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GEWERKSCHAFT/1686: Modeketten sollen Angriffe auf Gewerkschafter bei Zulieferer in Indien stoppen (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 19. Juli 2018

Modeketten sollen Angriffe auf Gewerkschafter bei Zulieferer in Indien stoppen


Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat Modeketten in Deutschland aufgefordert, Angriffe auf Gewerkschafter bei einem großen Zulieferer in Indien zu unterbinden. Laut der indischen Gewerkschaft Garment and Textile Workers Union (GATWU) hat das Management des Zulieferers Avery Dennison in Bangalore Gewerkschaftsmitglieder entlassen, die das indische Arbeitsrecht für sich in Anspruch nehmen. Avery Dennison produziert unter anderem für H&M, Inditex, Primark und GAP. Die Leiharbeiter hatten über ihre Gewerkschaft die Forderung nach Festanstellung und gleiche Arbeitsbedingungen für gleiche Arbeit erhoben. "Teilweise arbeiteten die Leiharbeiter schon mehrere Jahre im Unternehmen und erledigten die gleichen Aufgaben wie Festangestellte, obwohl in Indien Leiharbeit für Daueraufgaben unzulässig ist", erklärte Prathibha Ramanath, Vorsitzende der Gewerkschaft GATWU.

Große Modeketten erklären stets, dass Gewerkschafts- und Arbeitsrechte bei ihren Zulieferern eingehalten werden und Verträge entsprechende Vorgaben enthalten. "Aber erst auf den Druck von ver.di, uns Betriebsräten und Nichtregierungsorganisationen haben sich die Modeketten in Deutschland in den Konflikt eingemischt", sagte Ralf Sander, Betriebsratsvorsitzender von Primark in Hannover und Mitglied im ver.di-Arbeitskreis Junge Mode. Dieser Druck habe dazu geführt, dass die Einkäuferunternehmen Verhandlungen zwischen dem Management von Avery Dennison und GATWU vermittelt haben. Diese Verhandlungen sollten von der Ethical Trading Initiative, einer Multi-Stakeholder-Initiative zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in der Bekleidungsindustrie, moderiert werden. Einen konkreten Verhandlungstermin sagte das Management von Avery Dennison jedoch mit der Begründung ab, es habe sich durch eine Kundgebung von GATWU bedroht gefühlt. Zuvor hatte das Management Teilnehmer der Kundgebung filmen lassen.

"Das sind fadenscheinige Gründe, um nicht mit unseren Gewerkschaftskollegen verhandeln zu müssen", erklärte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel. Die GATWU habe eine Kundgebung zum Schichtwechsel organisiert, um die Beschäftigten über die anstehenden Verhandlungen zu informieren. "Das ist gängige Gewerkschaftsarbeit überall auf der Welt. Deswegen Gespräche abzusagen, zeigt, dass das Management von Avery Dennison kein Interesse an einer Lösung des Konflikts hat", sagte Nutzenberger. "Nun muss erneuter Druck der Einkäuferunternehmen für ein schnelles Ende des Konfliktes sorgen, bevor die Situation in einem Arbeitskampf eskaliert."

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Quelle:
Presseinformation vom 19.07.2018
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2018

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