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ENERGIE/1731: "Shale Gas-Boom in den USA hat wirtschaftliche Konsequenzen" (idw)


Duale Hochschule Baden-Württemberg - 28.06.2013

Prof. Dr. Andreas Seeliger:
"Shale Gas-Boom in den USA hat wirtschaftliche Konsequenzen"

VWL-Professor der DHBW Mosbach ist Autor der Publikation "Energie für Deutschland 2013", herausgegeben vom Weltenergierat - Deutschland



Der Weltenergierat - Deutschland hat eine wissenschaftliche Empfehlung für eine umweltverträgliche Förderung unkonventionellen Erdgases in Deutschland und Europa vorgelegt. Prof. Dr. Andreas Seeliger von der DHBW Mosbach und Prof. Dr. Felix Müsgens von der TU Cottbus sind die Autoren der Jahrespublikation mit dem Titel "Energie für Deutschland 2013". Prof. Dr. Andreas Seeliger lehrt seit 2011 an der DHBW Mosbach Volkswirtschaft und Energiewirtschaft. Zuvor arbeitete zuvor er mehr als zehn Jahren in verschiedenen Positionen in der Energiewirtschaft und ist auch aktuell nebenamtlicher Berater für energiewirtschaftliche Fragestellungen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören vor allem die Ökonomik von Öl- und Gasmärkten, Energiepreisprognosen sowie aktuelle Fragen der Energiepolitik. Zurzeit ist er auch als Experte für das EU-Programm "Western Balkans Investment Framework" aktiv, in dem Wirtschaftsministerien der EU-Aufnahmekandidaten in Südost-Europa in der Umsetzung verschiedener EU-Richtlinien zum Energiemarkt unterstützt werden. Mit seinem Engagement leistet er den für die Duale Hochschule Mosbach spezifischen Transfer zwischen Forschung, Theorie und praxisnaher Vermittlung eines aktuellen Themas.

Der gemeinnützige Weltenergierat - Deutschland gibt jedes Jahr mit einer eigenen Publikation "Energie in Deutschland - Fakten, Perspektiven und Positionen im globalen Kontext -" einen Überblick über die wichtigsten energiewirtschaftlichen Daten und Perspektiven für die Welt, Europa und für Deutschland. Er ist das nationale Mitglied für die Bundesrepublik Deutschland im World Energy Council (WEC). Mitglieder des politisch unabhängigen Weltenergierats - Deutschland sind Unternehmen der gesamten Energiewirtschaft, Institutionen der Wissenschaft und Verwaltung sowie Einzelpersönlichkeiten. Zu den Aufgaben des Weltenergierats gehören unter anderem die Untersuchung aller nutzbaren Energiequellen unter Beachtung der Ressourcenschonung, der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit sowie die Unterrichtung der Öffentlichkeit und Politik über die Zusammenhänge von Energie, Umwelt und Wirtschaft.

Prof. Dr. Andreas Seeliger und Prof. Dr. Felix Müsgens warnen in der neuen Publikation des Weltenergierats - Deutschland "Energie für Deutschland 2013" vor wirtschaftlichen Konsequenzen durch den "Shale-Gas Boom" in den USA. Das ist die Förderung von Erdgas, das in dichtem Schiefergestein eingeschlossen ist und daher deutlich anspruchsvoller zu fördern ist als konventionelles Erdgas. Beim so genannten "Fracking" werden Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in das Schiefergestein gepresst, um das Erdgas freizusetzen. Während diese Methode in den USA längst eingesetzt wird und zu deutlich sinkenden Gas- und Strompreisen geführt hat, ist ein Gesetz zum Fracking in Deutschland Anfang Juni gescheitert.

Bei Umweltschützern ist Fracking wegen einer möglicherweise zu hohen chemischen Belastung des Trinkwassers umstritten. Die Professoren fordern, die Technologie für die Förderung von unkonventionellem Gas in Deutschland weiterzuentwickeln. Hierbei könnten auch deutlich weniger umweltbelastete Verfahren als in den USA eingesetzt werden, um den strengeren deutschen Umweltvorschriften gerecht zu werden.

In der vorgelegten Analyse der Auswirkungen des Shale-Gas-Booms in den USA auf Deutschland und Europa im Auftrag des Weltenergierats wurde festgestellt, dass die Unterschiede in den Energiepreisen zu Wettbewerbsnachteilen in Deutschland führten. Waren die Erdgaspreise in den USA und Deutschland einst auf vergleichbarem Niveau, sind sie aktuell in Deutschland dreimal so hoch wie in den USA. Dort wird Gas wegen des günstigen Preises verstärkt auch zur Stromerzeugung eingesetzt, während dieses Marktsegment in Deutschland stagniert. Ist der Industriestrompreis dort seit 2008 nicht gestiegen, liegt er in Deutschland nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) doppelt so hoch: rund 15 US-Ct/kWh gegenüber etwa 7 US-Ct/kWh.

"Das Risiko von Abwanderungen energieintensiver Industrien ist größer geworden", sagte Prof. Dr. Andreas Seeliger auf der Pressekonferenz in Berlin. Zwar bestehe die Attraktivität eines Industriestandorts nicht ausschließlich aus Energiekosten, sie seien aber ein wichtiger Baustein, bei dem sich die Balance deutlich zugunsten der USA verschoben hat. Darüber hinaus könne Shale-Gas ein Baustein für Erdgas als Brückentechnologie der Energiewende sein, da das Potenzial technisch gewinnbaren unkonventionellen Erdgases in Deutschland laut den Zahlen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit 2,3 Bio. m³ um ein Vielfaches höher ist als die verbliebenen konventionellen Reserven und Ressourcen mit knapp 0,3 Bio. m³. Einen Fracking-Boom in Deutschland erwarten die Experten wegen der hier geltenden hohen Umweltauflagen jedoch nicht.

Die Publikation "Energie in Deutschland 2013" kann kostenlos beim Weltenergierat - Deutschland angefordert oder heruntergeladen werden unter:
http://www.worldenergy.org/dnk/publikationen/energie_fr_deutschland/default.asp

Informationen zur DHBW Mosbach gibt es auf www.dhbw-mosbach.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1337

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Benjamin Godde, 28.06.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2013