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KORRESPONDENZEN/005: Schwarzes Silber (SB)


Schwarzes Silber


Ein Leserbrief von W. W. zu dem Schattenblick-Beitrag

NATURWISSENSCHAFTEN\CHEMIE\RATGEBER/233: Kinderfragen (23) Was ist, wenn Silber schwarz wird? (SB)

Dienstag, 11. März 2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

habe mit großem Interesse Ihre Antworten zu
RATGEBER/233: Kinderfragen (23) Was ist, wenn Silber schwarz wird?
gelesen.

Es ist ja erstaunlich, für was sich heutzutage Kinder schon interessieren. Auch die umfassenden Ausführungen fand ich wirklich gut.

Eines vermisste ich jedoch darin und zwar die Bewertung solcher Mittel, die in ihrer Werbung angeben, dass bei jeder Pflege eine dünne Silberschicht wieder aufgetragen wird. Da diese Mittel recht teuer sind, z.B. "Mirco 30/Koh-i-noor" oder der "Sheffco Silberpflege-Set" aus dem UK, würde mich schon mal interessieren, ob dadurch wirklich ein sichtbarer Effekt entstehen kann. Bei mir ist z.B. bei dem Besteck von Oma mit einer 100er Auflage teilweise schon das Grundmetall an einigen Punkten sichtbar. Ob das reparabel ist?

Vielleicht haben Sie dazu eine unverbindliche Meinung. Wenn ja, könnten Sie mir hierzu ev. eine Kurzmitteilung mailen?

Mit freundlichen Grüßen

W. W.


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Ihre Frage, unsere Antwort

zu dem Beitrag: INFOPOOL\NATURWISSENSCHAFTEN\CHEMIE\

RATGEBER/233: Kinderfragen (23) Was ist, wenn Silber schwarz wird? (SB)

Stelle, den 18.03.2008

Sehr geehrte Frau W.,

die von Ihnen erwähnten Silberpflegemittel ("Micro 30/Koh-i-noor", "Sheffco Silver Service" bzw. "Sheffco Silver Plate" oder das ebenfalls in England hergestellte "Silverlife") - sämtlichst Produkte, die mit einer vermeintlichen Molekularbeschichtung durch bloßes Auftragen der Lotion werben - sind uns ebenfalls nur aus der Werbung bekannt.

In diesem Fall halten sich die Hersteller über die genaue Zusammensetzung ihrer Produkte allerdings bedeckt, so daß wir bestenfalls spekulieren können, worum es sich dabei vielleicht handelt.

Der hohe Preis dieser Mittel erklärt sich dadurch, daß die Pasten, Lotionen oder Flüssigkeiten in irgendeiner Form reines Silber enthalten sollen, das naturgemäß teurer als ein normales Silberputzmittel ist.

Unseres Erachtens lassen sich allerdings weder Silberteilchen noch Silbersalze durch den rein mechanischen Auftrag auf einem metallischen Untergrund wirklich dauerhaft fixieren, so daß mit diesen Mitteln vermutlich bestenfalls nur ein vorübergehender Effekt erreicht werden wird, wobei fraglich ist, wie lange er ohne weitere Pflege andauert.

Der Ausdruck "Molekularbeschichtung" weist zudem darauf hin, daß das Silber als Verbindung vorliegt, entweder als Salzverbindung in einem Lösungsmittel oder wahrscheinlicher noch als eine Art Lack, in dem winzige, mikroskopisch kleine Silberpartikeln verteilt sind.

Mit einem solchen Lack läßt sich keine vollständige Silberauflage auf den kahlen Stellen herstellen, sondern eher so etwas wie ein glänzendes "Make up", bei dem dann aber ständig "nachgepudert" werden muß, damit der "Eindruck von Jugendfrische" erhalten bleibt. Verständlich, warum die Hersteller der Produkte dann auch zu häufigem und regelmäßigem Wiederholen der Anwendung raten.

Die beständigste Restaurierungsmethode für antike versilberte Gegenstände, die uns hier bekannt ist, wäre die Galvanisierung, wobei die beschädigten Silberteile an die Anode eines Gleichstromaggregats angeschlossen und in eine Silbersalzlösung getaucht werden. Dabei überzieht sich das Besteckteil mit einer neuen Silberschicht, die auch zu dem Untergrund eine chemische Verbindung ausbildet. Zu Zeiten, als Silberbestecke noch groß in Mode waren, ließ man das in sogenannten Galvanisierungsanstalten machen, von denen es allerdings auch heute noch welche, z.B. in größeren Städten, gibt (ein Blick in die Gelben Seiten könnte da Aufschluß bringen, wer für Sie in Frage kommt).

Auch diese Methode ist verständlicherweise nicht billig, da sich die Kosten u.a. nach dem gültigen Silberpreis richten, dennoch ist es wohl der einzige Weg, um liebgewonnenes, altes Silber tatsächlich noch einmal rundum zu erneuern.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr SB-Redaktionsteam

19. März 2008