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INTERNATIONAL/110: Schwedisches Schiff nach Gaza - Exzessive Gewalt gegen Aktivisten (Gush Shalom)


Gush Shalom Pressemitteilung, 22. Oktober 2012

Schwedisches Schiff nach Gaza
Die israelischen Aktivisten, die an Bord der "Estelle" verhaftet wurden, wurden entlassen.

Elik Elhanan: exzessive Gewalt wurde grundlos gegen uns ausgeführt.

Elektrische Schocks durch Taser allein aus Rache und Hass. Ein griechisches Parlamentsmitglied wurde vom Shin Bet-Verhörenden geschlagen.



"Ich bin jetzt auf meinem Weg nach Hause, aber ich denke an meine Schiffskameraden, meine Mitaktivisten vom Ausland, die noch unter harten Bedingungen im Gefängnis sind und durch den Shin Bet-Sicherheitsdienst verhört werden, unter ihnen Parlamentsmitglieder aus verschiedenen Ländern," sagt Elik Elhanan, einer der israelischen Aktivisten, der mit an Bord des für Gaza bestimmten schwedischen Schiffes "Estelle" war.

Heute bestimmte das Gericht seine Entlassung und die von zwei andern verhafteten Israelis, Yonatan Shapira und Reut Mor. Zuerst versuchten sie, uns aller möglichen schwerer Verbrechen anzuklagen wie z.B. "Hilfe für den Feind". Das Gericht wies dies sofort zurück. Heute brachten sie einen Artikel aus den Gesetzbüchern "versuchte Infiltration in einen Teil des Landes Israel, das kein Teil des Staates Israels ist". Aber der Gerichtshof verwarf auch diese Anklage. Die verhafteten Aktivisten waren durch die Anwältin Gaby Lasky und ihr Team vertreten, das beträchtliche Erfahrungen mit Menschenrechtsfällen hat.

Die entlassenen Verhafteten wurden voller Freude von Friedenaktivisten begrüßt, die im Gerichtssaal ankamen. Unter ihnen Elik Elhanans Eltern, Rami Elhanan und Nurit Peled-Elhanan, dieTochter des verstorbenen Generalmajors Matti Peled. Smadar Elhanan, Eliks Schwester, wurde bei einem Selbstmordattentat im Zentrum Jerusalems getötet - eine harte Erfahrung, die die überlebenden Familienmitglieder um so entschiedener machte, für den Frieden zwischen Israel und den Palästinensern zu kämpfen, um weitere Todesfälle auf jeder Seite zu verhindern.

"Ich habe schwere Tage hinter mir, aber sicherlich bedaure ich das Mitfahren auf dem Boot nicht. Ich wusste, in was ich mich da einlasse", sagte Elik Elhanan. Während der Fahrt knüpfte ich einen besonderen Kontakt mit Evangelis, einem Mitglied des griechischen Parlaments, das mit uns segelte. Als das Marinekommando an Bord kam, und während wir sie daran hinderten, auf die Brücke zu kommen, sagte mir Evangelis, wir hätten in ihm Liebe für die Menschen in Israel geweckt und eine Hoffnung für eine bessere Zukunft im Nahen Osten. Kurz danach trennte man uns. Als sie gestern Abend Dror Feiler in unsere Zelle brachten, erzählte er uns, dass Evangelis vom Shin-Bet-Verhörenden geschlagen worden sei. Der Shin Bet lügt schamlos gegenüber Konsuln und Vertretern anderer Länder, indem sie ihnen erzählen, dass ihre Bürger und Parlamentsmitglieder gut behandelt worden seien". Dror Feiler, der in Israel geboren wurde und dessen Mutter Pnina im Kibbuz Yad Hana lebt, gab seine israelische Staatsbürgerschaft auf, nachdem er nach Stockholm umgesiedelt war, und wurde deshalb die meiste Zeit von den israelischen Verhafteten getrennt.

"Sie haben völlig unverhältnismäßige Gewalt uns gegenüber angewandt", fährt Elhanan fort. "Als die Marine auftauchte, um uns zu kidnappen, zählte Yonatan Shapiro nicht weniger als 15 Boote, die uns von allen Seiten umgaben. Große und kleine Schiffe und Boote, ein Schiff trug sogar einen Hubschrauber, und sogar die Schlauchboote der Marinekommandos. 15 bewaffnete Marineboote gegen ein kleines ziviles Boot, das Kinderspielzeug nach Gaza bringen will. Wir müssen die Marine und diejenigen, die der Marine die Befehle erteilen, sehr verwirrt haben.

Als sie an Bord kamen, und wir ihnen den Weg blockierten, wussten die Soldaten genau, wer ich bin. Sie schrieen auf hebräisch: 'Elhanan, du wirst für dein Links-sein bitter zahlen!' und gaben mir Elektroschocks. Selbst nach dem sie die Übernahme des Schiffs vollendet hatten, benützten sie weiter den Taser und verabreichten mehr Schocks. Aber falls sie denken, sie könnten mich und die mit mir segelten, davon abschrecken, die irren sich. Die Belagerung von Gaza ist ein anhaltendes Verbrechen und muss beendet werden. Wir werden weiterkämpfen."

(Aus dem Englischen von Ellen Rohlfs)

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22.10.2012
Gush Shalom, Israel
Telefon: +972-3-5221732
E-Mail: info@gush-shalom.org
Internet: www.zope.gush-shalom.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2012