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BERICHT/016: Der Dalai Lama in Frankfurt (StadtRaum)


StadtRaum Newsletter vom 3. August 2009

Der Dalai Lama in Frankfurt

Von Werner Heidenreich


Mitten im Sommer ließ im kühl wirkenden "Commerzbank-Stadion" der Dalai Lama vor Tausenden von Buddhisten seine Weisheit erstrahlen. Ich habe leider nur an einem Tag teilgenommen und war beeindruckt von der Frische und entwaffnenden Ehrlichkeit des tibetischen Oberhaupts. Er kann auf der Bühne, laut loslachend, offen seine Schwächen gestehen, erklärt u. a., dass er keine besonderen Heilkräfte besäße, weil er sich sonst keiner Gallenoperation hätte unterziehen müssen. Allerdings, so sagte er, sei seine Heilung nach der Operation ungewöhnlich schnell fortgeschritten, was er mit seiner Meditationspraxis und deren guten Wirkung auf den Körper und dessen Heilkräfte erklärte.

Wie erwartet, forderte er wieder die Menschen auf, mehr liebevolle, wohlwollende Gedanken und Gefühle zu entwickeln, damit die Welt eine Chance hat zu überleben.

Für mich war Frankfurt wie ein buddhistischer Kirchentag. Viele Gruppen hatten Stände aufgebaut, es gab viele Informationen über buddhistische Angebote in Deutschland und Europa. Alte Freunde und Weggefährten traf ich nach langer Zeit wieder und erfuhr, wie es ihnen mit ihren Projekten und Engagements geht.

Für die Veranstalter wurde der Besuch ein finanzielles Desaster, statt einem erhofften Überschuss, der großzügig an gemeinnützige Projekte verteilt werden sollte, blieb ein Finanzloch von knapp 200.000 Euro übrig.

Für mich stellt sich bei solchen "Events" die Frage nach der Größenordnung. Zur Zeit meiner Ratsmitgliedschaft in der DBU (Deutsche Buddhistische Union) hatte ich und andere Ratsmitglieder die DBU vor der Trägerschaft einer solchen Großveranstaltung gewarnt. Es ist selbst mit dem Dalai Lama als Hauptgast schwer zu kalkulieren, wieviele Besucher kommen werden. Werden dann teure Stadien gemietet und ein Heer von Helfern und Sicherheitsleuten eingestellt und weitere hohe Nebenkosten, wie Werbung, Hotels und Reisekosten, fällig, wird aus der guten Absicht ein unkalkulierbares Risiko mit einem schwer aufzufangenen Schaden für die Organisatoren.

Ich hoffe sehr, dass die Buddhistische Union keinen Schaden nimmt und diese Erfahrung dazu beiträgt, sich mehr auf kleinere Veranstaltungen zu konzentrieren, die durchaus auch Größen von mehreren Tausend Besuchern haben können.

Viele Menschen suchen direkten Kontakt und wünschen sich persönliche Ansprechpartner. Kleinere Zusammenkünfte, überschaubare und kalkulierbare Kongresse, die öfter stattfinden könnten, wären eine gute Alternative. Ich sehe hier auch die Chance, die jeweilgen Themen etwas tiefer und ausführlicher zu besprechen als auf so einer Großveranstaltung, auf der Dialog und Austausch kaum möglich ist. Menschen, die noch nicht so berühmt sind und trotzdem eine wichtige Botschaft haben, fänden hier leichter Gehör und hätten eine Bühne, um ihre Weisheit und Botschaft zu verkünden.


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Quelle:
StadtRaum Newsletter vom 3. August 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2009