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GEWERKSCHAFT/609: Rösler ignoriert prekäre Arbeitsbedingungen (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 30. März 2012

ver.di: Rösler ignoriert prekäre Arbeitsbedingungen

Schlecker-Frauen müssen Konsequenzen tragen



Berlin, 30.03.2012 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) übt nach dem 'Nein' der FDP, das am gestrigen Donnerstag die Schlecker-Transfergesellschaft verhinderte, scharfe Kritik an FDP-Chef Philipp Rösler und seiner Behauptung, die Lage am Arbeitsmarkt sei gut für die Schlecker-Frauen.

"Man muss die Frage stellen, ob Philipp Rösler überhaupt noch ernst zu nehmen ist. Es ist eine krasse Fehleinschätzung, dass die Mehrzahl der Frauen und Männer innerhalb weniger Monate sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze finden werden", kritisierte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel. "Die FDP lebt offensichtlich in einem Wolkenkuckucksheim und verleugnet dort, fernab jeglicher Realität, die oft prekären Arbeitsbedingungen im Handel", so Nutzenberger.

Besonders für die Männer und Frauen im ländlichen Raum sei der Arbeitsmarkt längst nicht so rosig, wie von Rösler behauptet. Ihnen werde eine hohe Mobilität abverlangt, die ein Großteil angesichts der Tatsache, dass Benzin täglich teurer und der Nahverkehr zusehends lückenhafter werde, nicht werde leisten können. Deshalb sei zu befürchten, dass zahlreiche Frauen, die bisher mit ihrem tariflichen Gehalt gut über die Runden gekommen seien, darauf angewiesen sein könnten, bereits in kürzester Zeit Leiharbeit oder mehrere Minijobs annehmen und ergänzende Hartz-IV-Leistungen beantragen zu müssen.

"Die Transfergesellschaft hätte sich allein deshalb langfristig gelohnt, weil die Frauen für andere Tätigkeiten im Handel und darüber hinaus hätten qualifiziert werden können", kritisierte Nutzenberger. Darüber hinaus hätten sie für eine erfolgreiche Suche nach auskömmlich bezahlter Arbeit etwas mehr Luft gehabt, statt nun gezwungen zu sein, möglichst schnell irgendeine Arbeit anzunehmen, sei sie noch so schlecht bezahlt.

"Die Schlecker-Beschäftigten sind seit Jahrzehnten gewöhnt für sich und ihre Arbeitsbedingungen zu kämpfen und ich bin überzeugt, dass sie auch weiterhin mit vollem Einsatz für ihre Zukunftsperspektiven einstehen werden", betonte Stefanie Nutzenberger. "Wir werden die Kolleginnen und Kollegen nun beraten und unterstützen sie in dieser schwierigen Zeit", so die Gewerkschafterin.

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Quelle:
Presseinformation vom 30.03.2012
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2012