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SCHACH-SPHINX/02855: Überfall aus dem Nichts (SB)


Das ist der Inbegriff von Schönheit im Schach, daß mit einemmal eine Stellung mit dem Charakter einer stabilen positionellen Gesamtlage durch eine kraftvolle Kombination schier aus den Angel gerissen wird. Der ästhetische Genuß läßt sich mit nichts vergleichen. Der trockene Umgang mit der Materie gebiert den Künstler, der mit einem Geistesblitz schließlich die Schwelle des Logischen, Handwerklichen durchbricht und eine neue Dimension des Denkens schafft. Im heutigen Rätsel der Sphinx schienen die Kräfte beider Seiten sich einem Zustand völligen Gleichstands anzunähern. Weiß am Zuge stand vor der Frage, ob er seine Dame tauscht oder sie durch Rückzug bewahrt. In beiden Fällen wäre die Spannung aus dem Spiel gewichen und ein Remis über kurz oder lang besiegelt worden. Aber es kam anders, denn Weiß erspähte einen Zug von solch vernichtender Brisanz, daß Schwarz augenblicklich die Waffen strecken mußte. Das Charmante daran war, Wanderer, daß sich ausgerechnet auf dem am besten verteidigten Feld im Lager des Nachziehenden die Katastrophe vollzog.



SCHACH-SPHINX/02855: Überfall aus dem Nichts (SB)

Dschindschichaschwili - Matschawariani
Tiflis 1970

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz beseitigte die Gebrechen der weißen Stellung auf seine Art, mit der Art eines Schachspielers nämlich: 1...Te8-e2+! und Weiß gab auf. Wird der Turm genommen, so folgt 2.Kf2xe2 Td3-d6+ mit Damenfang, doch weicht der weiße König auf die Grundreihe zurück, so wird er mittels 3.Kf2-g1 Td3-d1+ 4.Df6-f1 Db5-c5+ in Kürze matt.


Erstveröffentlichung am 06. Juli 1999

24. April 2010