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HINRICHTUNG/004: Ein Abschied und brennende Herzen (Naturfreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 30. September 2011

Die Hinrichtung von Troy Davis war ein staatliches Verbrechen

NaturFreunde fordern Abschaffung der Todesstrafe: "Es gibt noch viele Troy Davis"


Berlin, 30. September 2011 - Zur morgigen Beerdigung des am 21. September durch die zuständige US-Gefängisbehörde hingerichteten Afroamerikaners Troy Davis erklären Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands und die Aktiven der Kampagne Free Mumia Berlin:

Die Hinrichtung von Troy Davis war ein staatliches Verbrechen. Am Tag der Beerdigung sind unsere Gedanken wieder bei Davis' Familie - und den Zehntausenden, die weltweit immer noch in den Todeszellen sitzen. Mit dieser Hinrichtung wurde eine gnadenlose und rassistisch motivierte US-Justiz offenbar. Seine Hinrichtung war ein barbarischer Akt, unvereinbar mit einem humanistischen und demokratischen Rechtssystem.

Denn die Todesstrafe negiert das elementarste Menschenrecht: das Recht auf Leben. Diese staatlich angeordnete Rache beruht auf niedrigsten Instinkten und ist eine durch kein Gesetz zu rechtfertigende Form grausamer und unmenschlicher Strafe.


Mehrheit der US-Bürger gegen die Todesstrafe

Mittlerweile gibt es aber auch in den USA eine Mehrheit, die sich gegen die Todesstrafe ausspricht. Bereits jetzt halten mehr als zwei Drittel aller US-Bürger die Todesstrafe in den USA für irrelevant bei der Bekämpfung von Verbrechen, wie eine entsprechende Untersuchung des Death Penalty Information Centers zeigte. Möglicherweise wird sich diese Ablehnung noch zu einem zentralen Faktor bei US- Wahlentscheidungen weiterentwickeln können, durch den dann die Politiker, die sich für die Todesstrafe aussprechen, nicht mehr gewählt werden.

Troy Davis wurde vorsätzlich zum Tode verurteilt, obwohl sieben Belastungszeugen im Laufe der Verhandlungen ihre belastenden Aussagen zurückgezogen hatten. Sie hatten dabei deutlich gemacht, dass sie von einer rassistisch motivierten Polizei zu Falschaussagen gedrängt worden waren und nur aufgrund von Einschüchterungen durch die Polizei ihre Aussagen gemacht hatten. Hinzu kommt, dass der Todesstrafe in den USA fast ausschließlich Menschen unterliegen, die selbst nicht in der Lage sind, eine angemessene Verteidigung zu bezahlen. Die sogenannte Pflichtverteidigung ist dabei lediglich ein Feigenblatt, mit der die Einschüchterung von armen Gesellschaftsteilen durch die Todesstrafe kaschiert wird.


Fall Troy Davis vor den Vereinten Nationen zur Sprache bringen

Die NaturFreunde und die Kampagne Free Mumia Berlin fordern die Bundesregierung auf, den Fall Troy Davis vor den Vereinten Nationen zur Sprache zu bringen. Von US-Präsident Obama erwarten wir, dass er endlich eine Initiative zur Abschaffung der Todesstrafe in den USA beginnt. Kein demokratisch denkender Mensch kann hier weiter schweigen. Kein Staat der Welt hat das Recht inhaftierte Bürger umzubringen. Mit der Negierung des Rechts auf Leben negiert ein Staat auch seine Schutzfunktion für alle Menschen, die in diesem Staat leben.


"Es gibt noch viele Troy Davis"

Die letzten von Troy Davis geschriebenen Worte an die Bewegung gegen die Todesstrafe werden wir in Erinnerung halten. Er schrieb uns noch am 10. September 2011: "Es gibt noch viele Troy Davis. Der Kampf zur Abschaffung der Todesstrafe wird durch mich nicht gewonnen oder verloren, sondern durch unsere Stärke und indem wir voranschreiten und jeden Unschuldigen retten, der irgendwo auf der Welt eingesperrt ist. Wir müssen dieses Unrechtssystem Stadt für Stadt, Staat für Staat und Land für Land beseitigen."

Troy Davis hat die Herzen der Menschen erreicht. Wir werden alles dafür tun, dass die Menschen endlich aufwachen und die Abschaffung der Todesstrafe auch in ihrem Land durchsetzen.


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Quelle:
Presseinformation vom 30.09.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2011