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SCHACH-SPHINX/02692: Versponnener Ehrgeiz (SB)


Die Gier nach dem Sieg oder das Nicht-zu-Erreichende dennoch erzwingen zu wollen, wird vielen Schachspielern zum Verhängnis. Es ist dieses Übermaß an Willen, das sich hier kundtut, auf alle Vernunft pfeift und anstelle der kühlen Betrachtung die ganze Absurdität der auf Zufall gestützten Hoffnung favorisiert. Schwarz hatte im heutigen Rätsel der Sphinx dank eines Figurenopfers einen schönen Angriff erhalten, jedoch nicht mehr. In einem besonnenen Augenblick hätte er erkennen müssen, daß ein Remis durch Dauerschach das Höchste der Gefühle war. Doch ein versponnener Ehrgeiz ließ ihn weiterspielen. Vielleicht war es auch ein falschverstandenes Ehrgefühl. Weiß konnte sich jedenfalls Zug um Zug konsolidieren und die schwarzen Angriffsbemühungen allmählich zurückdrängen. Schließlich entstand folgende Stellung mit einem Damenschach auf d1. Weiß standen drei Züge zur Verfügung, Wanderer, zwei davon waren totgeweiht.



SCHACH-SPHINX/02692: Versponnener Ehrgeiz (SB)

Quadri - Pereyra
Fernpartie 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Jaan Elvest, Sieger der Jugend-Europameisterschaft von 1983, beendete die Partie ganz im Stile des wundersamen Kombinationskünstlers Greco: 1.Dc5xf8+!! Te8xf8 2.Tg3xg7+ Kg8-h8 3.Tg7-g5 Df5-f4 4.Lh6xf8 Sf6-h7 5.g2-g3 Df4xg5 6.Se5xf7+ Kh8-g8 7.Sf7xg5 Sh7xg5 8.Lf3-g2 und Schwarz gab auf. Das Damenopfer muß auf seinen Kontrahenten Dorfman moralisch vernichtend gewirkt haben, denn sonst hätte er sich vielleicht besser mit 1...Kg8xf8 2.Lh6xg7+ Kf8-e7 3.Se5-g6+ Ke7-d7 4.Te1-d1+ verteidigt, obgleich auch dann seine Chancen auf ein Remis recht kümmerlich gewesen wären.


Erstveröffentlichung am 17. Mai 1999

01. März 2010