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GEWERKSCHAFT/1604: Nach Air Berlin Deal - Eurowings auf der Tarifflucht (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 16. Februar 2018

Nach Air Berlin Deal: Eurowings auf der Tarifflucht


Berlin - Nach der Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), einer ehemaligen Air Berlin-Tochter, durch die Eurowingsgruppe der Lufthansa entzieht sich der Konzern seiner Verantwortung gegenüber den neuen Beschäftigten. Viele Flugbegleiter der LGW haben in den vergangenen Monaten ein Gehalt weit unter dem Mindestlohn bekommen. Weil die LGW die Beschäftigten nicht auf Flügen eingesetzt hat, wurde ihnen lediglich ein geringes Grundgehalt ausgezahlt. "Viele Beschäftigte können ihre Mieten nicht bezahlen und sind in einer wirtschaftlichen Notlage. Obwohl die Situation seit Monaten bekannt ist, verteilt die Geschäftsführung nur kleine Trostpflaster, verweigert sich aber jeder verbindlichen tariflichen Regelung", kritisiert Volker Nüsse, zuständiger Fachgruppensekretär Luftfahrt beim Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).

Tarifverträge existieren für die Kabinencrews nicht. Verhandlungen wurden zuletzt kurzfristig von der Geschäftsführung abgesagt. Stattdessen hat das Unternehmen als freiwillige Leistung das Grundgehalt leicht erhöht und eine Prämie gezahlt. Die Lösungsverschläge der Gewerkschaft wurden hingegen abgelehnt. Auch an anderer Stelle erhebt ver.di Kritik an dem Umgang mit ehemaligen Air Berlin-Beschäftigten. Eltern, die sich aus der Elternzeit und Mutterschutz bei Eurowings beworben haben, wurden pauschal abgelehnt. Erst auf Druck der Gewerkschaft hat die Eurowings den Beschäftigten die Möglichkeit der Bewerbung eingeräumt. Allerdings gibt es jetzt immer weniger Stellen. In Düsseldorf, dem größten Standort von Air Berlin und Eurowings, wird gar nicht mehr eingestellt. So stehen gerade die Beschäftigten, die dringend eine Beschäftigungszusage und Perspektiven für ihre Familien benötigen, auf der Straße. "Es kann nicht sein, dass sich Eurowings nach dem größten Zukauf ihrer Geschichte der sozialen Verantwortung entzieht und gerade Eltern im Bewerbungsverfahren benachteiligt. Wir fordern eine schnelle und angemessene Lösung durch die Geschäftsführung", so Volker Nüsse.

LGW ging im Januar an die Eurowingsgruppe über und hat mittlerweile 360 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, von denen viele zuvor bei Air Berlin beschäftigt waren. Zugleich nimmt Eurowings immer mehr Strecken der Air Berlin auf und stellt dafür Flugbegleiter der insolventen Fluggesellschaft ein.

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Quelle:
Presseinformation vom 16.02.2018
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Martina Sönnichsen - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2018

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