Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

INTERNATIONAL/069: Lateinamerika - Europäische Krise angekommen - Wachstum verlangsamt sich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Dezember 2011

Lateinamerika: Europäische Krise angekommen - Wachstum verlangsamt sich

von Marcela Valente


Buenos Aires, 22. Dezember (IPS) - Bei den lateinamerikanischen und karibischen Volkswirtschaften machen sich in diesem Jahr erste Anzeichen einer Kontamination mit den Krisenviren der Industriestaaten bemerkbar. So hat sich das durchschnittliche Wachstum nach einer Hoch-Zeit der letzten zehn Jahre erstmals wieder verlangsamt. Der regionalen Wirtschaftskommission CEPAL zufolge wird sich der Trend 2012 fortsetzen.

Wie CEPAL in seiner Bilanz für das laufende Jahr erklärte, wird das Wachstum von 5,9 Prozent 2010 im kommenden Jahr auf 3,7 Prozent zurückfallen. 2011 beläuft sich das Wachstum auf 4,3 Prozent, wobei Panama mit 10,5 Prozent das beste Ergebnis erzielen konnte. Es folgen Argentinien mit neun Prozent, Ecuador mit acht Prozent, Peru mit sieben Prozent und Chile mit 6,3 Prozent.

Mexiko reiht sich in diesem Jahr in die Staatengruppe mit einem mittleren Wachstum von vier bis 5,5 Prozent ein. Brasilien gehört mit einem Wachstum von 2,9 Prozent zu den Schlusslichtern der Region.


Rückgang der brasilianischen Binnennachfrage

CEPAL führt die Verlangsamung der lateinamerikanisch-karibischen Volksökonomien unmittelbar auf die Schwierigkeit der Weltwirtschaft zurück, sich zu erholen, sowie auf die sinkende Binnennachfrage in Brasilien, der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Für 2012 wird Brasilien ein Wachstum von immerhin 3,5 Prozent in Aussicht gestellt, während die Nachbarländer mit einer fortgesetzten Verlangsamung rechnen müssen.

Wie die CEPAL-Exekutivsekretärin Alicia Bárcena bei der Präsentation der 'Bilanz 2011' betonte, wird sich die Erholung der japanischen Volkswirtschaft positiv auf die lateinamerikanischen und karibischen Länder auswirken. "Allerdings werde sich die Situation deutlich verschlechtern, sollte es den Europäern nicht gelingen, ihre Krise in den Griff zu bekommen.

Als weitere Herausforderungen nannte die CEPAL-Chefin einen fortgesetzten Anstieg der Inflation und die Aufwertung der lokalen Währungen gegenüber dem US-Dollar. Die Marktpreiserhöhungen führte sie auf den Anstieg der internationalen Nahrungsmittelpreise zurück. Allerdings sei es den Ländern der Region auf unterschiedliche Weise gelungen, die Lage zu kontrollieren, so die Expertin.

2011 werden die lateinamerikanischen und karibischen Staaten mit einer durchschnittlichen Inflation von sieben Prozent abschließen. Obwohl die Währungsaufwertung einigen Ländern zu schaffen machte, können elf der 19 untersuchten Staaten einen Handelsüberschuss vorweisen. Erwartet wird, dass der Anstieg der regionalen Währungsreserven und der Rückgang der öffentlichen Schulden die Anfälligkeit der lateinamerikanischen und karibischen Länder für die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise senken wird.


Niedrigste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren

Weiter heißt es in der Jahresbilanz, dass 2011 mit einer Arbeitslosenrate von durchschnittlich 6,8 Prozent abschließen wird. Das ist die niedrigste Rate der letzten 20 Jahre. Die Armut wiederum konnte um ein Prozent gesenkt werden, während sich der Anteil der absolut Armen um halben Prozentpunkt erhöhte.

Im Sinne einer erneuten Dynamisierung der Wirtschaft forderte Bárcena die Staaten der Region dazu auf, sich stärker für eine exportorientierte Politik einzusetzen, zumal die diesjährigen Ausfuhrsteigerungen auf eine Erhöhung der internationalen Preise zurückzuführen sind. Darüber hinaus empfiehlt die CEPAL eine Ausweitung des regionalen Handels und Investitionen in die Infrastruktur zugunsten der regionalen Integration. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.eclac.cl/prensa/noticias/comunicados/8/45478/tabla_PIB_Balanceprelim2011.pdf
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99837

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 22. Dezember 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2011