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KIRCHE/563: Weihnachtsbotschaften - 1 (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 21.12.2007

Weihnachtspredigten und die Weihnachtsbotschaften Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


Nachfolgend finden Sie nachrichtliche Zusammenfassungen der Weihnachtspredigten und die Weihnachtsbotschaften Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), soweit sie bei der Pressestelle der EKD eingegangen sind.

Die Texte sind in etwaigen Langfassungen auf den landeskirchlichen Internetseiten zu finden.


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Bischof Wolfgang Huber

Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


Weihnachten mahnt zu Frieden im Kleinen und im Großen

Weihnachtsbotschaft

Wo Kinder vernachlässigt werden, muss die Gesellschaft eingreifen, betont der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, zum Weihnachtsfest 2007. Die Botschaft, dass Gott als Kind zur Welt kommt, enthalte die Aufforderung, sich den Kindern in unserer Gesellschaft mit besonderer Aufmerksamkeit zuzuwenden. Besondere Segenswünsche des Ratsvorsitzenden gelten in diesem Jahr den deutschen Soldatinnen und Soldaten im Kosovo, die Bischof Huber kurz vor Weihnachten besucht hat.

"Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge," heißt es in der Weihnachtsgeschichte. In diesem, unter ärmlichen Verhältnissen geborenen Kind kommt Gott selbst in die Welt. Dass wir diesem Wunder Raum geben, ist der tiefste Sinn des Weihnachtsfestes.

Wenn wir die Weihnachtsbotschaft auf uns wirken lassen, können wir nicht davon absehen, dass ein Kind ins Zentrum gestellt wird. Das erinnert daran, dass der Schutz für Kinder oberste Priorität hat. Nicht nur Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten oder Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen sind besonders gefordert, sondern ebenso Menschen, die in der eigenen Nachbarschaft mit der Vernachlässigung von Kindern konfrontiert sind. Um der Kinder willen bedarf es gemeinsamer Anstrengungen über die Zuständigkeit von Ämtern und Einrichtungen hinaus. Im Zentrum unseres Handelns muss das Wohl und die Würde der Kinder stehen.

"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens," rufen in der Weihnachtsgeschichte die Engel den Hirten auf den Feldern bei Bethlehem zu. Der von den Engeln und den Menschen ersehnte Friede muss im Großen wie im Kleinen Maßstab des Handelns sein. Weihnachten fordert dazu heraus, den Frieden zu schützen und für einen gerechten Frieden zu sorgen.

Besonders ist in diesem Zusammenhang an die Gegend zu erinnern, in der vor 2000 Jahren Jesus geboren wurde. Gerade für Bethlehem und Jerusalem, für den gesamten Nahen Osten ist es notwendig, Wege friedlicher Koexistenz für Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Religionen zu finden, damit keiner in seiner von Gott geschenkten Würde eingeschränkt wird.

Auch dort, wo beharrlicher Einsatz die Hoffnung auf Frieden geweckt hat, gilt es, diesen Frieden zu sichern und auszubauen. Ich denke in diesen Tagen besonders an die Situation im Kosovo. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten, die ich in der Adventszeit dort besucht habe, leisten einen beeindruckenden Beitrag zur Sicherung des Friedens. Ihnen danke ich mit großem Nachdruck für ihr Friedensengagement. Ihnen, die ohne ihre Familien Weihnachten feiern müssen, gelten meine Segenswünsche zu Weihnachten genauso wie ihren Familien zu Hause.


Hinweis: Der Ratsvorsitzende predigt am Heiligen Abend im Berliner Dom und in St. Marien, Berlin. Eine Zusammenfassung der Predigt folgt zu späterem Zeitpunkt.


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Landesbischof Christoph Kähler

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


"Eltern sollen Probleme aussprechen können, ohne zu Problem-Fällen zu werden"

Weihnachtswort

Maria, die Mutter Jesu, stellt Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, in den Mittelpunkt seines Weihnachtswortes:

"Das Elisabethjahr hat den Blick geschärft für Menschen, die ganz unscheinbar und ohne viel Aufhebens zu machen, sich ganz selbstverständlich anderen zuwenden. Betrachten wir die Weihnachtsgeschichte aus diesem Blickwinkel, fällt Maria auf. Schwangerschaft und Geburt vollziehen sich unter denkbar ungünstigen Umständen. Sie nimmt dennoch die Verantwortung an, die ihr mit dem Jesuskind in die Krippe eines Stalles gelegt ist. Sie liebt ihr Kind und ist mit ihm glücklich. Sie empfindet das Kind als großes Geschenk, als Segen Gottes.

Kinder zu lieben, ihnen Geborgenheit und Herzenswärme zu schenken, scheint uns etwas Selbstverständliches. Um so mehr erschrecken uns Nachrichten von Müttern (und Vätern), die sich ihrer Kinder entledigen, die sie töten, die Liebe in Frage stellen - und damit ihr eigenes Leben. Offenbar hat in unserer Gesellschaft, die nach Perfektion strebt, die Ratlosigkeit kaum Platz. Es gibt nicht nur einen Wettbewerb um die Märkte und Marktanteile. Längst gibt es den Wettlauf um das bestangezogene, das erfolgreichste Kind, die aufopferndste Mutter. Wohin mit der Ohnmacht, wenn Menschen diesem Perfektions-Drill nicht gewachsen sind?

Gerade Maria, die so oft als Königin dargestellt wird, lehrt uns, dass es perfektes Leben nicht geben kann. Der Stall von Bethlehem ist das Gegenteil eines Palastes. Maria war eine wirkliche Menschenmutter, die oft nichts hatte als ihre Zuneigung. Sie hat mit dem aufwachsenden Jesus und später mit dem im ganzen Land bekannten Prediger viele Spannungen durchlebt. Erfahrungen, die kaum vermeidbar sind. Kinder bedeuten auch Arbeit, nervliche Belastung, manchmal Überforderung. Vermeidbar aber ist die Ohnmacht, in der Mütter und Väter mit ihren Kindern allein zurückbleiben.

Der Staat kann Hilfssysteme anbieten, er kann aber nicht die Hilfe von Mensch zu Mensch verordnen. Wir brauchen Begegnungsmöglichkeiten, wo Menschen offen über ihre Not sprechen können. Menschen sollten ihre Probleme aussprechen können ohne zu Problem-Fällen zu werden. Treffpunkte für Eltern entstehen nicht von selbst. Initiativen sind gefragt, Schulen, Kindergärten, Rathäuser und Kirchen. Aber auch wir selbst: Jeder Mensch ist eine Begegnungsmöglichkeit. Wir sollten uns verabschieden davon, dass Leben perfekt sein könnte. Dann werden Menschen, die arm dran sind, die mit ihrer Kraft und ihrem Latein am Ende sind, eher offen Rat suchen - hoffentlich auch bei uns. Ich wünsche allen Thüringerinnen und Thüringern ein gesegnetes Weihnachtsfest."


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Landesbischof Johannes Friedrich

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


"Weihnachten, wie es von Ursprung her war"

Landesbischof Johannes Friedrich predigt vor Gefangenen der Justizvollzugsanstalt München/Stadelheim

Von einem Jesus, der ganz unten, in einem Stall geboren worden war, nicht "für die erste Klasse der Gesellschaft, sondern die untere Schicht" sprach Landesbischof Dr. Johannes Friedrich am Sonntag, 23. Dezember in seiner Predigt im ökumenischen Gottesdienst für die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München.

Grund zur Freude an Weihnachten sei die Geburt des Erlösers aller Menschen und nicht die vollen Kaufhäuser mit ihren Lichterketten. Der wahre Grund der Weihnachtsfreude sei der "starke Freund und Bruder Jesus", der gekommen sei, den "Menschen ihre Schuld zu nehmen, die Angst vor den irdischen Richtern und die Angst vor der Strafe Gottes". Vielleicht, so Friedrich, könnten die "Gefangenen in ihrer Situation diesen wahren Grund von Weihnachten mehr spüren als wir in unserer Welt draußen".


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Präses Nikolaus Schneider

Evangelische Kirche im Rheinland
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland


"Die Weihnachtsgeschichte ist nur der Anfang"

Präses Nikolaus Schneider predigt an Heiligabend in der Johanneskirche in Düsseldorf

Weihnachten ist wegweisend. Das hat Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in seiner Predigt am Heiligabend (16 Uhr) betont: "Weihnachten ist ein herausragendes Erinnerungsfest", unterstrich der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, am Nachmittag in der Düsseldorfer Johanneskirche. "Erinnern ist aber nicht genug", so der 60-jährige Theologe mit Blick auf die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem: "Was damals geschah soll heute für mich leuchten, für mich Gegenwart werden: Glaube bindet das 'Damals' und das 'Heute' zusammen. Der Glaube, mein Glaube ist notwendig, damit die Erinnerung Bedeutung für die Gegenwart gewinnt."

Deshalb sei Weihnachten alleine nicht genug: "Der Glaube begreift die Weihnachtsgeschichte als Anfang, er kann sich damit aber nicht begnügen", sagte Präses Schneider: "Glaube, der uns durchs Leben und durch das Sterben tragen soll, Glaube, der uns Lebensgrund und Lebensziele gibt, ein solcher Glaube ist eben nicht nur in Jesu Geburt, sondern in seinem ganzen Leben, Sterben und Auferstehen, verwurzelt. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten machen gemeinsam unseren Glauben aus!" Genau dies komme im Predigtvers des Heiligabend-Gottesdienstes zum Ausdruck: "Jesus Christus ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit" (1. Timotheus 3, 16).

"Das Kommen Gottes in Jesus Christus ist eben nicht ein Ereignis der Vergangenheit. Gott will unser gegenwärtiges Denken, Reden und Handeln ansprechen", betonte Schneider. Und weiter: "Was würde Jesus dazu sagen?" - dieser von Martin Niemöller überlieferte Satz als verbindliche Richtschnur für unsere Entscheidungen ist kein überflüssiger naiver Kinderglaube, sondern heilsame Wegweisung in allen Bereichen unseres Lebens! Es reicht also nicht, nach Gebet oder frommer Andacht - auch in der Kirche! - zum 'Alltagsgeschäft' überzugehen. Alle unsere Lebensaufgaben bedürfen der Betrachtung unter den Rahmenbedingungen unseres Glaubens. Denn in der Bindung unseres Lebens an Christus schenkt Gott uns ein gültiges, ein gelingendes Leben - wie immer auch unsere äußeren Lebensumstände sein mögen. Für uns ist Hoffnung eben nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass Gott bei uns ist, egal wie es ausgeht!"


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Bischof Martin Hein

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck


Wunsch und die Hoffnung nach einem guten, vertrauensvollen gemeinsamen Leben in unseren Familien

Weihnachtsbotschaft

Wir feiern Weihnachten. Am Heiligen Abend tritt die Heilige Familie vor unsere Augen: das Christuskind in der Krippe und seine Eltern, Maria und Josef. Weihnachten ist für viele Menschen hierzulande auch ein Familienfest.

In der Heiligen Familie sehen wir den Wunsch und die Hoffnung nach einem guten, vertrauensvollen gemeinsamen Leben in unseren Familien erfüllt. Doch bereits der Blick auf diese Familie bietet ein widersprüchliches Bild. Das Weihnachtsevangelium berichtet von einer - zumindest in der Heiligen Nacht obdachlosen - Familie, die im Stall zu Bethlehem unter bescheidensten Umständen eine Notunterkunft findet. Sie erzählt von einer Geburt unter medizinisch katastrophalen, menschenunwürdigen Bedingungen. Und dennoch ist festzustellen: Maria und Josef - so vielschichtig ihr Verhältnis auch miteinander sein mag - sind Familie! In der Stunde der Not und Bewährung ist dieses Paar füreinander da.

Das Thema Familie ist gegenwärtig in aller Munde - im Guten wie im Bösen. Das Gespür für den Wert der Familie ist grundsätzlich gewachsen. Umfragen unter Jugendlichen zeigen, wie sehr die eigene Familie, aber auch die Gründung einer Familie als Lebensperspektive geschätzt wird. Auch die Bemühungen der Politik sind unübersehbar, Familien endlich mehr als bisher zu unterstützen - konkret materiell, durch besseren rechtlichen Schutz der Kinder wie auch durch Bereitstellung von angemessener Betreuung. Mögen manche diese Bestrebungen als nicht ausreichend ansehen: sie sind dennoch durchaus zu würdigen und zu unterstützen!

Diesen positiven Nachrichten stehen erschreckende Meldungen gegenüber: von Kinderarmut, Vernachlässigung und Tötung von Kindern. Sie lösen Fassungslosigkeit, Abwehr und in gleicher Weise Rat- und Hilflosigkeit aus. Auf die Zunahme der Kinderarmut als eine Folge der Reformen des Sozialstaats haben Kirche und Diakonie seit langem hingewiesen und an die politisch Verantwortlichen appelliert, umgehend Abhilfe zu schaffen. Freilich liegt in materiellem Mangel nur eine Wurzel einer im weitesten Sinne zu beobachtenden Verwahrlosung unserer Gesellschaft: Der Egoismus nimmt zu; in vielen Kreisen scheint "Bereichert Euch!" zum Leitbild allen Handelns geworden zu sein. Der Nächste, zumal der schwache, bedürftige Nächste, gerät dabei völlig aus dem Blickfeld.

Der Weg Gottes in dieser Welt beginnt Weihnachten im armseligen Stall zu Bethlehem. Aber dieser Weg steht unter einem hoffnungsvollen Programm: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." Das ist die beste Botschaft, die wir uns denken können. Von ihr geht auch heute Kraft aus, unter dem Vorzeichen der Liebe Gottes allen menschenunwürdigen Umständen in Nah und Fern zu widersprechen und Not, wo deren Überwindung nicht möglich ist, zumindest zu lindern. Fangen wir - das ist mein Wunsch an diesem Weihnachtsfest 2007 - bei den Familien an!


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Landesbischof Jürgen Johannesdotter

Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe


Christliche Kirche hat Weihnachtsgeschichte in ihre Obhut genommen

Weihnachtsbotschaft

"Die Weihnachtsgeschichte lässt eine Welt entstehen, die quer zu der unsrigen liegt."

Mit diesen Worten fasst der schaumburg-lippische Landesbischof Jürgen Johannesdotter die Weihnachtsbotschaft zusammen. Sie schaffe sich mit ihren Bildern eine Wirklichkeit, die dem alltäglichen Leben Glanz, Mitte und Norm verleiht.

Die christliche Kirche habe diese Geschichte in ihre Obhut genommen, "Jede Zeit hat nach eigenen Wegen der Übersetzung gesucht, damit eine alte Geschichte in die Gegenwart übergeht", fährt Johannesdotter in seiner Weihnachtsbetrachtung fort. Seit der Verkündigung der Geburt des Heilandes könne die Welt nicht mehr heillos sein. "Deshalb feiern wir diese Geschichte und verleihen ihr Gegenwart - und sie gibt uns den Vorgeschmack einer neuen Zeit."


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Landesbischof Frank Otfried July

Evangelische Landeskirche in Württemberg


"Ein Kind, das diese Welt bis in ihre Grundfesten verändert"

Weihnachtsbotschaft

"Weihnachten ist das Fest der Geschenke. Die Bibel hält viele liebevoll verpackte Geschenke für uns bereit. Wer sich Geschichten von Jesus erzählen lässt, der packt mit jeder Geschichte ein kostbares kleines Päckchen aus. Denn an Jesus kann man sehen, wie Gott ist, weil Gott in der Person Jesu Christi ganz und gar Mensch geworden ist. Jedes Päckchen enthält etwas, das mit uns zu tun hat. Da geht es um Menschen, die krank waren und wieder gesund gemacht wurden. Es geht um Menschen, die ihre Hoffnung wieder gefunden haben. Es geht um Menschen, die Gerechtigkeit erlebten, als sie es am wenigsten erwarteten. Es geht darum, dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Und zwar alle Namen. Es gibt keine Unterschiede. Es geht darum, dass es in Gottes Welt kein oben und kein unten gibt. Da ist keiner wichtiger als der andere. Jeder ist willkommen und jeder ist gleich wertvoll. Es lohnt sich, die Päckchen auszupacken und sich über ihren Inhalt zu freuen. Deshalb ist es wichtig, dass sie nicht einfach verpackt unterm Weihnachtsbaum liegen bleiben. Sie sollen verteilt werden an alle.

Wo die Päckchen ausgepackt werden, kann man eine spannende Beobachtung machen:

Auch hier auf Erden ist Gott für uns in seinem Wort und in seinen Zusagen sichtbar und greifbar. Wir können dies erleben durch unseren Glauben, durch unser Gebet. Die Zugangswege zu Jesus sind und bleiben ganz irdisch. Da gibt es nichts Elitäres. Er ist ja ein Kind geworden, damit sogar Kinder ihn schon verstehen können und zu ihm kommen dürfen. Sie dürfen den Stall betreten. Sie dürfen das Geheimnis mit den Händen greifen.

In Bethlehem wird in tiefster Armut ein Kind geboren. Es ist ein Kind, das diese Welt bis in die Grundfesten verändert, weil Gott selbst zu ihr kommt. Er wird - fast undenkbar - einer von uns. Das hat Konsequenzen. Wenn Gott als armes Kind zur Welt kommt, dann hat Armut für ihn einen ganz anderen Stellenwert als für die globalisierte Weltwirtschaft. Er hat sie erlebt. Er kennt sie durch und durch. Deswegen ist die Benachteiligung und Chancenungleichheit von Kindern aus sozial schwachen Familien kein Thema, das die Kirchen aus aktuellem Anlass aufgenommen haben, sondern das zum Grundton von Weihnachten gehört. Deswegen ist Gewalt gegen Kinder bei uns und in der weiten Welt eine Provokation Gottes.

Gott kommt in unser Leben. Gott versteht uns, heißt das. Er hat unser Leben gelebt in allen Tiefen, die es zu bieten hat. Nichts Menschliches ist ihm fremd, das Lachen nicht und auch nicht das Weinen. Und deshalb ist er uns ganz nahe. Ihm kann man nichts mehr weismachen. Er weiß. Gott wird für uns menschlich in alle Niedrigkeit hinein, die das menschliche Leben kennt. Das heißt, dass die Gemeinde Christi sich nicht zurückziehen darf, sie darf nicht ausziehen aus der Welt. Wir leben ganz und gar in der Welt. Und weil Gott Mensch geworden ist, muss das Ziel dieser Welt sein, durch und durch menschlich zu werden. Das Wort des Irenäus von Lyon führt hier in die Mitte: "Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch". Denn wir glauben, dass dieser Herr der Welt ihre Probleme im Innersten kennt und mitfühlt.

Aber die Geschichte von Weihnachten bleibt hier nicht stehen. Christus ist von ganz unten, aus bitterer Armut, Not und Verachtung zur Herrlichkeit gelangt. Das hat tief greifende Folgen: Gott wird nicht nur Mensch, sondern auch das Reich Gottes kommt uns seit Weihnachten ganz nahe. Und mit ihm kommt eine Welt, in der Gott abwischen wird alle Tränen. Es kommt eine Welt, in der Gerechtigkeit kein Modewort mehr ist, sondern Bestand hat, es kommt eine Welt, in der Liebe und Erbarmen zum Lebensprinzip werden. Es lohnt sich, schon hier und jetzt dafür so viel wie möglich zu tun. Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Einsatz für Frieden und Schöpfung, Trost und Stärkung des Einzelnen gehören zum weihnachtlichen Klang. Was wir im weihnachtlichen Sinne tun, ist gesegnet, auch wenn wir davon so wenig sehen. Weil Christus den Himmel mitgebracht hat, umgibt dieser Himmel uns auch in den erfolglosen, in den hoffnungslosen Stunden."


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Kirchenpräsident Helge Klassohn

Evangelische Landeskirche Anhalts


"Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben,
und die Herrschaft ruht auf
seiner Schulter;" (Jesaja 9,5a).

Weihnachtswort

Diese Worte aus dem Prophetenbuch nach Jesaja haben über die Jahrtausende nichts von ihrer Leuchtkraft eingebüßt. Zum Weihnachtsfest erinnern sie uns daran, wie sehr uns Gottes Macht im Jesuskind zu Betlehem schon in einer menschlichen und anrührenden Weise nahe gekommen ist. "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seine Schulter...". Ein Kind hat Macht, es weckt Hoffnungen und rührt die Herzen an.

Wir dürfen die Hoffnung auf eine menschlichere Welt gerade zum Weihnachtsfest nicht aufgeben, da Gier und Egoismus ihre Herrschaft über die Seelen perfektionieren und uns lehren wollen, dass das wir das offenbare Unglück und die Not vieler in Kauf zu nehmen hätten. Muss es da nicht Festzeiten geben, die uns Bilder von einer anderen, einer menschlicheren Welt vor Augen stellen, in der auch den Schwachen und Schwächsten mit Achtung, praktischer Hilfe und Gerechtigkeit begegnet wird?

Das Weihnachtsfest erinnert uns in besonderer Weise an die Nähe Gottes zu den Kindern und ihr Gespür für seine Liebe. Umso mehr verstören uns die Nachrichten über den Missbrauch von Kindern und über Kindstötungen in unserem Lande, die von den Medien groß herausgestellt werden.

Jesus hat als Erwachsener das Kindsein als Gleichnis für die Stellung des Menschen vor Gott überhaupt verstanden. Die Gebildeten seiner Zeit haben Kinder nicht ernst genommen. Sie meinten, es fehlten ihnen Vernunft und Entscheidungsfähigkeit. Mit der Geburt des kleinen Kindchens in Bethlehem hat sich die Stellung der Kinder in der Gesellschaft von Grund auf gewandelt, Kinder haben im Christentum eine besondere Stellung und einen Anspruch auf Schutz und Respekt. In der Arglosigkeit und Vorurteilslosigkeit der Kinder erkennen auch wir Erwachsenen unsere Möglichkeit zum Glauben und zum Gottvertrauen.

Kindern darf kein Leid geschehen. Niemand darf sie quälen, niemand ihnen das Leben zerstören weder vor noch nach der Geburt. Sie sind und bleiben "Kinder Gottes" genauso wie die Jugendlichen, die Erwachsenen und die Altgewordenen. Sie haben vor Gott und den Menschen die gleiche unverletzbare Würde und sie erfahren von ihm die gleiche liebende Aufmerksamkeit wie alle anderen Gotteskinder.

Kinder gehören ganz selbstverständlich in die Gottesdienste und insbesondere natürlich in die Weihnachtsgottesdienste, weil sie zur "Familie Gottes gehören und weil sie von Jesus in einer besonders herzlichen Weise geliebt und den Erwachsenen zum Vorbild gesetzt worden sind.

Ich erinnere mich an den ersten Gottesdienst den ich als Kind bewusst erlebt habe. Meine deutschbaltischen Eltern waren im schrecklichen Winter 1944/45 auf der Flucht mit Pferd und Wagen in einem Dorf in der Mark Brandenburg gestrandet. Viele Familienmitglieder und auch meine Schwester waren umgekommen. Wie die meisten Flüchtlinge hungerten wir und hatten kaum etwas zum Heizen. Am Heiligen Abend des Jahres 1947, vor meinem 4. Geburtstag beschlossen die Eltern, mit ihrem kleinen Sohn zum Weihnachtsgottesdienst in die Kirche zu gehen. Die Kirche war sehr voll und durch die gespendeten Kerzen hell erleuchtet. Es wurde auch durch die vielen Menschen immer wärmer.

Nachdem schon viel gesungen worden war, ertönte plötzlich die Einladung des Pastors, dass die kleinen Kinder der Stehenden doch bitte nach vorn zum Altar kommen sollten. Da standen wir nun im Glanz der Weihnachtsbäume. Der Pastor meinte, wir sollten uns auf die Altarstufen setzen. Da saßen wir nun bequem, und die sonst so abweisenden und bärbeißigen Bauern schauten uns mit lächelnden Gesicht und freundlichen Augen an. Es war ganz deutlich, Kinder sollten es wenigstens zu Weihnachten gut haben hier in dieser Dorfkirche in der Mark Brandenburg. Diese Erfahrung hat mein Bild von Kirche und christlicher Gemeinde bis heute tief geprägt.

Sicher haben wir heute andere Zeiten in unserem Lande, aber auch bei uns gibt es eine große und weiter steigende Zahl von Kindern, die in Armut leben müssen, zurzeit sind es 2.500.000 Kinder in Deutschland. Es gibt Kinder, die sich mit dem Streit zwischen ihren Eltern quälen. Es gibt Kinder, die vernachlässigt werden und sterben. Sie alle bedürfen des Schutzes und brauchen Liebe. Daran sollten wir in diesen Weihnachtstagen besonders denken und dafür auch etwas tun. Die Zukunft unseres Volkes und Landes, auch unserer Welt wird davon abhängen, wie wir mit den Schwachen und insbesondere mit den Allerschwächsten unter ihnen, mit den Kindern umgehen.

Ich bin der Überzeugung, dass das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr seine Kraft entfalten wird, indem es die Herzen und Gewissen mit dem Glanz der Hoffnung auf eine bessere Welt erhellt und uns zum Tun des Guten auch im neuen Jahr 2008 bereit macht. So wünsche ich uns allen eine fröhliche, eine "selige und Gnaden bringende Weihnachtszeit"!


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Bischof Axel Noack

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen


Das Ja Gottes zu unserer Welt

Weihnachtswort

Der Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, stellt an diesem Weihnachtsfest den verantwortungsvollen Umgang mit unserer Erde in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen:

"Was manchmal wie komplizierte Theologie klingt, ist im Grunde ganz einfach: Zu Weihnachten feiern Christen Gottes Hinwendung zu unserer Welt. Gott sagt Ja zu dieser Welt. Er sagt es zu mir und zu Dir und zum Leben überhaupt. Das feiern wir, wenn wir theologisch korrekt formulieren: Gott ist als Mensch geboren. Er hat sich auf den Weg gemacht, ist klein geworden, verletzlich und ziemlich armselig. Damit ist er uns besonders nahe gekommen. Das ist vermutlich nötig, damit wir seine Freundlichkeit mit unseren begrenzten Möglichkeiten überhaupt begreifen und verstehen können.

Gottes Ja zur Welt ist für unser Leben und Handeln gewissermaßen richtungsweisend. Es gibt uns Orientierung für unser eigenes Wirken in dieser Welt. Auch das ist im Grunde viel einfacher als es beim ersten Hören klingt: Wenn Gott seine Freundlichkeit dieser Welt gegenüber zum Ausdruck bringt, kann es uns nicht egal sein, was in dieser Welt und mit dieser Welt passiert. Die Fragen nach dem verträglichen Zusammenleben der Menschen, nach Frieden und Gerechtigkeit und wie es uns besonders in diesen Tagen vor Augen steht - nach der Bewahrung der Schöpfung können uns nicht gleichgültig lassen. Strategen aller Zeiten und Epochen hätten es lieber, wenn Gott im Himmel bliebe, damit sie hier auf Erden ganz ungestört wirken können.

Es muss also unsere ungeteilte Unterstützung finden, wenn Menschen sich engagiert mit den Fragen des Klimawandels auseinandersetzen, wenn sie nach Möglichkeiten und Wegen und Handlungsschritten fragen und dabei auf viel Widerstand stoßen. Die winzig kleinen Schritte der Weltklimakonferenz in Bali sind solche Versuche gewesen. Wir können eben nicht sagen: "Nach uns die Sintflut!", wie so viele es heute ganz praktisch tun, wenn sie kräftig aufs Gaspedal treten und auch ansonsten Energie verschwenden, egal was es kostet.

Der Glaube sagt: Die Sintflut liegt hinter uns. Vor uns liegt die Einlösung von Gottes Verheißung, bekräftigt durch sein Ja zu dieser Welt, das wir zu Weihnachten feiern. Darauf sich zu berufen, hilft besonders in vermeintlich ausweglosen Situationen, wo die kritische Vernunft danach fragt, was ich denn mit meine kleinen Möglichkeiten tun kann und ob das alles sich da überhaupt noch lohnt.

Der Glaube ist die Kraft, auch in auswegloser Situation das Richtige zu tun, unbeeinflusst von niederschmetternden Statistiken und von meiner eigenen Tagesform. Solcher Glaube erwächst aus der klaren, in Verstand und Herz angekommenen Erkenntnis: Die Welt, und ich mit ihr, sind von Gott gewollt und geliebt. Aus erfahrener Liebe wächst Kraft zum liebevollen Handeln an Mensch und Natur. Gott schenke allen Menschen ein friedliches Weihnachtsfest, bei dem sie durch Gottesdienste, Geschenke und gutes Essen reichlich Liebe und Güte erfahren. Mit der Kraft dieser Liebe wollen wir dann das Jahr 2008 gestalten."


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Kirchenpräsident Peter Steinacker

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau


Anhaltspunkte für die Hoffnung auf eine friedlichere und gerechtere Welt

Weihnachtsverkündigung

"Die Weihnachtsbotschaft ist ein Anhaltspunkt für die Hoffnung auf eine friedlichere und gerechtere Welt. Seitdem werden weitere Anhaltspunkte gesucht - überall. Jeder von uns kann auch so ein Anhaltspunkt dafür sein." Das hat Kirchenpräsident Peter Steinacker in den Mittelpunkt seiner diesjährigen Weihnachtsverkündigung gestellt, die am heutigen Freitag, 21. Dezember, ins Internet gestellt wurde (www.ekhn.de) und über die er am 24. Dezember in der Dreifaltigkeitskirche in Alsfeld/Vogelsberg predigt. Viele erlebten ein verwundetes Leben mit Problemen, die unüberwindlich scheinen - zum Beispiel Menschen, die sich selbst fremd seien, sowie Familien, die aneinander vorbeilebten. Sie suchten nach einem Anhaltspunkt für die Hoffnung auf ein neues, ein anderes Leben. Den könnten sie in der Weihnachtsbotschaft finden, sagt Steinacker. Gott habe sich in Jesus Christus "mit bescheidener Größe und mit machtloser Macht selbst Menschengestalt gegeben", um das Schicksal der Menschen zu teilen und zu überwinden. Mit Jesu Geburt im Stall von Bethlehem habe Gott "einen neuen Anhaltspunkt für die Hoffnung geschaffen, ein Zeichen seiner Liebe". Steinacker bezeichnete dies als den "Anfang vom Ende der Gewalt, der Angst und der Einsamkeit" und als "Anfang einer friedlichen und gerechten Welt". Seitdem würden weitere Anhaltspunkte gesucht - überall. "Zum Beispiel in Menschen, die Gottes Liebe erfahren und anderen davon erzählen können, in Familien, die miteinander nicht nur Weihnachten feiern sondern ihr Leben gestalten können, und in Politikern, die miteinander das Wohl der Menschen allem voran stellen können. Jeder von uns kann so ein Anhaltspunkt Gottes für die Menschen und ihre Welt sein", ermutigte Steinacker.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 283 vom 21.12.2007
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2007