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BERICHT/334: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im September 2014 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 10. September 2014

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im September 2014

• Die konjunkturelle Grundtendenz in Deutschland bleibt trotz Abschwächung im zweiten Quartal aufwärtsgerichtet. Im Juli gab es Signale einer Belebung.
• Zur Abschwächung im zweiten Quartal trugen neben witterungsbedingten Produktionsverschiebungen die zögerliche Entwicklung im Euroraum und die Verunsicherung durch die geopolitischen Entwicklungen bei.
• Im Juli erhielt die Industrie wieder deutlich mehr Aufträge, insbesondere aus dem Ausland. Die Produktion in der Industrie und im Baugewerbe zog an.
• Der Arbeitsmarkt ist stabil, die Einkommen steigen und der Konsum stützt die Konjunktur.



Trotz der Abschwächung im zweiten Quartal bleibt die konjunkturelle Grundtendenz aufwärtsgerichtet. Im Juli sendete das Produzierende Gewerbe erste deutliche Signale einer Belebung.[1] Zur vorherigen Abschwächung im zweiten Quartal trugen verschiedene Faktoren bei. Als Spätfolge des milden Winters dämpften Produktionsverschiebungen die Erzeugung, insbesondere im Baugewerbe. Zusätzlich wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung durch das enttäuschende Wachstum des Euroraums und die geopolitischen Ereignisse gedämpft. Die deutsche Wirtschaft ist aber unverändert in guter Verfassung. Wenn es die geopolitischen Entwicklungen erlauben und die Verunsicherung in der Wirtschaft nachlässt, wird sich der Aufschwung in gemäßigtem Tempo fortsetzen.

Nach dem starken Wachstum im ersten Quartal um 0,7 % schwächte sich das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 0,2 % ab.[2] Dieser Rückgang entsprach rechnerisch dem des Außenbeitrags. Da die Exporte weniger zunahmen als die Importe war der Außenbeitrag leicht negativ. Die Binnennachfrage stagnierte im zweiten Quartal. Während sich die privaten und staatlichen Konsumausgaben geringfügig weiter um jeweils 0,1 % erhöhten, schwächten sich die Bruttoanlageinvestitionen ab. Die Investitionen in Ausrüstungen wurden, wohl aufgrund der Verunsicherung durch die internationalen Konflikte, leicht um 0,4 % und die Investitionen in Bauten als Reaktion auf den kräftigen Anstieg im ersten Quartal stärker um 4,2 % zurückgenommen. Der Vorratsaufbau stützte die inländische Verwendung.

Die Weltwirtschaft wächst, aber sie entwickelt sich zögerlicher als erwartet. Neben vielerorts bestehenden strukturellen Herausforderungen verhindern die diversen geopolitischen Konflikte eine günstigere Entwicklung. Sie erhöhen die Unsicherheit und beeinflussen wirtschaftliche Entscheidungen. Wachstumsimpulse kommen gegenwärtig vor allem von den Vereinigten Staaten und einigen Schwellenländern Asiens. Die Erholung im Euroraum kommt dagegen nicht voran und die japanische Wirtschaft sieht sich im Zuge der Erhöhung der Verbrauchsteuern erheblichen Nachfrageschwankungen ausgesetzt. Russland und die großen Schwellenländer in Lateinamerika befinden sich in einer Schwächephase. Die chinesische Wirtschaft wächst, aber nicht so reibungslos wie erhofft. Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind somit insgesamt weniger günstig als bisher angenommen.

Die deutschen Exporte an Waren und Dienstleistungen erhöhten sich im laufenden Jahr bei Stagnation im ersten und einer Zunahme von 0,9 % im zweiten Quartal bisher sehr moderat. Vor allem die Ausfuhren in die GUS und nach Mittel- und Südamerika waren rückläufig. Im Juli kam es zu einem kräftigen Anstieg der Ausfuhr an Waren in jeweiligen Preisen um 4,7 %. Erstmals wurden in einem Monat Waren von mehr als 100 Mrd. Euro ausgeführt. Hierzu trug der späte Ferienbeginn bei. Die Wareneinfuhren gingen im Juli dagegen nominal um 1,8 % zurück. Dies war zum Teil auf sinkende Importpreise, insbesondere für Energieträger zurückzuführen. Trotz eines Rekordhandelsbilanzüberschusses im Juli von 23,4 Mrd. Euro ist weiterhin nicht von spürbar steigenden Exportüberschüssen und damit rechnerischen Wachstumsbeiträgen des Außenhandels auszugehen.

Dem Produzierenden Gewerbe gelang mit einem Anstieg der Produktion im Juli um 1,9 % ein ermutigender Start in das dritte Quartal. Sowohl die Industrie (+2,6 %) als auch das Baugewerbe (+1,7 %) erhöhten nach der Abschwächung im Frühjahr ihre Erzeugung den zweiten Monat in Folge. Das Produktionsniveau des Produzierenden Gewerbes überschritt damit wieder das Niveau des starken ersten Quartals. Die Industrieproduktion erreichte sogar erstmals wieder das bisherige Rekordniveau aus dem Januar 2008 vor der großen Krise. Im Juli wurden vor allem die Produktion von Investitionsgütern (+5,0 %) und hier insbesondere die von Kraftwagen (+11,8 %) ausgeweitet. Allerdings wurde das Produktionsergebnis erheblich durch die späte Lage der Sommerferien begünstigt. Das Baugewerbe nähert sich nach der schwachen Frühjahrsbelebung seinem bisherigen Wachstumspfad allmählich wieder an. Eine Belebung signalisieren auch die aktuellen industriellen Auftragseingänge. Diese erhöhten sich nach der Abschwächung im zweiten Quartal im Juli kräftig um 4,6 %. Hierzu trugen zwar vor allem Großaufträge aus dem Ausland bei, aber auch bereinigt um Großaufträge waren im Juli 2,1 % mehr Bestellungen zu verzeichnen. Dabei entwickel n sich die Auftragseingänge aus dem Ausland gegenwärtig günstiger als die aus dem Inland. Die Verunsicherung in der Wirtschaft durch die geopolitischen Entwicklungen blieb aber hoch. Das ifo Geschäftsklima für das verarbeitende Gewerbe verschlechterte sich daher im August den vierten Monat in Folge und der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank auf den tiefsten Wert im laufenden Jahr. Insgesamt bekräftigen die jüngsten Daten dennoch, dass im Produzierenden Gewerbe nach wie vor eine positive konjunkturelle Grundtendenz vorherrscht.

Der private Konsum stützt die Konjunktur in Deutschland zuverlässig. Nach dem deutlichen Plus im ersten Quartal nahmen die privaten Konsumausgaben auch im zweiten Quartal, wenn auch nur leicht, weiter zu. Die Umsätze des Einzel- und Kfz-Handels schwächten sich im Juli jedoch ab. Das Geschäftsklima trübte sich ebenfalls etwas ein. Die weltweiten politischen Spannungen sorgten auch bei den Konsumenten für Verunsicherung. Diese korrigierten ihre Konjunkturerwartungen nach unten. Gleichwohl bleiben die wichtigsten Rahmenbedingungen - ein robuster Arbeitsmarkt, steigende Einkommen und stabile Preise - für den privaten Konsum günstig.

Der Arbeitsmarkt ist weiterhin robust und ein Garant für eine gute binnenwirtschaftliche Entwicklung. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im August jahreszeitlich bedingt auf 2,902 Mio. Personen. Saisonbereinigt erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im Zuge der späten Lage der Sommerferien in einigen Bundesländern zwar um 2.000 Personen. Im Zeitraum Juli/August, in dem sich diese Sondereffekte etwas ausgleichen, ging die Arbeitslosigkeit leicht um 5.000 Personen pro Monat zurück. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Juni saisonbereinigt sogar außerordentlich stark um 89.000 und die Zahl der Erwerbstätigen im Juli um 44.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren damit im Juli 42,72 Mio. Personen im Inland erwerbstätig, 341.000 mehr als vor einem Jahr und ein neuer Rekordstand.


Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Oktober-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 39. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 09. September 2014 vorlagen.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.


Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage - Stand: September 2014 (PDF: 8,6 KB)
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-09-2014,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 8. September 2014
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
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Telefon: 030-186150


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2014