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INTERNATIONAL/025: Simbabwe - Neue Rohstoffbörse verspricht bessere Preise, Bauern skeptisch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. April 2011

Simbabwe: Neue Rohstoffbörse verspricht bessere Preise - Bauern skeptisch

Von Stanley Kwenda


Harare, 31. März (IPS) - Kindness Paradza hat einen Traum. Der ehemalige Journalist einer Zeitung, die vor sieben Jahren von Simbabwes Regierung der ZANU-PF-Partei geschlossen wurde, will seine Farm zu einem rentablen Betrieb ausbauen.

Paradza hat all seine Ersparnisse in das 2.000 Hektar große Land investiert, das ihm als Teil des umstrittenen Landreformprogramms zugewiesen wurde. Seither baut er Tabak, Weizen und Mais im Wechsel an.

Die neue Simbabwische Rohstoffbörse (COMEZ) könnte sich für ihn als Segen erweisen, da er nun höhere Preise für seine Erzeugnisse aushandeln kann. Bisher gab es einen solchen Spielraum nicht, da das Getreide ausschließlich von der staatlichen Getreidevermarktungsbehörde (GMB) angekauft wurde.

Wie der Industrie- und Handelsminister Welshman Ncube erläutert, sorgt COMEZ dafür, dass Agrarerzeugnisse faire Preise erzielen, die sich an den aktuellen internationalen Marktpreisen ausrichten. "Wir brauchen einen transparenten, offenen und erreichbaren Rohstoffmarkt für Verkäufer und Käufer", erklärte er bei der Eröffnung der Börse vor zwei Monaten.

In den letzten zehn Jahren hatte die Agrarvermarktungs- und -regulierungsbehörde AMA die Preise für landwirtschaftliche Produkte festgelegt, die dann von der GMB aufgekauft wurden. Tafadzwa Musarara, Vorsitzender der Vereinigung der Simbabwischen Müller, begrüßte die Gründung von COMEZ.

"Die Börse ist willkommen, gibt sie den Bauern, die mit Getreidehändlern ins Geschäft kommen, Verträge zur Hand, die sie zur Kapitalisierung ihrer Operationen verwenden können", sagte Musarara. "Wichtig ist uns nun, dass wir Strukturen nach internationalen Maßstäben schaffen, damit wir auch ausländische Käufer anziehen können."


Viele Bauern misstrauisch

In den Augen von Kindness Paradza hat die Börse einen gravierenden Haken. "Uns ist schon klar, dass sie nicht für uns arbeitet. Ähnlich wie bei der Simbabwischen Viehbörse sind wir angehalten, für Lager, Auktionen und die Händler zu bezahlen", meint er. "Die Händler verkaufen unsere Ware, und sie werden am Ende auch den großen Reibach machen."

Ähnlich denkt die Tabakpflanzerin Alice Machingauta. Sie hat von der Existenz der neuen Börse zwar noch nichts gehört. Doch schon die Information, dass Händler in das Geschäft verwickelt sind, lässt sie abwinken. "Sie sind nur dazu da, zu ernten, was sie nicht gesät haben."

Dem Getreidehändler Tinashe Mawarire zufolge leidet COMEZ an der Angst vor dem Unbekannten. "Die Farmer sind daran gewöhnt, ihre Produkte an die GMB abzuliefern und auf die Bekanntgabe der Preise zu warten. COMEZ funktioniert nach dem Prinzip des gegenseitigen Einverständnisses. Bauern, die mit dem Preisangebot unzufrieden sind, müssen nicht verkaufen. So einfach ist das." (Ende/IPS/kb/2011)


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IPS-Tagesdienst vom 31. März 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2011