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ROHSTOFFE/046: Mexiko - Reichtum der Wüste ungenutzt, Experten sehen Zukunftschancen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Oktober 2011

Mexiko: Reichtum der Wüste ungenutzt - Experten sehen Zukunftschancen

von Emilio Godoy


Mexiko-Stadt, 14. Oktober (IPS) - Die Wüsten im Norden Mexikos beinhalten Schätze, die es dringend zu heben gilt. Wissenschaftlern zufolge besitzen sie das Potenzial, um das lateinamerikanische Land wirtschaftlich, sozial und ökologisch voranzubringen.

Die Chihuahua-Wüste nahe der US-Grenze etwa ist Heimat der Guayule (Parthenium argentatum Gray), einer milchsaftreichen Pflanze, aus deren Stängeln, Blättern und Wurzeln sich natürliches Latex gewinnen lässt. Anders als das Gummi des Kautschukbaums (Hevea) löst der Saft der Guayule keine allergischen Reaktionen aus und ist daher für die Verwendung in der Medizin - etwa zur Herstellung von Gummihandschuhen und Kathetern - besonders geeignet.

Aufmerksam auf die Pflanze wurde man erstmals 1911, als der US-Wissenschaftler Ernest Lloyd ein Buch über sie veröffentlichte ('Guayule (Parthenium argentatum Gray): A Rubber Plant of the Chihuahuan Desert'). Der Professor für Pflanzenphysiologie des Polytechnischen Instituts in Alabama war durch einen Forschungsauftrag der 'Continental-Mexican Rubber Company' und der 'Intercontinental Rubber Company' im Norden Mexikos auf das Gewächs gestoßen.

Guayule erlebte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts - nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die USA wegen des Krieges von den Kautschukexporten aus Südostasien abgeschnitten waren - einen Handelsboom. In den Jahrzehnten darauf geriet der Zwergstrauch infolge des allgemeinen Erdölfiebers wieder in Vergessenheit, wie Enrique Campos vom Forschungszentrum für Technologie und Design des Bundesstaates Jalisco berichtet.


Pflanzen mit Zukunft

Doch als nachwachsender Rohstoff könnte die Pflanze bald wieder an Bedeutung gewinnen. Nach Angaben von CONABIO, einer mexikanischen Kommission zur Erforschung der Artenvielfalt, zeichnet sich Guayule durch die besondere Fähigkeit aus, Böden vor Erosion zu schützen und diese produktiver zu machen.

Anders als Guayule, das jedoch bis heute ein Schattendasein führt, hat sich Jojoba (Simmonsdia chinensis) eine Marktnische geschaffen. Die Pflanze produziert flüssiges Wachs, das für die Herstellung von Kosmetika, Gleitmitteln, Kunststoffen und Biodiesel geeignet ist. CONABIO zufolge hat es ferner den Vorteil, bereits verödete Böden zu regenerieren.

Darüber hinaus werden der Jojoba heilende Kräfte nachgesagt. Der Digitalen Bibliothek für traditionelle mexikanische Medizin zufolge wirkt ein Aufguss von Samen und Blüten hustenlindernd und die Behandlung der Kopfhaut mit den zerstoßenen Fruchtkernen gegen Haarausfall.

Beide Pflanzen waren den indigenen Völkern lange vor der Ankunft der Spanier bekannt. Im Norden verwendeten die Chichimecas den Saft der Guayule für die Herstellung von Bällen, während die Seri, die in Sonora leben, die Samen der Jojoba bei Ritualen zur Heilung von Wunden einsetzten.

Die wichtigsten Jojoba-Produzenten sind derzeit Argentinien, Israel, USA, Australien, Peru und Mexiko. Damit sich der Handel für die mexikanischen Hersteller lohne, müsse sich der Markt noch stärker entwickeln und die Nachfrage weit über das Angebot hinausgehen, meinte Robert Roth vom Landwirtschaftlichen Mariacopa-Zentrum der staatlichen Universität Arizona. Die Forschungseinrichtung hatte sich intensiv mit den Eigenschaften von Jojoba und Guayule auseinandergesetzt. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.wintotal.de/softw/?id=2170
http://www.conabio.gob.mx/
http://www.uaaan.mx/DirInv/Rdos2003/oleaginosas/guayule.pdf
http://www.mexicocyt.org.mx/centros/ciatej
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99282

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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2011