Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

VERKEHR/1133: Aschewolke - Zur aktuellen Lage im Luftverkehr (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 20.04.2010

Aktuelles
Vulkanausbruch auf Island - Aschewolke
BMVBS zur aktuellen Lage im Luftverkehr

Sicherheit steht an erster Stelle,
Internationale Vorgaben werden befolgt -
Noch keine Entwarnung für Luftverkehr


Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hat in enger Absprache mit der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) entschieden, wegen der Aschewolke in einem großen Teil des deutschen Luftraums den Verkehr auf null zu steuern. Diese Entscheidung ist in den vergangenen Stunden von mehreren Fluggesellschaften in Frage gestellt worden. In diesem Zusammenhang weist das BMVBS auf folgendes hin:

1. Die Sicherheit im Luftverkehr steht für alle Beteiligten an erster Stelle. Die Entscheidung der DFS, in den Lufträumen der 16 internationalen Flughäfen sowie der Regionalflughäfen derzeit keine kontrollierten Flüge stattfinden zu lassen, dient der Sicherheit aller Passagiere. Eine Freigabe des Luftraums kann erst dann erfolgen, wenn gesicherte Informationen vorliegen, dass von der Vulkanasche keine Gefahr mehr für den Luftverkehr ausgeht.

2. Bei seinen Entscheidungen orientiert sich die DFS an den internationalen Vorgaben. Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation ICAO hat ein weltweites Netzwerk von insgesamt neun Beratungszentren ins Leben gerufen, die im Falle eines Vulkanausbruchs die Bewegung der Aschewolken verfolgen. Sie werden von einzelnen dafür benannten nationalen Wetterdiensten betrieben. In Europa gibt es zwei solcher Zentren: eines in Toulouse, ein zweites in London. Zuständig im aktuellen Fall ist das "Vulcanic Ash Advisory Centre" in London, das vom britischen Wetterdienst Met Office betrieben wird. Es ist nach ICAO-Vorgabe verpflichtet, alle sechs Stunden seine Prognose zu aktualisieren und an die nationalen Wetterdienste weiterzuleiten. In Deutschland ist dies der Deutsche Wetterdienst, der daraus Flugwetterwarnungen (SIGMETS) aufbereitet. Die Vorhersagen dienen den Piloten zur Vorbereitung der Flüge und den Flugsicherungen zur Entscheidung zur Freigabe von Flügen. Solche Freigaben kann die DFS auf Grundlage der vorliegenden Informationen bis auf weiteres nicht erteilen.

Weil ein Vulkanausbruch in dieser Dimension in Europa ein sehr seltenes Ereignis ist, gibt es europaweit kein Messnetz zur Bestimmung der Aschekonzentration für die Luftfahrt. Die Ausbreitungsprognosen der Vulkanasche beruhen auf einem Computermodell, das zahlreiche Faktoren wie die Aktivität des Vulkans oder die Windgeschwindigkeit berücksichtigt. Die Modellberechnungen werden mit zusätzlichen Informationen, z.B. aus Satellitenaufnahmen, abgeglichen und ergänzt. Derzeit arbeitet der DWD mit Hochdruck daran, stationäre Forschungsmessstationen umzurüsten, um die Aschekonzentration im deutschen Luftraum messen zu können. Außerdem sind Messflüge des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Vorbereitung. All diese Informationen werden in das VAAC eingespeist, damit die für alle Beteiligten verbindliche Prognose der Ausbreitung der Aschewolke präzisiert werden kann.

Die Sichtflüge, die einzelne Fluggesellschaften seit dem Wochenende absolviert haben, liefern ebenfalls Informationen zur Aschekonzentration in der Luft, die über den DWD an das VAAC in London weitergeleitet werden. Allerdings ist die Aussagekraft dieser Flüge begrenzt, da die Flugzeuge nur sehr kurz in der Luft waren und nicht über entsprechende Messinstrumente verfügen. Wenn an diesen Flugzeugen keine Schäden beobachtet worden sind, lässt dies keinesfalls den Rückschluss zu, die Aschekonzentration im deutschen Luftraum sei für den Luftverkehr ungefährlich.

Wegen der außergewöhnlichen Lage in Europa sind bei DFS, DWD und BMVBS Krisenstäbe im Einsatz. Das BMVBS koordiniert die Arbeit der Krisenstäbe und steht dabei in enger Abstimmung mit anderen europäischen Ministerien.

Derzeit ist noch nicht absehbar, wie lange die Verkehrsbeschränkungen in Deutschland noch aufrechterhalten werden müssen. Der isländische Vulkan ist nach wie vor aktiv. Zudem herrscht derzeit eine ungünstige Wetterlage, die den Transport der Aschewolken nach Zentraleuropa wahrscheinlich macht. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Beeinträchtigungen des Luftverkehrs andauern werden. Vorübergehende Verbesserungen oder Verschlechterungen der Lage sind dabei nicht auszuschließen.

© DWD 1996-2010


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 20. April 2010
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
Zentrale: Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
Telefon: 049 (0)69 / 80 62 - 0, Fax: 049 (0)69 / 80 62 - 4484
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2010