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INTERNATIONAL/026: Kultur- und Kreativmarkt krisenresistent - Chance für arme Länder (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. April 2011

Entwicklung: Kultur- und Kreativmarkt krisenresistent - Chance für arme Länder

Von Kanya D'Almeida


New York, 1. April (IPS) - Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) empfehlen den Entwicklungsländern in einen neuen Bericht ihre Kräfte und Ressourcen in die Kunst- und Kreativwirtschaft zu investieren.

Wie aus dem 'Creative Economy Report 2010' hervorgeht, war die Industrie offenbar gegen finanzielle und wirtschaftliche Krisen gefeit. Obwohl das Finanzdebakel von 2008 den internationalen Handel um zwölf Prozent schrumpfen ließ, konnten die Marktfluktuationen dem Kreativsektor wenig anhaben. Vielmehr verdoppelten sich seine Einnahmen im Zeitraum 2002 bis 2008 auf 592 Milliarden US-Dollar.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig, der mit künstlerischen und kulturellen Gütern (Kulturwirtschaft) und Ideen in Verbindung mit technologischer, innovativer und wissenschaftlicher Kreativität (Kreativwirtschaft) Gewinne erzielen will. Innerhalb von sechs Jahren (2002-2008) konnte sie ein jährliches Wachstum von 14 Prozent vorweisen.

Entwicklungsexperten zufolge sollten gerade arme Länder dieses enorme Potenzial der Industrie nutzen. "Allerdings ist ein besseres Verständnis für die Dynamik menschlicher Kreativität und Ideen für die Süd-Süd-Zusammenarbeit und die Wirtschaftsentwicklung des globalen Südens erforderlich", meinte Kenias ständige Vertreterin bei den Vereinten Nationen Josephine Ojiambo, die dem hochrangigen Komitee für Süd-Süd-Zusammenarbeit der UN-Vollversammlung vorsitzt.

Dem am 30. März veröffentlichten UN-Bericht zufolge leistet der Süd-Süd-Handel einen wichtigen Beitrag zur Weltwirtschaft. Er erzielte im Zeitraum 2002 bis 2008 mit fast 60 Milliarden Dollar ein Wachstum von 20 Prozent. Gleichwohl exportierte der Süden 2008 Kreativgüter im Gesamtwert von 176 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anteil von mehr als 40 Prozent am internationalen Handel der Kultur- und Kreativindustrie.


Chancen für Afrika

"Gerade Afrika hat ein großes Kreativpotenzial", meinte Ojiambo. Damit der Kontinent jedoch seine Kultur- und Kreativwirtschaft entwickeln kann, ist er auf moderne Technologien angewiesen, um jedem noch so kleinen Handwerker oder Erfinder einen größeren Zugang zum Markt zu ermöglichen.

Der kenianischen UN-Diplomatin zufolge ist es wichtig, dass die Kreativindustrie in alle gesellschaftlichen Sektoren vordringt und somit nicht nur den gesellschaftlichen Eliten vorbehalten bleibt. "Wir brauchen definitiv mehr Programme in den Schulen, vor allem in den ärmsten Ländern", stellte Ojiambo gegenüber IPS fest.

"Wir entdecken, dass sogar Schulkinder in den meisten Industriestaaten und in zunehmendem Maße im globalisierten Süden ihren Weg in die Filmindustrie finden", sagte Ojiambo. "Gäbe es das Fach Kultur- und Kreativwirtschaft, wären sie besser ausgerüstet, um einen anregenden Job zu finden, ein anständiges Einkommen zu beziehen und als produktive Bürger in die Wirtschaft einzusteigen." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2011