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LESERBRIEFE/008: Zu "Begegnungen am roten Rand Wiens - Teil 1" (grundrisse-redaktion)


Zum Schattenblick-Artikel:
Begegnungen am roten Rand Wiens - Teil 1 (SB)
Diskussionsabend zum 30. Jubiläum der Zeitschrift Grundrisse am 10. Juni 2009 in Wien

unter: REDAKTION -> REPORT -> WIENER GESPRÄCHE/01


Leserbrief:
Von: grundrisse - zeitschrift für linke theorie & debatte

Donnerstag, 2. Juli 2009 - 20:55 Uhr

liebe redaktion des schattenblicks,

nach einem erneuten blick auf euren bericht - herzlichen dank dafür übrigens - haben wir gesehen, dass ihr die ausschließlich männliche schreibweise bereits geändert habt. das freut uns. dennoch hat die erste version eures berichts - und auch eine reihe von elementen der bestehenden version - eine diskussion innerhalb der redaktion ausgelöst, aus der folgender text hervorgegangen ist.


liebe redaktion des schattenblicks,

wir freuen uns über den sehr ausführlichen bericht über unsere veranstaltung am 10. juni im etap. wir selbst haben uns an diesem abend über die hohe anzahl an besucherInnen und über die regen und spannenden debatten sehr gefreut.

dennoch wollen wir - in diesem fall die männer der grundrisse-redaktion - dir/euch einige sätze der kritik schreiben, die mit inhalten wie formulierungen im bericht zusammenhängen.

einer unserer wesentlichsten bestrebungen als redaktionsmitglieder der grundisse ist es, männliche diskurs-hegemonien zumindest infrage zu stellen, wenn nicht den versuch zu unternehmen, diese radikal zu überwinden. die veranstaltung im etap und die inhaltliche schwerpunktsetzung sowohl an diesem abend als auch im heft sehen wir als einen wichtigen schritt in diese richtung, zumal es in der redaktion der grundrisse auch nicht immer klipp und klar war, dass feministische politiken nicht in eine rubrik oder in einen teilbereich abgedrängt werden dürfen, sondern explizit oder implizit immer in der überschrift linker intervention zu finden sein müssen.

in diesem sinn sind wir enttäuscht, dass - trotz deiner/eurer genauen und spannenden berichterstattung immer nur "leser", "podiumsteilnehmer" oder "der dj" vorkommen (das auflegen und die technik wurden von einer frau organisiert, das podium setzte sich - wie dir/euch sicher nicht entgangen ist - bis auf den moderator und einen übersetzer - aus frauen zusammen). die redaktion der grundrisse war am podium von unserer genossin minimol vertreten. in diesem sinne, aber auch aus prinzipiellen gründen, finden wir es - ungeachtet persönlicher bekanntschaften und naheverhältnisse, die jedem und jeder selbstverständlich unbenommen sind - nicht gut, dass in einem öffentlichen bericht zwei männer aus der redaktion am schluss ins rampenlicht gerückt werden (was ihnen zweifellos den anschein der "hauptorganisatoren" und "gastgeber" verleiht).

für uns ist die auseinandersetzung mit oben angesprochenen punkten teil emanzipatorischer politik. sprache und bilder spielen auch eine rolle, sie sind gesellschaftlich umkämpft und wir sollten sie nicht als nebenschauplätze betrachten.

in diesem sinn verbleiben wir mit kritisch-solidarischen und pro-feministischen grüßen,

einige aus der grundrisse-redaktion



e-mail: redaktion (ät) grundrisse [dot] net

grundrisse.zeitschrift für linke theorie & debatte
antonigasse 100/8
a-1180 wien
www.grundrisse.net


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Quelle:
Leserbrief vom 2. Juli 2009


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2009