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KIRCHE/488: Pfingstbotschaft 2007 des Ökumenischen Rates (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 14. Mai 2007

Pfingstbotschaft 2007 der Präsidentinnen und Präsidenten des ÖRK


"Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem eiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." (Apg 2,1-4)

Das Pfingstfest ruft uns in Erinnerung, dass Gott den Menschen seine Gnade neu geschenkt hat und dass der Alte Bund durch diese Gnadengabe erneuert worden ist. Auch der Neue Bund wird durch ein wundersames Ereignis besiegelt, ein gewaltiges Brausen von Wind und Feuer, das nicht nur einem Volk im Besonderen, sondern allen Völkern zu allen Zeiten gilt, sodass alle Zungen von den Wundern Gottes berichten können.

Das Pfingstfest ruft uns somit die Entstehung der Kirche als Gemeinschaft des Glaubens in Erinnerung, die dazu berufen ist, den neuen Bund mit Gott in Jesus Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes in ihrem Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Pfingsten ist das Fest, an dem die Verheißungen des Alten Testaments und Jesu Christi erfüllt werden. Der Geist bewegt, stärkt, gestaltet und prägt Bekenntnis, Leben und Hoffnung jedes einzelnen Christen und der ganzen christlichen Gemeinschaft, damit sie vor allen Nationen der Welt Zeugnis ablegen.

Pfingsten erneuert die tiefe Gewissheit, dass der Geist Gottes nie aufhört zu wirken, vom Anfang der Welt bis zu ihrem Ende. Es ist die dynamis des Geistes, die die Geschichte des Universums, dieser Welt, jeder einzelnen Gemeinschaft von Gläubigen überall in der Welt antreibt.

Dieses Pfingstfest wird in einigen Traditionen Dreifaltigkeitstag genannt, weil das Erscheinen des Geistes uns etwas sehr Tiefgründiges über das Geheimnis der Heiligen Trinität offenbart. Die Kirche lobt und preist in ihren Gebeten und Liedern an diesem Tag alle drei Personen der Heiligen Trinität, die am Kommen des Heiligen Geistes mitgewirkt haben - Gott, der Vater, der den Heiligen Geist gesandt hat; Gott, der Sohn, Jesus Christus, der seinem Volk in Gemeinschaft mit dem Vater die Gabe des Heiligen Geistes verheißen hat; und Gott, der Heilige Geist, der an jenem ersten Pfingstfest in Gestalt feuriger Zungen herabgekommen ist.

Um mit den Worten des Hl. Gregorius Theologus zu sprechen: "Der Heilige Geist war und ist und wird immer sein, er nimmt keinen Anfang und kein Ende und war von Anbeginn gleichrangig und in ständiger Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn". Wir glauben, dass der Heilige Geist, der die Kirche ins Sein gerufen hat, die Kirche auch weiterhin erhält und antreibt. Diese Kirche, das Volk Gottes, der Leib Christi, der Tempel des Geistes, ist das zentrale Anliegen der ökumenischen Bewegung. Wir sind aufgerufen, in der Kraft des Heiligen Geistes auf ihre Einheit hinzuarbeiten und beieinander zu bleiben, damit wir Gottes Welt Gottes Liebe und versöhnende Kraft bringen können.

An diesem Pfingsttag sind wir aufgerufen, die Zeichen des Heiligen Geistes zu erkennen, der die gespaltenen Kirchen zur Einheit ruft. Wie lautet an diesem Pfingstfest die Botschaft des Geistes an die Kirchen, die Christi Gebet für die Einheit der Kirchen - dass "sie alle eins seien" - folgen wollen? Zwar ist uns zugesagt, dass die Bewahrung und die Einheit der Kirche letztlich in Gottes Hand liegen, aber wir wissen auch, dass wir aufgerufen sind, hier und jetzt mit dem Geist zusammenzuarbeiten, unsere ganze Kraft in den Dienst der Einheit und Einigung gespaltener Kirchen zu stellen, auf dass die Welt glaube.

Wir leben heute in schwierigen Zeiten. Es scheint, als ob die Welt um uns herum in das Chaos und die Unordnung zurückfallen würde, die in 1. Mose mit erschreckenden Bildern beschrieben werden: "Die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe..." (1. Mose 1,2). Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass das Wirken des Geistes sowohl eschatologische als auch soziale Konsequenzen hat und dass Gott uns heute dazu aufruft, uns als Kirchen in der Kraft seines Geistes gemeinsam für die Heilung und Verwandlung der Welt einzusetzen.

Möge die Kirche Jesu Christ, die in der Kraft des Heiligen Geistes zusammengeführt worden ist, überall auf der Welt den Herrn stets voller Freude loben und preisen und mit dem Psalmisten beten: "Komm, heiliger Geist, und erneuere das Angesicht der Erde" (Ps 104,30).


Die Präsidentinnen und Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen

Erzbischof Dr. Anastasios von Tirana, Durrës und ganz Albanien, Autokephale Orthodoxe Kirche von Albanien
John Taroanui Doom, Evangelische Kirche von Maòhi, Tahiti
Pfarrer Prof. Dr. Simon Dossou, Protestantisch-Methodistische Kirche von Benin
Pfarrer Dr. Soritua Nababan, Protestantisch-Christliche Batak-Kirche (HKBP), Indonesien
Pfarrerin Dr. Ofelia Ortega, Presbyterianisch-Reformierte Kirche in Kuba
Patriarch Abune Paulos, Äthiopische Orthodoxe Kirche Tewahedo
Pfarrerin Dr. Bernice Powell-Jackson, Vereinigte Kirche Christi, USA
Dr. Mary Tanner, Kirche von England, Großbritannien


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Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. Mai 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2007