Universität Stuttgart - 21.06.2016
Niedrige Energiekosten haben wenig Einfluss auf Effizienzstrategien
Sommererhebung 2016 des Energieeffizienz-Index EEI
Nur zwölf Prozent der Unternehmen stellen Investitionen in Energieeffizienz aufgrund niedriger Energiekosten zurück. Das hat die Sommererhebung des Energieeffizienz-Indexes EEI ergeben, an der 637 Unternehmen teilnahmen. Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz - in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland.
Auch niedrige Energiekosten halten die Unternehmen nicht davon ab, in
Effizienzmaßnahmen zu investieren. Über 40 Prozent der großen Unternehmen
gaben an, dass sie bei sinkenden Energiekosten eher mehr als weniger
investieren. Bei mittleren und kleinen Betrieben sind es immerhin noch 25
bis 35 Prozent, die so denken.
"Die Unternehmen, die so handeln, erkennen die Chance, bei frei werdender
Liquidität in Effizienz und damit in die Zukunft zu investieren", erklärt
der EEP-Beiratsvorsitzende Heinz Dürr diesen Effekt.
Dennoch ist der Energieeffizienz-Index im letzten Halbjahr von 2,80 auf
1,84 gesunken. Das bedeutet, dass sich das Klima zur
Energieeffizienzsteigerung im Vergleich zur Vorperiode wieder eingetrübt
hat. Es wird auch mit keiner Erholung gerechnet. "Möglicherweise ein
Resultat der aktuellen politischen Turbulenzen um die neuen
Regulierungen", vermuten Dürr und EEP-Leiter Alexander Sauer.
Über zwei Drittel der befragten kleinen und mittlere Unternehmen (KMU) sehen kein Potenzial für mehr Energieeffizienz durch die Digitalisierung oder können dies noch nicht beurteilen - sind also skeptisch. Immerhin 23 Prozent bejahten aber den positiven Einfluss von Industrie 4.0. Für die Zukunft äußerten sich in dieser Frage 13 Prozent positiv. Dabei steigt mit der Unternehmensgröße die Zuversicht. Einher mit der Digitalisierung geht die Flexibilisierung der Energienachfrage. Es ergibt sich auch im Energiebereich die Herausforderung, beim Thema Industrie 4.0 die kleinen und mittleren Unternehmen nicht zu verlieren.
Die Flexibilisierung der Energienachfrage ist für 51 Prozent der
Unternehmen zukünftig ein wichtiges Thema, die andere Hälfte sieht das
nicht so. Auch hier nimmt die wahrgenommene Relevanz mit der
Unternehmensgröße zu. So halten 63 Prozent der Großunternehmen die
Flexibilisierung für künftig relevant "Ein gutes Drittel des industriellen
Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf KMU. Wenn wir die vollen
Potenziale erschließen wollen, muss hier besser informiert werden und die
Regularien müssen angepasst werden. Ein weiteres Problem ist das fehlende
Marktumfeld. Selbst diejenigen Unternehmen, die Flexibilität für wichtig
erachten können Sie nicht umsetzen weil die Anbieter oder Kunden fehlen",
so Sauer.
Für etwa die Hälfte der Unternehmen ist Energieeffizienz weder als
Kaufargument noch aus Imagegründen Bestandteil der Marketingstrategie.
"Warten wir ab, welchen Effekt die gerade angelaufene Kampagne des BMWi
"Deutschland macht's effizient" hier hat. Wir werden das beobachten", so
EEP-Leiter Sauer.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution80
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Stuttgart, Sandra Doti, 21.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang