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MELDUNG/563: Trotz Turbulenzen in Schwellenländern - Rezessionsrisiko bleibt niedrig (idw)


Hans-Böckler-Stiftung - 16.09.2015

Trotz Turbulenzen in Schwellenländern: IMK-Indikator - Rezessionsrisiko bleibt niedrig


Die wirtschaftliche Abschwächung in China und anderen Schwellenländern trifft Deutschland bislang relativ wenig. Das bleibt auch in der nahen Zukunft so. Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen zwar erstmals seit Mai leicht gestiegen, bleibt aber insgesamt niedrig. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von September bis Ende November 2015 weist das IMK-Frühwarninstrument eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 15,8 Prozent aus. Im August waren es 13,9 Prozent. Nach dem Ampelsystem des Indikators liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit damit stabil im "grünen Bereich" (keine Rezessionsgefahr), der von null bis 30 Prozent reicht.


In die Gleichungen des Indikators fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt bei seinem Indikator die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens ein Prozent schrumpft.

Den leichten Anstieg des Indikator-Wertes erklären die Wissenschaftler des IMK vor allem damit, dass die Auftragseingänge aus dem Ausland zurückgegangen sind. Allerdings müsse man dabei berücksichtigen, dass der Zuwachs im Vormonat durch einige Großaufträge überzeichnet gewesen sei, sagt Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Auch die Kursverluste an vielen Aktienmärkten und die gestiegene Differenz ("Spread") bei den Umlaufrenditen von Unternehmens- und Staatsanleihen trügen zur leichten Eintrübung bei. Dass sich Stimmungsindikatoren wie der ifo-Index zuletzt wieder etwas verbessert haben, wirke sich demgegenüber nur geringfügig aus.

"Die Weltwirtschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Das bekommen auch deutsche Unternehmen zu spüren. Umso bemerkenswerter ist aber die insgesamt robuste Verfassung der deutschen Konjunktur, die ihren moderaten Aufschwung fortsetzen dürfte", sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Die Düsseldorfer Konjunkturforscher führen das in erster Linie auf die lebhafte private Nachfrage zurück, die sich wesentlich auf die positive Arbeitsmarktentwicklung und steigende Löhne stützt. "Natürlich profitiert Deutschland auch vom relativ niedrigen Eurokurs, der Exporte begünstigt", sagt Horn. "Doch ohne die solide Binnennachfrage stünden wir weitaus schlechter da. Anders als noch vor wenigen Jahren steht die deutsche Wirtschaft auf zwei Beinen, das zahlt sich aus."

Der IMK Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert. Am 5. Oktober legt das IMK seine neue Konjunkturprognose vor.


Weitere Informationen unter:
http://www.boeckler.de/imk
- Zum Indikator

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution621

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, Rainer Jung, 16.09.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2015

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