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BUNDESLIGA/551: Männer - 3. und 4. Runde (SB)



Die 3. und 4. Runde der Männerbundesliga verlief ohne allzu große Überraschungen. Im großen und ganzen setzten sich die Favoriten durch, und so verwundert es nicht, daß Baden-Baden, Solingen, Hockenheim, Bremen und Deizisau ganz vorne im Klassement mitmischen. Doch auch die Aufsteiger hielten zum Teil gut mit und konnten gar erste Siege erringen.

Im Spielort Viernheim mußte der Gastgeber in Runde 3 wegen des Rückzugs von DJK Aachen pausieren. Der SV Hockenheim, bis dahin noch Tabellenführer, trat gegen Hofheim an und hatte es gar nicht leicht, auch wenn am Spitzenbrett Ex-Weltmeister Anatoly Karpov an den Start ging. Sein Kontrahent, der junge deutsche Großmeister Jan-Christian Schröder, konnte dem 12. Weltmeister in der Schachgeschichte gar einen Bauern abnehmen, aber Karpov hielt bis zuletzt die Remisbreite. Ohne vollen Punkt am ersten Brett mußte Hockenheim an den übrigen Brettern hart um den schlußendlich knappen 4,5:3,5-Sieg ringen. Der Kampf hielt sich lange in der Balance. Auf Hockenheimer Seite konnten Ivan Saric und Tamasz Banusz Siege einfahren, aber Hofheim hielt über Siege von Vladimir Gurevich und Gennadi Ginsburg mit. Gut, daß Hockenheim sich auf Arik Braun verlassen konnte, der seinen Endspielvorteil gegen Matthias Womacka verwertete. Dennis Wanger hätte den Sieg noch runder machen können, da er in einem Damenendspiel einen Mehrbauern besaß, aber Erik Zude konnte nach siebeneinhalb Stunden und 154 Zügen die Punkteteilung sichern.

Hamburg mußte in Augsburg am Samstag gegen den Gastgeber ran, und auch hier fiel das Resultat denkbar knapp aus. Jedenfalls machte es die BCA Augsburg den Hamburgern nicht leicht. Die Hanseaten gingen mit einem Sieg von Niclas Huschenbeth, der Viktor Laznicka mit einem Qualitätsopfer niederrang, in Führung, die Dirk Sebastian auf 3:1 erhöhte, da sein Kontrahent Nikola Nestorovic in Zeitnot nicht die besten Zügen fand. Der Vorsprung schrumpte jedoch zusammen, als Eduardas Rozentalis und Gregory Pitl für Augsburg punkteten, so daß sich das Spielgeschehen auf die Partie zwischen Sipke Ernst und Petar Arnaudov konzentrierte. Für eine Zeitlang schien Arnaudov für Augsburg einen vollen Punkt herausholen zu können, doch im Laufe der Verwicklungen setzte sich Ernst mehr und mehr durch, so daß die Norddeutschen an diesem Tag das glücklichere Händchen gegen den Aufsteiger hatten.

Parallel dazu konnte Aufsteiger Kiel, ohnehin an allen Brettern stärker besetzt, einen wichtigen Sieg um den Klassenerhalt gegen die Münchener MSA Zugzwang unter Dach und Fach bringen. Am Ende hieß es 5:3 für das Team aus dem Norden der Republik, aber der Erfolg mußte hart umkämpft werden. Jonny Hector brachte die Kieler mit einem Siegpunkt gegen Erasmus Gerigk in Führung, doch die Münchener schlugen über Teamchef Markus Lammers zurück, der Thorbjorn Bromann das Nachsehen gab. Erst als Allan Stig Rasmussen gegen Stefan Bromberger die Oberhand behielt und Igor Khenkin sich gegen Robert Zysk durchsetzte, war am Kieler Jubel nicht mehr zu rütteln.

Gastgeber Baden-Baden bot eine Riege rein internationaler Topstars auf, um Dresden in die Knie zu zwingen, was auch gelang. Der amtierende Champion und Titelverteidiger konnte im Kulturhaus LA8 einen ungefährdeten 6:2-Sieg einfahren. Dies fiel um so leichter, als Michael Adams für Baden-Baden einen kampflosen Sieg zugesprochen bekam, da Maximilian Neef wegen Erkrankung nicht antreten konnte. Richard Rapport, Hou Yifan, Sergei Movsesian und Etienne Bacrot siegten dagegen direkt am Brett. Für Dresden kam nur Jakov Loxine - immerhin gegen Alexei Shirov - zum Erfolg.

Im Parallelduell sicherte sich Deizisau einen ebenfalls klaren 5,5:2,5-Erfolg gegen die SF Berlin. Während die Hauptstädter mit fünf Remisen zufrieden sein mußten, sorgten Vincent Keymer, Zdenko Kozul und Alexander Graf für den Unterschied.

Düsseldorf war zwar am vergangenen Spielwochenende Gastgeber, aber der Aufsteiger blieb in Runde 3 weiterhin ohne Punkte, da das Duell gegen die starken Bremer mit 2,5:5,5 endete. Romain Edouard, Vlastimil Babula, Gerlef Meins und Zahar Efimenko überspielten ihre Konkurrenz, so daß lediglich Alexander Berelowitsch für die Hausherren einen vollen Zähler beisteuern konnte.

Das Match zwischen Solingen und Mülheim ging zwar zu Gunsten des Favoriten aus, gleichwohl hatte Solingen einige Mühen durchzustehen. Mülheim ist immer ein harter Gegner, zumal das Team mit Spitzenmann David Navara einen nahezu sicheren Garanten für einen Siegpunkt besitzt. Doch zunächst gingen die Klingenstädter über Mads Andersen in Führung, der Patrick Zelbel eine Niederlage bereitete. Doch dann sorgte Navara für den Ausgleich mit einem Sieg am Spitzenbrett über Markus Ragger. Die erneute Führung für Solingen besorgte Surya Shekhar Ganguly, der Daniel Fridmans Russische Verteidigung durchlöcherte. Aber wieder schlug Mühlheim zurück, diesmal über Volkmar Dinstuhl, der jedoch das Glück auf seiner Seite hatte, weil Jan Smeets, der eigentlich auf Gewinn stand, einen Turm einstellte. Solingen kam über Erwin L'Ami wieder auf die Sonnenseite, aber in der letzten noch zu spielenden Partie besaß Mühlheim mit Amir Rezasade am Jugendbrett gegen Kevin Schröder das bessere Endspiel. Die Hoffnung auf ein Gesamtremis ging jedoch unter, als Rezasade einen wichtigen Bauern verlor und schließlich kapitulieren mußte. Solingen gewann so mit 5:3.

Im Spitzenspiel am Sonntag mußte der SV Werder Bremen zwar eine hauchdünne Niederlage gegen Solingen quittieren, wodurch sich die Klingenstädter Baden-Baden als neuem Tabellenführer eng auf die Fersen hefteten, aber die Aufsteiger Düsseldorf und Augsburg verbuchten ihren ersten Erfolg in der Bundesliga. Verlustpunktfrei sind nach dem Spielwochenende der 3. und 4. Runde neben Baden-Baden und Solingen auch Hockenheim und Viernheim. Beide Mannschaften absolvierten jedoch ein Spiel weniger, so daß sie in der Tabelle etwas nach hinten zurückfielen.

In Viernheim hatte Hockenheim einen spielfreien Tag, weil Aachen nicht mehr Mitglied im Oberhaus ist, so daß sie die Tabellenführung nicht verteidigen konnten. Dafür bewahrte der Gastgeber gegen Hofheim die weiße Weste und bilanziert nunmehr mit 6:0-Mannschaftspunkten, während Hofheim nach der vierten Liga-Pleite tief in der Abstiegszone festsitzt. Gleichwohl hielt sich Hofheim bei der 3:5-Niederlage gegen den starken Aufsteiger ganz tüchtig. An sechs Brettern gab es Entscheidungen, was den Kampfeswillen beider Mannschaften unterstrich. Allein, an der Überlegenheit der Gastgeber war nicht zu rütteln, die mit Bassem Amin, David Anton Guijarro und Konstantin Tarlev die Führung sicherstellten, ehe Arno Zude gegen Günther Beikert den ersten Brettsieg des Tages für Hofheim einholte. An eine Aufholjagd war jedoch nicht zu denken, als Igor Kovalenko für Viernheim punktete, so daß Ulrich Weber am Schlußbrett nur Ergebniskosmetik betreiben konnte.

Am Sonntag holte sich Hamburg den zweiten Matchsieg in Augsburg, diesmal klarer mit 6:2 gegen die MSA Zugzwang, die weiterhin mit null Punkten bilanzieren. Besser machte es der Gastgeber im Aufsteigerduell gegen Kiel und strich damit die ersten Liga-Punkte ein. Vor heimischer Kulisse bezwang die BCA Augsburg ihren Nordgegner klar mit 5,5:2,5. Entscheidend waren die Siege von Viktor Laznicka, Michael Prusikin und Petar Arnaudov, während die Kieler nur fünf Remisen einfahren konnten.

Für Dresden war das Spielwochenende in Baden-Baden eine einzige Pleite. Nach der deutlichen Niederlage gegen den Champion kassierte die Mannschaft auch am Sonntag eine Abfuhr gegen die Schachfreunde Deizisau mit 2,5:5,5. An den ersten vier Brettern konnten die Dresdner zwar durchweg Remisen einfahren, aber als Andreas Heimann und Dmitrij Kollars für Deizisau eine sichere Führung herausspielten, war das Match schon entschieden. Alexander Graf besorgte dann den letzten Siegpunkt für Deizisau.

Auch der Deutsche Meister hatte keine Probleme beim 7:1-Sieg gegen die Schachfreunde aus Berlin, die lediglich über Dennes Abel und Jan Michael Sprenger zu einem Remis kamen.

Die Bremer Niederlage in Düsseldorf gegen Solingen fiel knapp aus, auch wenn die Nordlichter zunächst über Romain Edouard, der Erwin L'Ami überspielte, in Führung gingen. Doch nicht für lange, denn der dänische Großmeister Mads Andersen besorgte den Solinger Ausgleich. Nach etlichen Remisen war es schließlich Markus Ragger, der am Spitzenbrett seinen englischen Kontrahenten Luke McShane im Turmendspiel dank eines Mehrbauern besiegte und so den knappen Sieg für die Klingenstädter sicherstellte.

Parallel dazu kam der Düsseldorfer SK zu seinem ersten Saisonsieg. Der Aufsteiger konnte sich im Kellerduell gegen den SV Mülheim Nord mit 4,5:3,5 durchsetzen. Zum Matchwinner avanchierte der Niederländer Jan Timman gegen Michael Feygin in der übrigens einzigen Gewinnpartie der Begegnung. Mühlheim bleibt so weiterhin ohne Punkt in der Liga.

Die nächste Doppelrunde findet am 15. und 16. Dezember mit Hockenheim, Dresden, Deizisau und Hofheim als Gastgeber statt.


Runde 3, am 24.11.2018

SC Viernheim - DJK Aachen -
SV Hockenheim - SV Hofheim 4,5:3,5
BCA Augsburg - Hamburger SK 3,5:4,5
MSA Zugzwang - SG Turm Kiel 3:5
OSG Baden-Baden - USV TU Dresden 6:2
SF Deizisau - SF Berlin 5,5:2,5
Düsseldorfer SK - SV Werder Bremen 2,5:5,5
SG Solingen - SV Mülheim Nord 5:3


Runde 4, am 25.11.2018

DJK Aachen - SV Hockenheim -
SV Hofheim - SC Viernheim 3:5
Hamburger SK - MSA Zugzwang 6:2
SG Turm Kiel - BCA Augsburg 2,5:5,5
USV TU Dresden - SF Deizisau 2,5:5,5
SF Berlin - OSG Baden-Baden 1:7
SV Werder Bremen - SG Solingen 3,5:4,5
SV Mülheim Nord - Düsseldorfer SK 3,5:4,5


 Stand nach der 4. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden-Baden
SG Solingen
SF Deizisau
SV Hockenheim
Hamburger SK
SC Viernheim
SV Werder Bremen
SG Turm Kiel
Düsseldorfer SK
BCA Augsburg
USV TU Dresden
SF Berlin
SV Mülheim Nord
SV 1920 Hofheim
MSA Zugzwang
DJK Aachen
4
4
4
3
4
3
4
4
4
4
3
3
4
4
4
8
8
6
6
6
6
4
4
2
2
2
2
0
0
0
24  
22  
18,5
18  
17  
14,5
17  
13,5
14  
12,5
9,5
9  
12  
12  
10,5
  

7. Dezember 2018


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