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KIRCHE/957: Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Theologischen Studienseminars Pullach (VELKD)


Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) - 16. Juli 2010

"Pullach" - ein fester Begriff für die VELKD

Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Theologischen Studienseminars


Pullach b. München/Hannover - Die Bedeutung des Theologischen Studienseminars für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) hat Bischof Gerhard Ulrich (Kiel) hervorgehoben. In einem schriftlich übermittelten Grußwort zum 50-jährigen Bestehen der VELKD-Einrichtung in Pullach bei München heißt es: "Eine auf die Heilige Schrift gegründete und sich im Horizont der Wissenschaften verantwortende evangelisch-lutherische Theologie wollen wir entwickeln und weitergeben in diesem Studienseminar. Denn so eine zugleich traditionsbewusste wie gegenwartsbezogene Theologie ist grundlegend und unverzichtbar für das Kirchesein überhaupt." Ulrich ist Vorsitzender des Beirates des Studienseminars und Stellvertreter des Leitenden Bischofs der VELKD.

Der Erzbischof des Erzbistums München-Freising, Dr. Reinhard Marx, betonte in seinem Grußwort, es sei "auch für die Kirchen notwendig, stärker denn je, der Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden im Haupt- und Ehrenamt große Aufmerksamkeit zu widmen". Dabei stellten der gesellschaftliche Wandel und die Erwartungen an professionelles Handeln der kirchlichen Vertreter und Vertreterinnen heute neue Anforderungen an solche Einrichtungen der Kirchen. Das Theologische Studienseminar zeige, "dass nur in einem wachen Blick auf die Entwicklungen und Gegebenheiten unserer Zeit, in der Anstrengung der profunden theologischen Reflexion und schließlich in der geistlichen Fundierung unserer Mühen die Qualität kirchlichen Lehrens und Handelns erreicht wird, die uns zu kritischen aber angemessenen Zeitgenossen werden lässt".

Der Präsident der Generalsynode der VELKD, Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Hartmann (Hamburg), sagte in seinem Grußwort, "Pullach" sei "ein fester Begriff für die VELKD". Schon vor 50 Jahren, lange bevor Stichworte wie Weiterbildung, Fortbildung und Erwachsenenbildung zu pädagogischen Modewörtern wurden, sei das Seminar seiner Zeit voraus gewesen. Bereits in der Gründungsphase habe es Anregungen gegeben, die Aufgabe nicht auf die eines reinen Predigerseminars zu beschränken. Denn auch heute habe man noch nicht überall verinnerlicht, dass Qualifikationen, die während der Ausbildung erworben wurden, nicht für das ganze Berufsleben ausreichten. Gerade für die zentrale Aufgabe der Verkündigung komme der Fortbildung eine besondere Rolle zu. "Dass die Gründer des Theologischen Studienseminars das erkannt haben, kann nicht genug betont werden." Angesichts der neu entflammten Diskussion über die Bedeutung der Bekenntnisse regte Hartmann an zu überlegen, ob nicht zwei Wochen im Theologischen Studienseminar als eine verpflichtende Station im Vikariat aller Gliedkirchen der VELKD festgeschrieben werden sollten. Und was spreche gegen eine vergleichbare Station in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Prädikantinnen und Prädikanten, so der Präsident der Generalsynode. Sinnvoll wäre es auch, die erfolgreichen Kurse für neu mit Leitungsaufgaben betraute Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche durch Kurse zur Information über und zur Vorbereitung auf Leitungsaufgaben zu ergänzen, in denen Interessierte erfahren und erproben können, ob solch eine Aufgabe eigentlich ihren Vorstellungen entspricht, und aus denjenigen, die geeignet erscheinen, über die Jahre ein Reservoir möglicher Kandidatinnen und Kandidaten zu bilden. "Rund um die Welt gibt es Beispiele für die erfolgreiche Anwendung solcher Verfahren im Schul- und Verwaltungsbereich."

Pastorin Regina Holst (Bargteheide), Vertreterin der Pfarrergesamtvertretung der VELKD, wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit über Landeskirchengrenzen und Landesgrenzen hinweg immer die Besonderheit des Studienhauses ausgemacht habe - unabhängig davon, dass sich Themen und Arbeitsschwerpunkte über die Jahre hinweg änderten und auch dass Kirchen-, Gemeinde- und Pfarrerbild nicht mehr jenem der 60er Jahre entspricht. "Vermutlich sagen wir Pfarrerinnen und Pfarrern es viel zu selten an die Adresse der VELKD, die für dieses Haus einsteht: Im Namen der Pfarrerschaft ein herzliches Dankeschön für diese herausragende Möglichkeit zu Studium, Vertiefung, Auffrischung und für die Begegnung. Ein herzliches Dankeschön für alles, was sich gut entwickelt hat. Und der große Wunsch, dass dieses Haus mit Umsicht und Weitsicht, Gottvertrauen und Sachverstand auch auf dem Weg in die Zukunft geleitet und weiter entwickelt wird, so dass das heute gefeierte 'goldene' Jubiläum eine gelungene Wegmarke an einem noch langen und gesegneten Weg sein wird."

Der Erste Bürgermeister der Gemeinde Pullach, Jürgen Westenthanner, sagte, er sei "sehr froh darüber, dass das Theologische Studienseminar der VELKD in unserer - von weltlichen, international tätigen, großen Firmen geprägten - Gemeinde nun schon seit einem halben Jahrhundert ansässig ist". Die Einrichtung sei für Pullach "eine geistige, kontemplative und kulturelle Bereicherung, auf die wir schon immer sehr stolz sind". Gerade in Zeiten der Globalisierung und des immer größer werdenden Erfolgs- und Zeitdrucks sei es "besonders wichtig, eine solche traditionelle und doch zeitgemäße, modern ausgerichtete Einrichtung der Bildung, des Austausches und vor allem des Innehaltens bei uns beheimatet zu wissen".

Der langjährige Präsident des Lutherischen Kirchenamtes der VELKD, Dr. h. c. Friedrich-Otto Scharbau (Preetz), zeichnete ausführlich die Geschichte des Hauses nach, das am 1. November 1960 durch den damaligen Leitenden Bischof Hanns Lilje seiner Bestimmung übergeben worden war. Die Einrichtung diente zunächst den Gliedkirchen der VELKD als Predigerseminar im Rahmen der Vikarsausbildung. Nach umfangreichen Änderungen in der Ausbildung der Gliedkirchen konzentriert sich die Arbeit in Pullach seit Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre auf Fort- und Weiterbildungsangebote.

Bei der Feierstunde am 16. Juli überbrachte auch der Personalchef der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Mitglied der Kirchenleitung der VELKD, Oberkirchenrat Helmut Völkel, Grüße der Landeskirche. Das Jubiläum schließt am 17. Juli mit einem Vortrag von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Wilfried Härle (Heidelberg) zum Thema "Leiten durch das Wort - Theologische Herausforderungen und Aufgaben für kirchenleitendes Handeln der Lutherischen Kirche in Gegenwart und in Zukunft" und einem Festgottesdienst, in dem der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), die Predigt hält.

Hannover, 16. Juli 2010
Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD


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Die ersten Christen als Vorbild nehmen

Leitender Bischof führt im Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen des Theologischen Studienseminars neuen Studienleiter ein


Pullach b. München/Hannover - Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), hat dazu aufgefordert, sich ein Vorbild an den ersten Christen zu nehmen. Diese hätten "durch ihr Verhalten andere hellhörig gemacht, weil sie sich wohltuend vom Trend abgehoben haben, vom Egoismus, der damals so verbreitet war, wie heute auch", sagte Friedrich in seiner Predigt im Festgottesdienst anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Theologischen Studienseminars der VELKD in Pullach bei München. Das Verhalten der Christen damals sei authentisch gewesen und habe weniger der Imagepflege gedient. Es komme gerade nicht auf das äußere Erscheinungsbild der Kirche an, sondern auf das, was im Innern der Gemeinschaft geschehe. Entscheidend sei, den Glauben gemeinsam zu leben, am Glauben gemeinsam zu arbeiten, ihn gemeinsam zu erbitten und zu erbeten. Dafür brauche es Räume und Gelegenheiten - wie etwa das Theologische Studienseminar. Der Leitende Bischof wörtlich: "Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir wie die ersten Christen vorbildlich füreinander und miteinander leben, dann werden die Menschen auf uns aufmerksam. Dann wird sich auch ein Weg nach außen bahnen und die Menschen um uns herum interessiert machen und ansprechen. Dann sind die Kirchen wieder Orte der O rientierung, die von der Gesellschaft aufgesucht werden und nach denen gefragt wird. Dann sind wir wie die ersten Christen glaubwürdig, so dass andere für Jesus Christus und den Glauben an ihn begeistert werden."

In dem Festgottesdienst wurde Pfr. Dr. Rüdiger Gebhardt als neuer Studienleiter durch den Leitenden Bischof eingeführt. Der 41-jährige Theologe, der zuletzt als Pfarrer in Fuldabrück arbeitete, war zum Nachfolger von Pfr. Dr. Matthias Rein berufen worden, der zum 1. August 2009 die Position des Rektors des Theologischen Studienseminars übernommen hatte.

Vor dem Gottesdienst hielt Prof. Dr. Wilfried Härle (Heidelberg) einen Festvortrag unter dem Thema "Leiten durch das Wort - Theologische Herausforderungen und Aufgaben für kirchenleitendes Handeln der Lutherischen Kirche in Gegenwart und Zukunft". Dabei sagte er, es sei unklar, welche Herausforderungen und Aufgaben sich in der Zukunft den Kirchen stellen würden. "Zwar kenne auch ich die Hochrechnungen und Prognosen zur Bevölkerungs- und Kirchenentwicklung und auf sie sollten wir uns jetzt schon einstellen, aber das sind nicht unbedingt die Herausforderungen und Aufgaben, die sich der Lutherischen Kirche in Zukunft stellen werden. Dass es gut, sogar sehr gut wäre, wenn wir Mittel und Wege fänden, wie Gemeinden wieder wachsen - gegen den Trend und vielleicht irgendwann sogar mit dem Trend -, das ist grundsätzlich richtig. Das kann auch grundsätzlich nie falsch sein, solange es einen kirchlichen Missions- bzw. Sendungsauftrag gibt. Aber vor welche Herausforderungen und Aufgaben wir als Kirche gestellt werden, das können wir erst dann erkennen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Wachheit ist meines Erachtens in dieser Hinsicht wichtiger als Zukunftsplanung", so Härle. Der zweite, ihm theologisch wichtige Grund für seine Zurückhaltung in Sachen Zukunftsherausforderungen und - aufgaben laute: "Wenn es richtig ist, dass wir als christliche Kirche auf unseren Ursprung hin - und so von unserem Ziel her - unterwegs sind und von daher unsere Orientierung empfangen, dann gilt das gestern ebenso wie heute und morgen. Dann müssen wir das Ziel nicht erst finden, geschweige denn erfinden, sondern es ist uns gegeben und wir müssen ,nur' versuchen, es nicht aus dem Blick zu verlieren. Diese Einsicht ist mir deswegen so wichtig, weil ich auch und gerade in Kirchenleitungen immer wieder auf ein Denken stoße, das besagt: Ja, das sagt zwar die Bibel und das sagt unser Bekenntnis, aber wie können wir das angemessen und zeitgemäß weiterentwickeln, so dass es uns heute Orientierung gibt. Ich bin im Ernst davon überzeugt, dass es hinsichtlich des Zieles der Kirche zwar viel zu verstehen, aber grundsätzlich nichts weiterzuentwickeln gibt. Ja, ich halte gerade die Vorstellung, wir müssten das Ziel für kirchenleitendes Handeln erst noch finden, entdecken, vielleicht sogar erfinden, für einen der gefährlichen kirchenleitenden Irrtümer unserer Zeit. Demgegenüber möchte ich gerne in uns das Vertrauen in das stärken, was uns vorgegeben ist. Deshalb begrüße und unterstütze ich es nachdrücklich, dass die Vorbereitung auf die Tätigkeit in einem kirchenleitenden Amt hier in Pullach auch weiterhin primär durch theologische Arbeit geschieht, und ich wäre glücklich, wenn diese Möglichkeit auch anderen, unierten und reformierten Kirchen deutlicher zur Verfügung gestellt und von ihnen stärker genutzt würde."


Hinweis: Weitere Informationen sind im Internet unter www.velkd-pullach.de abrufbar. Die Angebote des Theologischen Studienseminars wenden sich u. a. an Pfarrerinnen und Pfarrer, besonders auch an Kirchenleitende auf der mittleren Ebene, ebenso an Synodale, in den Gliedkirchen der VELKD und darüber hinaus im weiteren Verbund der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Fokus der Studienarbeit liegt auf theologischer Reflexion aktueller und perspektivischer Fragen von Kirche und Gesellschaft auf der Grundlage lutherischer Theologie und leistet einen spezifischen Beitrag zur Erfüllung kirchlicher Grundaufgaben.

Hannover, 17. Juli 2010
Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD


Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) ist ein Zusammenschluss von acht Landeskirchen. Ihr gehören an: die Ev.-Lutherische Kirche in Bayern, die Ev.-lutherische Landeskirche in Braunschweig, die Ev.-lutherische Landeskirche Hannovers, die Ev.-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, die Nordelbische Ev.-Lutherische Kirche, die Ev.-Lutherische Landeskirche Sachsens, die Ev.-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe sowie die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Die VELKD repräsentiert rund 10 Millionen Gemeindeglieder. Leitender Bischof ist Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), Bischof Gerhard Ulrich (Kiel) sein Stellvertreter. Das Amt der VELKD in Hannover wird von Dr. Friedrich Hauschildt geleitet.


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Quelle:
Pressemitteilungen vom 16. und 17. Juli 2010
Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)
Pressestelle, Udo Hahn
Amt der VELKD, Postfach 21 02 20, 30402 Hannover
Telefon: 0511- 27 96 272, Fax: 0511- 27 96 777
E-Mail: hahn@velkd.de
Internet: www.velkd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2010