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KIRCHE/2234: Experten-Hearing zur Umsetzung der Enzyklika Laudato si' (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 27.09.2019

Experten-Hearing zur Umsetzung der Enzyklika Laudato si'

Erzbischof Schick: Weltweites Netzwerk der katholischen Kirche soll sozial-ökologische Transformation unterstützen


Mit einem Experten-Hearing hat am Freitag (27. September 2019) das Projekt "Nachhaltige Entwicklung im Licht von Laudato si' begonnen, das die Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat. Dazu kamen in Berlin Fachleute aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kirche zusammen, um über die vordringlichen Aufgaben bei der sozial-ökologischen Transformation zu diskutieren, die Papst Franziskus in seiner Umwelt- und Sozialenzyklika vor drei Jahren gefordert hat.

Beiträge der Kirche zum Gelingen dieses Transformationsprozesses sind das Hauptthema des neuen wissenschaftlichen Projekts, das von der Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der Deutschen Bischofskonferenz unter der Leitung von Prof. DDr. Johannes Wallacher (München) durchgeführt wird. Sie hatte im vergangenen Jahr die Studie "Raus aus der Wachstumsgesellschaft? Eine sozialethische Analyse und Bewertung von Postwachstumsstrategien" (2018) veröffentlicht und damit eine wichtige Vorarbeit für das neue Vorhaben geleistet. In der Sachverständigengruppe arbeiten Sozialethiker, Ökonomen und Umweltexperten gemeinsam zu weltwirtschaftlichen Themen, die die kirchliche Arbeit betreffen.

"Wir wollen den Wandel nach unseren Möglichkeiten unterstützen", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), in seiner einleitenden Ansprache. In der Enzyklika Laudato si' seien Schöpfungstheologie und Umweltverantwortung als Querschnittsthemen von Theologie und Kirche dargestellt worden. "Wir halten es für unverantwortlich, angesichts der klimatischen Veränderungen, die das Leben auf der Erde bedrohen, und der dramatischen Armutsprobleme den Kopf in den Sand zu stecken", unterstrich Erzbischof Schick. Seiner Einschätzung nach kann die Kirche insbesondere zum notwendigen Kultur- und Wertewandel, der die sozial-ökologische Transformation stützt und antreibt, einen beachtlichen Beitrag leisten. Auch sei das globale Netzwerk der katholischen Weltkirche "eine großartige Ressource, die zu einem Perspektivwechsel - hin zu einem übernationalen, weltgesellschaftlichen Denken - beitragen" könne.

Prof. Wallacher betonte die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität mit armen Menschen und mit Ländern, die besonders verwundbar sind. Die Bekämpfung des Klimawandels und der weltweiten Armut könnten nicht getrennt voneinander bewältigt, sondern müssten als eine zusammenhängende Aufgabe verstanden werden. Die Sachverständigengruppe werde in ihrer Arbeit eine integrierte Perspektive und besonders auch die globale Dimension in den Blick nehmen. An den jüngsten Beschlüssen der Bundesregierung kritisierte Prof. Wallacher, dass versäumt worden sei, die richtigen Preissignale zu setzen und konsequent die Subventionierung klimaschädigenden Verhaltens abzuschaffen. Aus ökologischen wie aus wirtschaftlichen Gründen wäre dies notwendig gewesen.

Dr. Janez Potočnik vom UN International Resource Panel stellte in seinem Beitrag eine Diskrepanz fest zwischen dem notwendigen und tiefgreifenden, auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichteten sozial-ökologischen Wandel einerseits und der Tatsache, dass Politik, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und die Finanzwirtschaft viel zu oft einer allzu kurzfristigen Logik folgten, andererseits. Dies behindere effizientes und strategisches Handeln. Dr. Potočnik diagnostizierte außerdem einen "deutlichen Mangel an Verständnis dafür, was wirklich wichtig für unser Wohlbefinden ist".

An der Veranstaltung nahmen Wissenschaftler und Vertreter aus Politik und Gesellschaft, der Bistümer, der kirchlichen Hilfswerke, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Diözesanräte und katholischen Verbände teil. Bei der Veranstaltung diskutierten außerdem Bundesumweltministerin a. D. Dr. Barbara Hendricks, der Generalsekretär der Bundesstiftung Umwelt, Alexander Bonde, der Wirtschaftsökonom Dr. Linus Mattauch vom Institute for New Economic Thinking der Universität Oxford, Dr. Lukas Köhler MdB und Karin Kortmann von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit in Berlin.

Das Projekt "Nachhaltige Entwicklung im Licht von Laudato si' " ist auf vier bis fünf Jahre angelegt. Auf der Grundlage der Vorschläge und Diskussionen in dem Hearing wird die Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" weitere Schritte des Projekts planen.


Hinweise:
Die Studie der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik: "Raus aus der Wachstumsgesellschaft? Eine sozialethische Analyse und Bewertung von Postwachstumsstrategien" (2018) kann auf www.dbk.de unter Publikationen als Broschüre bestellt oder als pdf-Datei heruntergeladen werden.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 162 vom 27. September 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2019

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