Seil tanzen, sei einmal dahingestellt. Im heutigen Rätsel der Sphinx freilich hätte ein wenig mehr Gründlichkeit beim Nachdenken dem Nachziehenden zweifelsohne nicht geschadet, denn sein letzter Zug 1...h7-h5? provozierte geradezu den weißen Schlußangriff, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02901: Feiner Kniff oder Mangel an Vorbereitung? (SB)

Goldin - Young
Foxwood 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1...Sd7-c5? wäre die Reise sehr kurz geworden: 2.d5xc6! Sc5xb3 3.c6xb7+ Ka8xb7 4.Db2xb3 Dd8-d7 5.Ta1-d1 Dd7-e6 6.Lf1-c4 oder 5...Dd7- c6 6.Sf3-d4 und Weiß hat entscheidenden Angriff.


Erstveröffentlichung am 19. Juli 1999

10. Mai 2010