Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


BUNDESLIGA/538: Männer - 5. und 6. Runde (SB)



Nichts Neues in der Schachbundesliga? Tatsächlich führen Baden-Baden und Solingen auch nach der 5. und 6. Runde die Tabelle weiterhin ungeschlagen mit weißer Weste an. So gesehen besteht kein wirklicher Grund zum Stirnerunzeln, die Favoriten des letzten Jahres bestimmen das Bild, aber aufregende Momente gab es dennoch. Wer hätte zum Beispiel geglaubt, daß sich Werner Bremen auf Platz 3 behaupten könnte, Deizisau und Hockenheim jedoch Federn lassen mußten?

Die Spiele in der 5. Runde hatten es in sich, alle Begegnungen waren vom Willen zum Kampf gekennzeichnet, und an Überraschungen fehlte es nicht. Nur daß sich Aufsteiger Norderstedt nach dem letzten Spielwochenende noch immer auf der Suche nach dem ersten Liga-Punkt befindet, dürfte niemanden verblüfft haben.

Baden-Baden mußte auf einige Starspieler verzichten, was gegen Dresden kein echtes Malheur bedeutete, da auch so genügend Potential in der Mannschaft steckt, und doch sollte Baden-Baden hier nicht in gewohnter Weise dominieren. Vor allem an den ersten vier Brettern war aus Sicht der Badener außer Remisen nichts gewesen. An Brett 3 sollte Etienne Bacrot gar gegen den deutschen Spitzenspieler Liviu-Dieter Nisipeanu ins Hintertreffen geraten, was die Sachsen früh und gänzlich wider Erwarten in Führung brachte. Erst Sergei Movsesian konnte durch Verwertung seines materiellen Vorteils für den Ausgleich sorgen. Die Wende zum Erfolg leiteten dann Alexei Shirov und Julian Martin am Jugendbrett ein, so daß der letztgültige 5:3-Sieg gegen Dresden zwar ein mühsames Stück Arbeit war, der Favorit am Ende jedoch die Nase vorn behielt. Am Sonntag gegen die Schachfreunde Berlin konnte mit einem 6,5:1,5-Erfolg den Kurs zur Titelverteidigung souverän behauptet werden.

Der Rivale aus Solingen kam am Samstag gegen das seit Saisonstart dramatisch schwächelnde Team aus Hamburg zu einem ungefährdeten 5,5:2,5-Sieg, wobei die Klingenstädter nur fünf Remisen abgaben bei drei Siegpartien. Während Solingen Baden-Baden auf den Fersen bleibt, müssen die Hanseaten sich allmählich Gedanken um den Klassenerhalt machen, was beim zweitältesten Verein Deutschlands schon an die Nieren geht. Am Tag darauf machten die Klingenstädter auch mit dem zweiten Nordverein aus Norderstedt kurzen Prozeß beim 7:1-Kantersieg.

Für Berlin war das Wochenende im großen und ganzen verdienstvoll. Von Baden-Baden überrannt zu werden, bedeutete keine echte Kränkung. Weil die Hauptstädter am Sonnabend die SG Speyer-Schwegenheim klar mit 6:2 bezwungen hatten, war ihnen Platz 8 in der Tabelle nicht zu nehmen. Alles in allem können sie mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden sein.

Für die erste wirkliche Überraschung sorgte Bremen samstags in der Business-Lounge des Optima-Sportparks, wo Schwäbisch Hall erstmals seine Heimspiele organisierte. Pech nur, daß die Kocherstädter insbesondere an den hinteren Brettern derart schwach aufgestellt waren, daß drei der vier Partien verlorengingen und an den vier Top-Brettern nur Remisen eingespielt wurden. Die 3:5-Niederlage gegen das Team von der Weser dürfte dem Mannschaftsführer Harald Barg ziemlich bitter schmecken. Lediglich Frank Zeller konnte für Schwäbisch Hall einen Ehrenpunkt einfahren. Daß das zweite Treffen des Wochenendes gegen Mülheim Nord mit 5,5:2,5 für die Haller ausging und so immerhin Platz 7 im Klassement behauptet werden konnte, kann die Schwierigkeiten unterdessen nicht kleinreden.

Bremen hingegen belohnte sich selbst mit einem perfekten Wochenende. Nach Schwäbisch Hall gelang den Norddeutschen ein wenngleich knapper, so doch verdienter 4,5:3,5-Erfolg gegen Deizisau, das sich am Vortag mit einem 5:3 gegen Mühlheim Nord noch auf der Erfolgsspur wähnte. Der Aufsteiger konnte zwar durch Georg Meier punkten, aber im Bremer Gegenzug bestrafte Vlastimil Babula einen Fehlzug von Alexander Graf und Jan Werle siegte gegen die Nachwuchshoffnung Vincent Keymer. Bremen liegt nach dem fünften Sieg im sechsten Spiel dicht hinter Baden-Baden und Solingen und braucht sich als einziges Nordteam keine Sorgen um den Klassenerhalt zu machen.

Hinter Bremen plaziert sich Aachen. Gegen Norderstedt war das 7,5:0,5 am Samstag im Grunde nur eine Pflichtübung, mehr schien anderntags gegen Hamburg drin zu sein. Doch just an diesem Tag berappelten sich die Hanseaten und feierten gegen Aachen den längst überfälligen und vor allem dringend notwendigen ersten Saisonsieg mit 4,5:3,5. Zwar hat Hamburg dadurch die Abstiegsränge nicht verlassen, aber die Freude der Erleichterung dürfte wohl über die Stadtgrenzen hinaus zu vernehmen gewesen sein.

Trotzdem Hockenheim am Samstag selbst mit der zweiten Garnitur einen klaren 6:2-Sieg gegen MSA Zugzwang feiern konnte, ging die Rechnung 24 Stunden später gegen Bayern München nicht mehr auf. Während die Münchener für die Sensation sorgten, fielen die Rennstädter nach der 3,5:4,5-Schlappe auf Platz 6 zurück. Die ersatzgeschwächten Hockenheimer verloren nicht nur das Spitzenbrett, wo Dennis Wagner trotz einer vielversprechenden Stellung am Ende Valentin Dragnev unterlag. Auch an Brett 2 ging der Punkt an München, nachdem sich Noel Studer gegen Ivan Saric durchsetzen konnte. Die Hockenheimer Siege von Arik Braun und Tomislav Bodrozic reichten nicht mehr zur Korrektur, da Makan Rafiee am vorletzten Brett für die Bajuwaren den entscheidenden Punkt machte. Hockenheim kassierte damit die zweite Saisonniederlage, so daß die Vizemeisterschaft des letzten Jahres angesichts der Kräfteverhältnisse in der Liga wohl nicht mehr zu erreichen sein wird. Bayern München hingegen kann die Wintertage auf Rang 12, und damit einem Nichtabstiegsplatz, bequem angehen.

Die Niederlage gegen Baden-Baden am Samstag war kein Beinbruch für Dresden, aber das sonntagliche Match gegen Speyer-Schwegenheim hätte es sein können, wenn die Sachsen nicht glücklich mit 4,5:3,5 daraus hervorgegangen wären. Zwar konnten Zoltan Almasi und Mateusz Bartel ihre Weißpartien erwartungsgemäß gewinnen, doch im hinteren Feld kassierten Roven Vogel und Jakov Loxine empfindliche Niederlagen, so daß erst Hans Möhn an Brett 6 mit seinem Punktgewinn den hauchdünnen Gesamterfolg der Sachsen sicherstellte, was angesichts der Elo-Überlegenheit gegenüber dem Team aus Speyer kaum ein Ruhmesblatt verdient.

Noch ein Wort zu den Abstiegsduellen. Am Samstag enderte der Wettkampf zwischen Hofheim und Bayern München nach spannendem Verlauf mit 4:4. Zunächst brachte Klaus Bischoff die Bajuwaren in Führung, doch Hofheim konterte en suite mit drei Brettsiegen. Fast schien der Aufsteiger Morgenluft zu wittern, aber nur kurz, denn München schlug über Philip Lindgren und Michael Fedorovsky zum Ausgleich zurück. Die letzte Partie verteidigte Jan-Christian Schröder für Hofheim gegen Noel Studer zum Remis, so daß je ein Mannschaftspunkt beiden Mannschaften gut zu Gesicht stand. Hofheim konnte am Sonntag gegen MSA Zugzwang München gar wertvolles Terrain gegen den Abstieg gutmachen, als die Mannschaft sich klar mit 5,5:2,5 gegen die Bayern durchsetzte. Während Hofheim mit fünf Mannschaftspunkten und Platz 10 der schwersten Nöte enthoben scheint, stehen Zugzwang München mit nur einem Punkt auf dem vorletzten Platz noch schwierige Runden bevor.

Nach der Winterpause geht es am 3. und 4. Februar mit der 7. und 8. Runde weiter. Gastgeber sind Bremen, Norderstedt, Dresden und Bayern München.


Runde 5, am 9.12.2017

SK Schwäbisch Hall - SV Werder Bremen 3:5
SF Deizisau - SV Mülheim Nord 5:3
SV Hockenheim - MSA Zugzwang 6:2
SV Hofheim - FC Bayern München 4:4
OSG Baden Baden - USV Dresden 5:3
Speyer-Schwegenheim - Schachfreunde Berlin 2:6
Hamburger SK - SG Solingen 2,5:5,5
SK Norderstedt - DJK Aachen 0,5:7,5


Runde 6, am 10.12.2017

SV Werder Bremen - SF Deizisau 4,5:3,5
SV Mülheim Nord - SK Schwäbisch Hall 2,5:5,5
MSA Zugzwang - SV Hofheim 2,5:5,5
FC Bayern München - SV Hockenheim 4,5:3,5
USV Dresden - Speyer-Schwegenheim 4,5:3,5
Schachfreunde Berlin - OSG Baden Baden 1,5:6,5
SG Solingen - SK Norderstedt 7:1
DJK Aachen - Hamburger SK 3,5:4,5


 Stand nach der 6. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden Baden
SG Solingen
SV Werder Bremen
DJK Aachen
SF Deizisau
SV Hockenheim
SK Schwäbisch Hall
Schachfreunde Berlin
USV Dresden
SV Hofheim
SV Mülheim Nord
FC Bayern München
Hamburger SK
Speyer-Schwegenheim
MSA Zugzwang
SK Norderstedt
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
12
12
10
8
8
8
6
6
6
5
4
4
3
3
1
0
35,5
34,5
32,5
29,5
29  
29  
25  
24  
22,5
20,5
20,5
19,5
20  
18,5
13,5
10  

12. Dezember 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang