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GEWERKSCHAFT/277: ver.di stuft Glaubwürdigkeit der Ratingagentur Moody's herab (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 20. Juni 2010

ver.di stuft Moody's herab: Ratings nur noch "Kaffeesatzleserei"


Berlin, 20.06.2010 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Glaubwürdigkeit der Ratingagentur Moody's auf "Ramschstatus" herabgestuft. Die Bonitätsnote sinkt auf "Kaffeesatzleserei", teilte ver.di-Wirtschaftsexperte Dierk Hirschel am Sonntag mit. Den Ausblick schätzt ver.di als negativ ein. Große Risiken bestehen auch für die Moody-Wettbewerber Standard & Poor's und Fitch. Auch dort sei die Glaubwürdigkeit in den letzten Monaten dramatisch gesunken.

Hirschel begründete die Herabstufung mit dem dramatischen Versagen von Moody's vor und in der Finanzkrise. Die Ratingagentur begründet Veränderungen ihrer Bewertungen vollkommen willkürlich. Beispiel Schuldenkrise: Zunächst wurde die Herabstufung der Bonitätsnoten für südeuropäische Staaten damit begründet, dass deren Sparbemühungen nicht glaubhaft seien. Jetzt würden dieselben Staaten mit der Begründung herabgestuft, dass die Sparpakete die Konjunktur abzuwürgen drohten. Ein solches inkonsistentes Argumentationsmuster lasse auf einen akuten Mangel der Kernkompetenz "gesunder Menschenverstand" schließen.

Als weiteren Grund für die Abwertung von Moody's nannte Hirschel die enge wirtschaftliche Abhängigkeit der Ratingagentur von ihren Kunden aus der Finanzwirtschaft. Dies verhindere ein unabhängiges und fachlich fundiertes Urteil über Finanzprodukte und Finanzmarktakteure.

ver.di empfiehlt, Rating-Agenturen zukünftig vollständig zu entmachten. Die schlechte und inkompetente Bewertung von Moody's, Fitch und Standard & Poor's habe bereits massive volkswirtschaftliche Schäden verursacht. Deswegen müssten die Banken verpflichtet werden, die Kreditwürdigkeit von Finanzmarktakteuren selbst vorzunehmen. Die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Mitgliedsstaaten der Eurozone sollte die Europäische Zentralbank übernehmen.


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Quelle:
Presseinformation vom 20.06.2010
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2010