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UNTERNEHMEN/2275: 2011 außerordentlicher Zuwachs für die Marke Jeep® von Fiat-Chrysler (Gerhard Feldbauer)


2011 außerordentlicher Zuwachs für die Marke Jeep® von Fiat-Chrysler

Erfolg der Integration

Von Gerhard Feldbauer, 24. Januar 2012


Die auf ihrem Feld herausragende SUV-Marke Jeep® erreichte 2011 ein in der Branche beispielloses Verkaufsplus: In Deutschland 124 Prozent, in Frankreich 71,7, in Italien 117,6 und in Spanien 21,2 Prozent. Wie die Chrysler Group Limited Liability Company (LLC) aus Auburn Hills (Michigan, USA) berichtete, stieg der Absatz 2011 in Europa (Mitgliedsstaaten der EU sowie der Europäischen Freihandels-Assoziation EFTA) im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 61,8 Prozent, während der Gesamtmarkt gemäß Daten der European Automobile Manufacturers' Association (ACEA) gleichzeitig um 1,4 Prozent zurückging. Allein im Dezember 2011 stiegen die Verkäufe von Jeep um 47,8 Prozent bei gleichzeitigem Markt-Rückgang um 5,8 Prozent.


Kraftstoffsparende MultiJet II Technologie

"Die Verkaufserfolge von Jeep in Europa sind der Beweis dafür, dass die Integration der Chrysler Group in die Fiat Group ganz klar funktioniert," sagte Mike Manley, Präsident und Chief executive Officer der Marke Jeep von Chrysler Group LLC. "Ein großer Teil des Erfolges in Europa gebührt dem gestärkten Händlernetz, ein weiterer Grund sind die Einführungen neuer Modelle in Europa, unter anderem mit der kraftstoffsparenden MultiJet II Technologie von Fiat im neuen 3.0 CRD Turbodiesel des Jeep Grand Cherokee." In den USA stiegen die Verkäufe der Marke Jeep 2011 um 44 Prozent, weltweit um 41 Prozent.

Aufbauend auf einer über 70-jährigen, legendären Markentradition verkörpert Jeep die authentische SUV-Marke mit herausragenden technischen Qualitäten, Handwerkskunst und Vielseitigkeit für Menschen, die ein außergewöhnliches Fahrzeug suchen, das Vertrauen und die Sicherheit vermittelt, jede noch so schwierige Fahrt zu bewältigen.


Weltweites Modellprogramm mit Diesel und Benziner

Das weltweite Programm von Jeep umfasst die Modelle Patriot, Compass, Liberty, Grand Cherokee, Wrangler und Wrangler Unlimited. Alle Jeep-Modelle werden auch außerhalb Nordamerikas angeboten und sind mit Links- und Rechtslenkung sowie Benzin- und Dieselmotoren erhältlich. Die Chrysler Group LLC verkauft und wartet Fahrzeuge weltweit in mehr als 120 Ländern.

Die Verbrauchsangaben und Emissionswerte nach RL 80/1268/EWG lauten wie folgt:

Jeep Grand Cherokee
• Laredo 3.0 V6 CRD, Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100 km: 8,3. CO2-Emissionen in g/km kombiniert: 218;
• Limited 3.0 V6 CRD, Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100 km: 8,3. CO2-Emissionen in g/km kombiniert: 218;
• Overland 3.0 V6 CRD, Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100 km: 8,3. CO2-Emissionen in g/km kombiniert: 218.


Verschmelzung zweier Autogiganten

An dem US-amerikanischen Automobilhersteller Chrysler Group LLC ist Fiat seit Juli 2011 mit einem Anteil von 58,5 Prozent Mehrheitsaktionär. Der Präsident des Fiat-Konzerns (Fiat Industrial), Sergio Marchionne, ist gleichzeitig Chairman und CEO der Chrysler Group LLC. 2010 erwirtschaftete das Unternehmen mit 50.000 Mitarbeitern 41,9 Mrd. USD. Der Zusammenschluss der beiden Automobildynastien Fiat und Chrysler begann im Juni 2009 mit der Übernahme von 30 Prozent der Anteile an dem US-Amerikaner durch den Italiener. Inzwischen sind die Anteile auf 46 angewachsen und sollen 2012 auf 51 Prozent steigen. Bis 2015 wollen die beiden Autogiganten zu einem Unternehmen verschmelzen. Marchionne führt Chrysler bereits jetzt in Personalunion.


Fiat tritt zum Kampf um die Weltmarktführung an

Spekulationen über weitere Fusionsabsichten des Turiners erhielten kürzlich Auftrieb, als Sergio Marchionne während der Detroit Auto Show (9. bis zum 22. Januar) darüber sprach, in Europa einen zweiten starken Autobauer wie VW zu schaffen. In Zeitungsberichten war von der Absicht des Fiat-Chefs die Rede, mit Peugeot-Citroën über eine Allianz zu sprechen. Der Mailänder "Corriere della Sera" schrieb, die Franzosen seien zu Verhandlungen bereit. Die Nachrichten erhielten Auftrieb durch ein Abendessen, zu dem sich Marchionne mit Peugeot-Chef Philippe Varin in Detroit traf. Der Franzose würde in eine Allianz zu den (geschätzten - Gesamtergebnisse liegen noch nicht vor) etwa 4,2 Millionen Fahrzeugen, die Fiat 2011 produzierte (2014 sollen es sechs Millionen werden), 3,5 Millionen (Auslieferung 2011) einbringen. Das könnte in "puncto Größe" dem von Marchionne angedachten "zweiten Volkswagen" nahe kommen und dem Wolfsburger, der offen verkündete 2018 an die Weltspitze zu treten, Paroli bieten. VW hatte bekanntlich 2011 mit einem Absatz von 8,16 Millionen Fahrzeugen hinter General Motors ((9,03 Millionen) den 2. Platz belegt. Toyota, der einstige Spitzenreiter, fiel durch Tsunami und Erdbebenkatastrophe auf den dritten Platz zurück (Verkaufszahlen liegen noch nicht vor, sie werden auf rund sieben Millionen geschätzt).

Peugeot hat jedoch die Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Kooperation, wie AFP schrieb, dementiert. Einer Absage für alle Zeiten schien das nicht zu entsprechen. Es hieß, wie das "Handelsblatt" den Markenchef des Franzosen, Frédéric Saint-Geours, wiedergab, "die Bedingungen seien derzeit nicht erfüllt". Auch der Fiat-Chef selbst bezeichnete die Berichte dann rasch als Spekulation. Bei dem Essen mit Varin sei eine Allianz überhaupt kein Thema gewesen. Unabhängig davon meinen Kenner der Branche, dass Fiat zweifelsohne den Kampf um die Weltmarktführung nicht den Konkurrenten, General Motors, VW und Toyota allein überlassen wird. Will man mitmischen, muss man zwangsläufig Allianzen schließen, andernfalls kann man sich nur im Mittelfeld plazieren.


Was wird mit Suzuki ?

Insider erinnern sich auch, dass im schwelenden Streit um die Zusammenarbeit zwischen Volkswagen und Suzuki, die der Japaner aufkündigte, bereits der Name Fiat fiel. Marchionne ließ verlauten, Suzuki (jährlicher Absatz 2,6 Millionen Autos) könnte ein interessanter Partner für den asiatischen Markt sein. Neben Mazda und Nissan kooperiert der Japaner bereits seit langem mit Fiat, so bei der Produktion der Plattform für Sedici und SX4. Die "Automobilwoche" schrieb von Plänen einer Vertiefung dieser Zusammenarbeit zu "beiderseitigem Vorteil". VW sitzt hier allerdings am längeren Hebel, denn es hält an Suzuki 19,5 Prozent, die es, so der derzeitige Eindruck, nicht herausgeben will. Die Partie ist noch offen.


Vediamo, warten wir ab, sagen die Italiener

Nun spielen Allianzen, Fusionen und ähnliche Formen der Kooperation gerade in der Autobranche eine wichtige Rolle. Alle großen Konzerne praktizieren sie. In Erinnerung ist noch der 2000 gestartete Versuch von Daimler, seine Tochter Mercedes Benz mit Chrysler zu verheiraten. Das Unterfangen, damit einen weltmarktbeherrschenden Autokonzern zustande zu bringen, scheiterte 2007. Und doch meinen Experten, das damals "Welt AG" genannte Projekt, werde eines wahrscheinlich gar nicht allzu fernen Tages von der zwangsläufig in Richtung weiterer Zentralisation der Autoproduktion gehenden Entwicklung wieder auf die Tagesordnung der Automobilgeschichte gesetzt. Dafür spricht, dass die vor fünf Jahren auf der Pkw-Seite fehlgeschlagene Fusion, bei den Nutzfahrzeugen gelungen ist: Mit Mercedes-Benz Lkw, Mitsubishi Fuso in Japan und Freightliner in den USA ist Daimler heute weltweit vertreten.

Ansonsten hat Fiat mit Erfolg, wie es scheint, bei Chrysler die Nachfolge von Daimler angetreten. Vediamo (warten wir ab), pflegen die Italiener in solchen Fällen zu sagen.


Zu Fiat siehe die jüngsten Beiträge im Schattenblick:

Werbung und Konsum → Produktinformation → Rund ums Auto → Markt

• Alfa Romeo mit positiver Bilanz 2011,
23. Januar 2012 und

• Für Fiat Professional war 2011 ein Erfolgsjahr.
Transporter-Absatz um fast 27 Prozent gesteigert,
23. Januar 2012.


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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2012