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EDITORIAL/175: Dein Glaube hat dir geholfen ... (SB)



Wochendruckausgabe 175 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 2. Juli 2022


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Dein Glaube hat dir geholfen ...


Bevorzugen, annehmen ebenso wie anstreben und sich stetig darauf zubewegen wären Lesarten und Verstehensmuster, die dem Wort "Glauben" zugeschrieben werden könnten.

Ein Mensch wäre vom Glauben gänzlich erfasst und besetzt, wenn es sich denn um einen solchen handelt. Immer jedoch scheint der Glaube oberflächlich bis zutiefst verbindlich verknüpft mit einem Inhalt und geheftet an eine strukturelle Matrix oder an eine Person, einen Gegenstand beziehungsweise eine topographische Realität, sprich an irgendein Ideal gefesselt zu sein.

Von einer innermenschlichen Rückbindung eines derartigen Glaubens erfahren wir aus einer der vielen Geschichten um Jesus von Nazareth aus dem Neuen Testament der biblischen Schriften. Ein gut zu zitierendes Beispiel hierfür wäre der Bericht aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 9, Vers 20-22, in welchem der Nazarener offensichtlich dem Glauben einer von ihm angesprochenen Person den ersten Rang und die alleinige Wirkung zugesprochen hat anlässlich der erstaunlichen Unterbrechung eines jahrelangen Blutflusses:

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

[...] Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre den Blutfluß gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an. Denn sie sprach bei sich selbst: Könnte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau ward gesund zu derselben Stunde.

(Matthäus, Kapitel 9, Vers 20-22)

Arglosigkeit, Vertrauen oder tiefe Verzweiflung, was hat den Glauben dieser Frau wohl angetrieben und was macht ihn derart wirksam? Niemand wird das jemals wirklich ermitteln können.

Aus solchen Gründen wird dem Glauben gern zugesprochen, unterstellt und aufgefrachtet, was einer rationalen Erörterung nicht standhalten könnte.

Gut, dass es solche Begriffe und damit auch solche Fluchtwege im menschlichen Denken gibt. Denn ohne sie wäre er zumindest zur Verteidigung oder zum Angreifen weder bereit noch richtig in der Lage.

Ihre Schattenblick-Redaktion


veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 2. Juli 2022


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