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UNTERNEHMEN/2478: Mangel an gesellschaftlicher Verantwortung bei Hugo Boss (Kritische Aktionäre)


FEMNET / Kampagne für Saubere Kleidung / Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Pressemitteilung, Bonn/Köln, den 11. Mai 2015

FEMNET und die Kampagne für Saubere Kleidung werfen HUGO BOSS einen Mangel an gesellschaftlicher Verantwortung vor


"Todschick - Edle Labels, billige Mode - unmenschlich produziert": Das Buch von Gisela Burckhardt enthüllt, dass auch für teure Marken wie HUGO BOSS Textilarbeiterinnen in Bangladesch ausgebeutet werden. Während sich das Unternehmen mit fairen Produktionsstandards schmückt, sieht die Realität bei den Zulieferern anders aus: Überstunden, marode Fabriken und keine Gewerkschaften. Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von FEMNET, das Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung ist, will die Aktionäre auf der Hauptversammlung von HUGO BOSS am 12. Mai in Stuttgart über ihre Rechercheergebnisse informieren.

So behauptet das Unternehmen in seinen Geschäftsberichten, seine Zulieferer zahlten angemessene Löhne, produzierten unter sicheren, gesunden Arbeitsbedingungen, verböten Diskriminierung und garantierten die Koalitionsfreiheit. Bei ihren Recherchen in Bangladesch bot sich Burckhardt allerdings ein ganz anderes Bild. So untersuchte sie zwei Zulieferer von HUGO BOSS und fand heraus:

  • Näherinnen mussten bis zu 15 Stunden am Tag arbeiten
  • Überstunden waren nicht freiwillig, sondern erzwungen
  • schriftliche Arbeitsverträge bildeten die Ausnahme
  • in keiner der Fabriken gab es eine frei gewählte Gewerkschaft
  • Teile einer Fabrik waren einsturzgefährdet

Sieht so verantwortungsvolles Handeln aus?
HUGO BOSS verweist bei Kritik in der Regel auf seine Kontrollen in den Fabriken. Burckhardt aber bemängelt: "20 Jahre Auditbusiness haben bisher nur die Prüfunternehmen bereichert, aber nicht die Arbeitsbedingungen verbessert. Die Qualität dieser Kontrollen ist höchst fragwürdig, wie zahlreiche Recherchen zeigen. Der Verweis auf Kontrollen ist eher beschämend, er täuscht die Öffentlichkeit und auch die Aktionäre." Dem Gebäude- und Brandschutzabkommen ACCORD, in dem sich bereits rund 200 Unternehmen für Sicherheit stark machen, ist HUGO BOSS bislang nicht beigetreten. "Ganz offensichtlich sieht sich HUGO BOSS in keinerlei gesellschaftlicher Verantwortung", zieht Burckhardt Fazit.

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Quelle:
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Postanschrift: Postfach 30 03 07, 50773 Köln
Büro: Pellenzstr. 39 (Hinterhaus), 50823 Köln
Telefon: 0221/599 56 47, Fax: 0221/599 10 24
E-Mail: dachverband@kritischeaktionaere.de
Internet: www.kritischeaktionaere.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2015

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