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KIRCHE/1399: "Das Wort Gottes macht frei von Zwang" - 11. Synode der EKD in Lübeck eröffnet (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 04.11.2012

"Das Wort Gottes macht frei von Zwang"

5. Tagung der 11. Synode der EKD mit Gottesdienst in Lübeck eröffnet



Mit einem festlichen Gottesdienst wurde die 5. Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an diesem Sonntag im Dom zu Lübeck eröffnet. Der Leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig), legte seiner Predigt den Beginn des Johannesevangeliums zugrunde: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort." (Johannes 1,1)

Davon ausgehend erinnerte Ulrich an den Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel: "Gott sprach - und es ward: Licht, Leben, Himmel, Erde. Gottes Wort ist immer schöpferisches Wort. Bei ihm ist Reden immer gleich Tun. Worte von Menschen können demütigen, verletzen, auch töten. Gottes Wort aber bringt hervor Leben auf Leben - Neues Leben, Ewiges Leben". Auch Martin Luther, so der Bischof, habe immer daran erinnert, dass "allein das Wort Gottes des Menschen Herz regieren soll, keine Macht sonst"; und ergänzte: "Von Gottes Wort regierte Herzen regieren die Welt anders: barmherzig, mit Liebe, zur Freiheit. Solche Herzen sind hörende Herzen, unruhige Herzen, die sich nicht zufrieden geben mit dem, was immer schon so war."

Ulrich betonte, dass die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich kein "gottgewolltes Schicksalsgefüge" sei, sondern "von Menschen entfachter Irrsinn, und das Recht der Starken gegen die Schwachen sei nicht der Weg des göttlichen Heils, sondern "menschlicher Irrweg". Vielmehr gelte, dass der Wert des Menschen und seine Würde nicht abhängen von "Leistung und Reichtum, Schönheit und Klugheit." Das Wort Gottes wolle vielmehr freimachen von Zwängen, und ein Glaube, der die Realität der Welt und die Realität Gottes gleichermaßen, in sich trage, führe dazu, "dass Worte Frieden stiften."

In Bezug auf das Reformationsjubiläum 2017, das Schwerpunktthema der heute beginnenden EKD-Synode, sagte der Bischof: "Reformation stellt Kirche wieder auf ihren Anfang - und stellt sie hinein in die Welt. Wir müssen uns immer wieder vergewissern, wie nah unser Reden und Tun dem Fleisch gewordenen Wort Gottes ist. Und nie darf aufhören diese Vergewisserung, diese Erneuerung, dieses Anfangen mit dem Wort." Auch die verschiedenen christlichen Kirchen und Konfessionen machten gemeinsam immer wieder die Erfahrung, dass das biblische Wort größer sei als alle Konfessionen: "Es gehört uns nicht, es ist uns gemeinsam anvertraut. Und darum wollen wir weiter alles tun, um trennende Grenzen zu überschreiten", so Ulrich abschließend.

Der Gottesdienst wurde live im Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen. Im Anschluss an den Gottesdienst beginnt die Tagung der EKD-Synode in Timmendorfer Strand.

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Synode der EKD: Zahlen und Fakten
 
Alle Segel gesetzt für die Tagung an der Ostsee


Mehr als 80 DIN A-4-Seiten lang ist das "Drehbuch", das Peter Engel während der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Timmendorfer Strand stets greifbar hat. Der Veranstaltungsleiter des Tagungshotels hat in enger Abstimmung mit dem Tagungsbüro unter der Leitung von Heidi Heine einen wachsamen Blick darauf, dass alle Sitzungen, Empfänge, Technikanforderungen und nicht zuletzt die kulinarische Versorgung der Synodenteilnehmer reibungslos vonstatten gehen.

123 Delegierte aus der ganzen Bundesrepublik werden in den kommenden Tagen Anträge, Gesetzesentwürfe, den Haushalt der EKD und das Schwerpunktthema "Am Anfang war das Wort - Perspektiven auf das Reformationsjubiläum 2017" beraten. Zur Tagung der EKD-Synode, eines der drei leitenden Gremien der EKD, werden auch die Mitglieder der beiden weiteren Leitungsgremien, des Rates und der Kirchenkonferenz, erwartet. Unter ihnen sind auch die 20 leitenden Geistlichen der EKD-Gliedkirchen: Bischöfe und eine Bischöfin, Präses (männlich und weiblich), Schriftführer und Kirchenpräsidenten. Mit Gästen und Referenten werden es rund 450 Menschen sein, die bis Mittwochabend an der Ostsee versammelt sind.

Die Synode verkörpert das Prinzip, dass die evangelische Kirche auch durch Ehrenamtliche und Nicht-Theologen geleitet wird. Zwar sind auch Pfarrerinnen und Pfarrer in der Synode vertreten, mehr als die Hälfte aber sind Nicht-Theologen. Der Frauenanteil beträgt bei der diesjährigen Tagung 45 Prozent. Der älteste Synodale ist Jahrgang 1938, die jüngste 1987. Evangelische Jugend- und Studentenarbeit entsenden acht Jugenddelegierte zur Synode.

Hinter den Kulissen arbeitet ein 24-köpfiges Team aus dem Kirchenamt der EKD im Synodenbüro, in der Pressestelle, am Empfang, in der Druckerei, im Fahr- und Saaldienst sowie - ganz wichtig - in der IT-Servicestelle. Das Hotel hat alle verfügbaren Räume bereitgestellt, auch solche, die Gästen normalerweise verschlossen bleiben: So bekommt zum Beispiel das Hörfunk-Team des Norddeutschen Rundfunks im Verwaltungstrakt des Hotels einen eigenen Arbeitsraum zur Verfügung gestellt.

Nach der Grundordnung der EKD besteht die Synode aus 126 Mitgliedern. 106 Synodale werden durch die Synoden der 20 Gliedkirchen entsandt, 20 Synodale beruft der Rat unter besonderer Berücksichtigung von Persönlichkeiten, die für das Leben der Gesamtkirche und die Arbeit der kirchlichen Werke Bedeutung haben. Die Synode wird jeweils für die Dauer von sechs Jahren gebildet, die aktuelle Legislaturperiode läuft von 2009 bis 2015. Insofern markiert die diesjährige Tagung die "Halbzeit", ebenso wie in der Lutherdekade, die 2008 begonnen hat und die bis 2017 den Rahmen der Vorbereitungen auf das 500. Reformationsjubiläum bildet.

An der Spitze der Synode steht ein siebenköpfiges Präsidium, das ebenso wie die ständigen Ausschüsse während der konstituierenden Tagung von den Synodalen aus ihrer Mitte gewählt wird. Seit 1991 hat die Synode neun ständige Ausschüsse: "Schrift und Verkündigung", "Diakonie, Mission und Ökumene", "Recht", "Kirche, Gesellschaft und Staat", "Erziehung, Bildung und Jugend", "Haushalt", "Europa", "Bewahrung der Schöpfung (Umwelt und Entwicklung)" und den "Nominierungsausschuss".

Die Ausschüsse leisten einen wesentlichen Teil der Arbeit der Synode. Jeder Ausschuss bereitet in seinem Bereich die Beratungen für die Tagung vor. Während der Tagungen der Synode werden alle Tagesordnungspunkte, auch Anträge und Eingaben an die Synode, nach ihrer Einbringung und einer ersten Aussprache im Plenum an die betreffenden Ausschüsse zur Beratung überwiesen.

Aus der Arbeit der Ausschüsse resultieren in der Regel Beschlussvorlagen zur Beratung und endgültigen Beschlussfassung durch die Synode. Diese können auch als öffentliche Erklärungen formuliert werden, deren wichtigste Form die Kundgebung ist, die mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet werden muss.

Die Synode der EKD kommt in der Regel an wechselnden Orten einmal im Jahr zu einer mehrtägigen Tagung zusammen. Die Plenarsitzungen sind öffentlich. Fast immer behandelt die Synode ein sogenanntes "Schwerpunktthema". Zur inhaltlichen Vorbereitung dieses Themas setzt das Präsidium der Synode einen Vorbereitungsausschuss ein, der aus Synodalen und externen Fachleuten besetzt ist.

Über jede Tagung der Synode wird ein Berichtsband herausgegeben, der die Plenarverhandlungen im Wortlaut wiedergibt und die Beschlüsse enthält.

Quelle: Pressemitteilung 225/2012 vom 02.11.2012

www.ekd.de/synode2012

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Quelle:
Pressemitteilung 225/2912 vom 2.11.2012 und 229/2012 vom 04.11.2012
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2012