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KIRCHE/1543: Zollitsch würdigt Apostolisches Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 26.11.2013

Apostolisches Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus

Erste Würdigung von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch



Papst Franziskus hat zum Abschluss des "Jahr des Glaubens" das Apostolische Schreiben "Evangelii gaudium" veröffentlicht, das sich unter anderem auf die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Lebens" vom 7. bis zum 28. Oktober 2012 bezieht. Papst Franziskus bekräftigt damit den Auftrag zur Evangelisierung, zeigt Perspektiven für den Weg der Kirche in die Zukunft und ermutigt die Kirche und jeden einzelnen Christen, den Glauben zu erneuern. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, würdigt das Apostolische Schreiben in einer ersten Stellungnahme:

"Mit einer beeindruckenden Analyse der derzeitigen Situation legt uns Papst Franziskus in klarer und erfrischender Sprache eine geistliche Entfaltung davon vor, was es heißt, als Kirchen einen neuen Aufbruch zu wagen.

Vor einem Jahr fand in Rom die Bischofssynode über die neue Evangelisierung statt, an der ich als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung teilnehmen durfte. Mit seinem Apostolischen Schreiben 'Evangelii gaudium' ermutigt Papst Franziskus die ganze Kirche, sich von der Freude der Frohen Botschaft anstecken zu lassen, mit neuer Zuversicht und aus der Kraft des Evangeliums zu leben und den Glauben mit anderen zu teilen. Er gibt uns tiefe Einblicke in sein eigenes Verständnis von Kirche und Christsein. Zugleich lässt er uns teilhaben an seinen Vorstellungen von einer gelingenden Evangelisierung in einer globalisierten Welt. Papst Franziskus versteht sein Schreiben als Orientierungshilfe für die Ortskirchen zum Thema der Evangelisierung und der Weitergabe des christlichen Glaubens sowie als Impuls für jede und jeden einzelnen Christen. Mit großer Wertschätzung weist der Papst auf die kulturellen Unterschiede und besonderen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit hin und hebt die Bedeutung der Bischofskonferenzen hervor, die noch mehr 'Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen (...) einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität' werden sollen, wie es bereits das Zweite Vatikanische Konzil gewünscht hat.

Entlang zentraler Anliegen und Fragen lässt uns Papst Franziskus an seinem 'Traum' (vgl. Nr. 27) von einer missionarischen Kirche teilhaben. Ihn drängt die Erneuerung der Kirche in ihrem missionarischen Engagement. Dabei geht er auf die Herausforderungen ein, vor denen das pastorale Handeln der Kirche steht; er stellt die Weitergabe des Evangeliums als die Aufgabe des gesamten Gottesvolks heraus, die Laien und Priestern gemeinsam zukommt. Er beschreibt die epochalen Herausforderungen unserer Zeit, in denen sich die Kraft des Evangeliums zu erweisen hat und betont die unhintergehbare soziale Dimension der Evangelisierung (Nr. 176ff). Dabei warnt er eindringlich vor der falschen Vorstellung, dass wirtschaftliches Wachstum von selbst soziale Gerechtigkeit und Wohlergehen für alle hervorbringe. Vielmehr bedarf es unseres engagierten Eintretens für eine gerechte gesellschaftliche Ordnung und der sozialen Teilhabe aller.

Beim missionarischen Engagement der Kirche handelt es sich eben nicht um einen Vollzug kirchlichen Handelns neben anderen, vielmehr ist es der Grundauftrag der Kirche und muss all ihr Handeln bestimmen. Schon Papst Paul VI. hob hervor, dass die 'Evangelisierung - die eigentliche Berufung der Kirche und ihre tiefste Identität' ist (EN 14). Dabei wendet sich Mission sowohl an diejenigen, die nicht getauft sind oder bewusst Jesus Christus ablehnen. Eine neue Evangelisierung betrifft in gleichem Maß auch uns und unsere Gemeinden, die sich von der Kraft des Evangeliums immer neu beleben lassen sollen, wie auch all jene Getauften, die die Verbindung zur Kirche verloren haben (vgl. Nr. 15). Niemand soll von der Freude ausgeschlossen sein, die der Herr bringt (vgl. Nr. 3). Das Evangelium ist die zentrale Botschaft für alle Orte und alle Kontinente, sie gilt über alle Zeit und in den unterschiedlichen Kulturen: Gott enthüllt seine überbordende Liebe im gekreuzigten und auferstandenen Christus (Nr. 11). Jesus Christus ist der Grund unserer Freude.

Wenn wir uns von dieser Freude tragen lassen, haben wir keinen Grund, ängstlich zu sein. Dann ziehen wir uns auch nicht hinter die Mauern unserer Kirchen zurück, sondern öffnen unsere Türen weit (vgl. Nr. 46) und gehen hinaus auf die Straßen (vgl. Nr. 46-49), um mit anderen unsere Hoffnung und Zuversicht zu teilen. Denn 'die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.' (Nr. 47) Wenn die Freude Gottes unser Leben prägt und trägt, schotten wir uns nicht in kleine Gemeinschaften Gleichgesinnter ab, sondern geben dem Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche, den unterschiedlichen Gemeinschaften, in unterschiedlichen Kontexten und Lebensumständen, in unterschiedlichen Kulturen Raum.

Ich bin dem Heiligen Vater sehr dankbar für sein ermutigendes Schreiben, in dem er uns an seinem Traum von einer 'Option für die Mission' (Nr. 27) teilhaben lässt. Ihm ist eine Kirche lieber, die zwar 'verbeult, verletzt und beschmutzt ist', aber auf die Straßen hinausgegangen ist, 'als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist'. Kirche hat sich offensiv in den Dienst der Evangelisierung der Welt zu stellen (Nr. 27). Präzise geht er auf die Herausforderungen unserer Zeit wie die Säkularisierung, die Folgen der Globalisierung oder die Gefahren des Fundamentalismus ein und hebt die Notwendigkeit unseres sozialen Engagements hervor. 'Lasst uns Realisten sein', fordert uns Papst Franziskus auf, 'doch ohne die Heiterkeit, den Wagemut und die hoffnungsvolle Hingabe zu verlieren! Lassen wir uns die missionarische Kraft nicht nehmen!' (Nr. 109)."


Hinweise:

Das Apostolische Schreiben in deutscher Sprache finden Sie im Wortlaut auf der Internetseite des Vatikan. In Kürze wird die Enzyklika auch in der Broschürenreihe des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz als "Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 194" erscheinen. Sie kann vorbestellt werden unter dbk@azn.de.


Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 66 Mitglieder (Stand: November 2013) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 206 vom 26. November 2013
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2013