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UNTERNEHMEN/2829: Virtuelle Hauptversammlung - Bayer-Vorstand muss Aktionärsrechte ernst nehmen (Kritische Aktionäre)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.
Pressemitteilung vom 27.04.2020

Virtuelle Hauptversammlung: Bayer-Vorstand muss Aktionärsrechte ernst nehmen

- Bayer-Vorstand sollte kritische Fragen nicht ignorieren
- Bayer trägt zu "Pestizidhölle in Brasilien" bei
- Nachholbedarf bei Klimastrategie und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten


Köln, 27. April 2020. Anlässlich der morgen stattfindenden virtuellen Bayer-Hauptversammlung fordert der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre den Vorstand auf, das Fragerecht aller Aktionär*innen ernst zu nehmen.

"Im Vorfeld der Hauptversammlung hat Bayer nicht klar kommuniziert, ob und wenn ja, wie eingereichte Fragen beantwortet werden sollen", kritisiert Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands. "Damit der Livestream nicht zu einer reinen Werbeveranstaltung wird, hätte Bayer-Chef Baumann seine Rede schon vorher öffentlich machen sollen, damit auch Fragen dazu hätten eingereicht werden können. Ohne kritische Meinungen und Fragen droht die erste virtuelle Hauptversammlung zur Farce zu werden."

Zusammen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen kritisiert der Dachverband das umwelt- und gesundheitsschädliche industrielle Agrarmodell von Bayer. "Brasilien ist die Pestizidhölle auf Erden, und Bayer trägt dazu maßgeblich bei", konstatiert Christian Russau, Vorstandsmitglied des Dachverbands. "Das Land ist weltweit führend in der Verwendung von landwirtschaftlichen Giften. 7,3 Liter Landwirtschaftsgifte pro brasilianischem Bürger und Jahr entsprechen dem nationalen Durchschnitt. Der zentralbrasilianische Bundesstaat Mato Grosso, in dem gentechnisch verändertes Soja angebaut wird, hält den Weltrekord: hier werden 13,3% (140 Millionen Liter) aller in Brasilien verwendeten Pestizide eingesetzt." So liege in der kleinen Gemeinde Sapezal der Pestizideinsatz pro Person bei 393 Litern, 52 Mal höher als der nationale Durchschnitt von 7,3 Litern. "Es ist auffällig, dass die Gemeinden im brasilianischen Amazonasgebiet mit den höchsten Raten illegaler Abholzung dieselben Gemeinden mit dem höchsten Anstieg von landwirtschaftlichen Giften sind", so Russau.

Auch bei der neuen Nachhaltigkeitsstrategie von Bayer sieht der Dachverband Nachholbedarf. "Das Ziel von Bayer, bis 2030 klimaneutral zu werden, bezieht sich nur auf die eigenen Produktionsstandorte. Doch den entscheidenden, globalen Einfluss hat Bayer bei den Emissionen der eigenen Lieferketten und aus der Anwendung der eigenen Produkte. Andere Unternehmen haben hier schon eindeutige Ziele formuliert", kritisiert Tilman Massa vom Dachverband. "Bayer erfüllt zudem weiterhin nicht vollständig die Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs). Wir fordern Bayer auf, endlich transparent dazulegen, wie und ob Menschenrechtsrisiken in den eigenen Lieferketten identifiziert, bewertet und minimiert werden."


Weiterführende Informationen:
- Livestream der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) zum Protest und kritischen Stimmen, Dienstag 28. April ab 9 Uhr ganztags:
www.cbgnetwork.org/HV

- Studie "Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF - ein globales Geschäft mit Doppelstandards" der Rosa-Luxemburg-Stiftung, MISEREOR und INKOTA anlässlich der Bayer-Hauptversammlung
https://www.misereor.de/fileadmin/publikationen/Broschuere_Gerfaehrliche_Pestizide.pdf

- Fragen des Dachverbands an der Bayer-Vorstand und -Aufsichtsrat für die virtuelle Hauptversammlung
https://www.kritischeaktionaere.de/bayer/unsere-fragen-an-vorstand-und-aufsichtsrat/

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Quelle:
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Postanschrift: Postfach 30 03 07, 50773 Köln
Büro: Pellenzstr. 39 (Hinterhaus), 50823 Köln
Telefon: 0221/599 56 47, Fax: 0221/599 10 24
E-Mail: dachverband@kritischeaktionaere.de
Internet: www.kritischeaktionaere.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2020

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