Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

GEWERKSCHAFT/945: Ausbildung und Beschäftigung vor dem Kollaps - Maritimes Bündnis gefordert (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 17. Februar 2014

Ausbildung und Beschäftigung vor dem Kollaps - Maritimes Bündnis gefordert



Berlin, 17.02.2014 - Nach Auffassung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die auch für die Vertretung von Seeleuten zuständig ist, steht das Maritime Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung vor seiner bisher härtesten Bewährungsprobe seit seiner Gründung. Am Mittwoch (19. Februar) wird das Bündnis zu seiner ersten Sitzung unter dem neuen Maritimen Koordinator der Bundesregierung, dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Uwe Beckmeyer, zusammenkommen und vor der Herausforderung stehen, Lösungen für die aktuellen Probleme in der deutschen Seeschifffahrt zu finden.

Die Ausgangslage ist denkbar schlecht: Die Anzahl an Schiffen unter deutscher Flagge liegt bei lediglich 208 (Quelle: BSH), mit sinkender Tendenz. Weitere Ausflaggungen sind bereits für den kommenden März geplant. Das ist seit dem Bestehen des Maritimen Bündnisses ein historischer Tiefstand, der sich in den aktuellen Arbeitsmarktzahlen (Januar 2014) der Zentralen Heuerstelle Hamburg in dramatischer Weise niederschlägt. Der Bewerberstand für technisch-nautische Berufe ist im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 18 Prozent gestiegen, während sich die freien Stellenangebote im gleichen Zeitraum um 16 Prozent verringerten. Besonders kritisch ist dabei die Situation für Schiffsmechaniker und Nautiker. Die Zahl arbeitsloser Schiffsmechaniker ist um 31 Prozent, die der Nautiker um 26 Prozent gestiegen.

Solange die bestehenden nationalen und europäischen gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Seeschifffahrt (insbesondere Flaggenrechtsgesetz und Schiffsbesetzungsverordnung, State Aid Guidelines) keinen ausreichenden Schutz für deutsche und europäische Seeleute bieten, wird dieser Abwärtstrend weitergehen. Aber auch für die Reeder steht viel auf dem Spiel. Die derzeitige Subventionspolitik wird auf Dauer nicht zu halten sein.

ver.di fordert die Bündnispartner (Bundesregierung, Küstenländer, Verband Deutscher Reeder) auf, umgehend in Gespräche über geeignete Maßnahmen zum Erhalt des maritimen Knowhows, einzutreten. Die bestehenden Instrumente müssen umfassend überdacht werden. Es ist die Verpflichtung und Verantwortung der Reeder, den Auszubildenden und Studierenden, die sie für die Seeschifffahrt angeworben haben, eine Beschäftigung zu bieten. Das gilt auch für die bereits fertig ausgebildeten Schiffsmechaniker und Schiffsoffiziere, die arbeitssuchend sind.

Ausreichend Arbeitsplätze sind vorhanden. Dazu sind sicherlich neue Ideen, Ansätze und Konzepte erforderlich. Aber auch bestehende Instrumente wie die Stiftung Schifffahrtsstandort Deutschland müssen den Beweis antreten, dass sie nicht nur als Feigenblatt zur Absicherung der aktuellen günstigen Rahmenbedingungen für die Kapitalseite (Emmissionshäuser, Banken, Reeder) fungieren, sondern vielmehr zielgerichtete Ergebnisse zum Erhalt von Ausbildung und Beschäftigung konkret liefern können. Das war und sollte in Zukunft Inhalt und Ziel des Maritimen Bündnisses sein.

*

Quelle:
Presseinformation vom 17.02.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Internet: www.verdi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2014